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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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eingelassen war, sah er eine Pressekonferenz. Der Bürgermeister flankiert von anderen ernst dreinschauenden städtischen Beamten. Dann die sattsam bekannten Bilder des Regis-Air-Flugs 753 auf dem Rollfeld des JFK.
    Die verdammte Stille im Club bewirkte, dass Roger sich wieder umsah.
    Wo
zum Teufel stecken alle?
    Er nahm einen weiteren schnellen Schluck von dem Martini und dann noch einen, stellte das Glas ab und stand auf. Er ging nach vorn, warf einen Blick in den angrenzenden kleinen Speiseraum - ebenfalls leer. Die Küchentür befand sich direkt daneben. Sie war mit schwarzem Stoff gepolstert und hatte ein rundes Bullauge in der oberen Mitte. Roger äugte vorsichtig hinein und sah den Platzwart ganz allein dort drinnen stehen - er rauchte eine Zigarette und briet sich dabei ein Steak.
    Roger ging zum Vordereingang, wo er sein Gepäck stehen gelassen hatte. Er sah niemanden, der ihm ein Taxi hätte rufen können, also griff er nach seinem iPhone, suchte im Internet nach der nächstgelegenen Taxizentrale und bestellte sich einen Wagen.
    Dann, während er unter den hohen Leuchten der überdachten Zufahrt wartete und der Geschmack des Martinis in seinem Mund langsam säuerlich wurde, hörte er einen Schrei. Einen einzelnen, durchdringenden Schrei in der Nacht, nicht weit entfernt. Auf jeden Fall auf der Bronxville-Seite gegenüber von Mount Vernon, ja vielleicht sogar von irgendwo auf dem Golfplatz.
    Roger wartete, ohne sich zu rühren. Ohne zu atmen.
    Lauschte. Noch unheimlicher als der Schrei war die darauf folgende Stille.
    Dann hielt das Taxi vor ihm. Der Fahrer, ein Mann mittleren Alters, der offensichtlich aus dem Nahen Osten stammte und einen Kugelschreiber hinter dem Ohr stecken hatte, verstaute lächelnd Rogers Gepäck im Kofferraum. Sie stiegen ein und fuhren los.
    Während sie die Privatstraße, die durch das Clubgelände führte, entlangfuhren, sah Roger auf den Platz hinaus - und meinte, dort draußen jemanden zu sehen, der im Mondlicht über das Fairway spazierte.
    Die Fahrt dauerte gerade mal fünf Minuten. Es waren keine anderen Autos auf der Straße, und die Häuser, an denen sie vorbeikamen, waren größtenteils dunkel. Als sie in die Midland einbogen, sah Roger einen Fußgänger den Bürgersteig entlanggehen - ein unüblicher Anblick bei Nacht, besonders, da er keinen Hund entdecken konnte, der ausgeführt werden musste. Es war sein Nachbar Hal Chatfield, einer der Clubmitglieder, die bei Rogers Aufnahme in den Siwanoy für ihn gebürgt hatten. Damals hatten sich er und Joan gerade erst in Bronxville eingekauft.
    Während er ging, hielt Hal die Hände senkrecht gestreckt an den Seiten, was ziemlich komisch aussah. Er trug einen offenen, flatternden Bademantel und darunter T-Shirt und Boxershorts. Plötzlich wandte er sich um und starrte das vorbeifahrende Taxi an. Roger winkte. Dann, als er sich umdrehte, um zu sehen, ob Hal ihn erkannt hatte, musste er feststellen, dass dieser ihnen steifbeinig hinterherlief. Ein sechzigjähriger Mann im Bademantel, der wie ein Cape hinter ihm her flatterte, verfolgte mitten in Bronxville ein Taxi.
    Roger sah nach vorn, um herauszufinden, ob der Fahrer das mitbekommen hatte, doch der Mann kritzelte gerade etwas auf ein Klemmbrett.
    »Hey«, sagte Roger. »Irgendeine Ahnung, was hier los ist? «
    » Ja«, erwiderte der Fahrer mit einem breiten Lächeln und einem knappen Nicken. Er hatte offenbar nicht die geringste Ahnung, was sein Fahrgast gerade gesagt hatte.
    Nach zweimaligem Abbiegen erreichten sie das Haus. Der Fahrer stieg mit Roger aus und öffnete den Kofferraum. Die Straße war ruhig, das Haus der Familie Luss so dunkel wie alle anderen.
    »Wissen Sie was? Warten Sie hier.« Roger deutete auf die Straße. »Warten? Können Sie warten?«
    »Sie bezahlen.«
    Roger nickte. Er war sich nicht einmal sicher, warum er den Mann warten lassen wollte; es hatte wohl damit zu tun, dass er sich so schrecklich allein fühlte. »Ich habe Bargeld im Haus. Sie warten hier. Okay?«
    Er ließ das Gepäck neben dem Seiteneingang stehen und ging von dort aus in die Küche. »Hallo?«, rief er und griff nach dem Lichtschalter, doch nichts passierte, als er ihn betätigte. Er sah das grüne Leuchten der Uhr an der Mikrowelle, also konnte der Strom nicht ausgefallen sein. Er tastete sich an der Arbeitsfläche entlang zur dritten Schublade vor und kramte darin nach der Taschenlampe. Ein Verwesungsgeruch stach ihm in die Nase, viel intensiver als Speisereste, die im Mülleimer

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