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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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ja immer die Wahrheit.« Sie ging zum Schrank, um das restliche Gepäck heraus zu holen. Wie vom Städtischen Amt für Katastrophenschutz für eine eventuelle Evakuierung empfohlen, hielt Kelly stets eine gepackte Tasche bereit - eine strapazierfähige Segeltuchtasche, gefüllt mit Wasserflaschen, Müsli-Riegeln, einem mit einer Kurbel betriebenen Grundig-Radio, einer Induktionstaschenlampe, einem Erste- Hilfe- Kasten, einhundert Dollar in Bargeld und Fotokopien aller wichtigen Dokumente in einem wasserdichten Behälter.
    »Das ist doch bei dir so etwas wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung«, nölte Matt, während er ihr folgte. »Kapierst du das denn nicht? Er kennt dich. Er weiß genau, auf welches Knöpfchen er drücken muss. Genau deswegen seid ihr beide ja auch nicht gut füreinander gewesen.«
    Kelly grub in den Tiefen des Schrankes und warf Matt zwei alte Tennisschläger, die ihr im Weg waren, vor die Füße. Er hatte kein Recht, in Zacks Gegenwart so zu reden. »Du verstehst das falsch. Ich glaube ihm.«
    »Er wird polizeilich gesucht, Kel. Er hatte so etwas wie einen Nervenzusammenbruch, einen Kollaps. All diese sogenannten Genies sind doch im Grunde schwache Persönlichkeiten. Wie die Sonnenblumen, die du ständig hinten am Gartenzaun anpflanzen willst - ihre Köpfe sind schlicht zu groß, sie brechen unter ihrem eigenen Gewicht zusammen.« Kelly warf einen Stiefel aus dem Schrank, dem er gerade noch rechtzeitig ausweichen konnte. » Er ist von dir besessen, Kel. Er ist krank. Er kann nicht loslassen. Bei der ganzen Sache geht es ihm doch nur darum, dich in seiner Nähe zu behalten. «
    Sie hörte auf zu suchen, drehte sich auf allen vieren um und starrte Matt zwischen den an Kleiderhaken hängenden Mänteln hindurch an. »Bist du wirklich so naiv?«
    »Männer verlieren nicht gern.«
    Kelly kroch rückwärts aus dem Schrank und wuchtete dabei ihren großen Samsonite-Koffer heraus. »Ist das der Grund, weshalb du nicht fahren willst?«
    »Ich werde nicht fahren, weil ich zur Arbeit muss. Wenn ich mit der Weltuntergangsausrede deines bekloppten Exmannes um diese Inventur herumkommen könnte, dann würde ich ihm mit Freuden glauben. Aber in der wirklichen Welt verliert man seinen Job, wenn man nicht zur Arbeit erscheint. «
    Sie funkelte Matt an. Seine Halsstarrigkeit machte sie wütend. »Eph hat gesagt, wir sollen gehen, und ich habe ihn noch nie zuvor so besorgt gesehen. Das hier ist echt.«
    »Es ist diese Sonnenfinsternis-Hysterie, von der sie im Fernsehen geredet haben. Die Leute rasten einfach aus. Wenn ich nur wegen ein paar Spinnern New York verlassen müsste, hätte ich schon vor Jahren abhauen sollen.« Matt griff nach ihrer Schulter. Erst schüttelte sie ihn ab, doch dann ließ sie sich einen Moment von ihm festhalten. »Ich werde von Zeit zu Zeit in die Elektroabteilung gehen und auf den Fernsehern verfolgen, ob sich irgendetwas Dramatisches tut. Trotzdem - die Welt dreht sich weiter. Jedenfalls für diejenigen unter uns, die richtige Jobs haben. Was ist mit dir? Willst du einfach von jetzt auf gleich nicht mehr in die Schule gehen?«
    Sicher, sie würde ihre Schüler im Stich lassen, aber die kamen - wie alle anderen - eben an zweiter Stelle. Nach Zack. »Vielleicht werden die Schulen ja für einige Tage geschlossen. Wo ich jetzt so darüber nachdenke, heute hat eine ganze Reihe Schüler unentschuldigt gefehlt ... «
    »Das sind Kinder, Kel. Sie haben die Grippe.«
    »Ich glaube, es hängt tatsächlich mit der Sonnenfinsternis zusammen«, rief Zack von der anderen Seite des Raumes. »Fred Falin hat's mir heute in der Schule erzählt. Allen, die sich ohne Schutzbrille die Sonne angesehen haben, hat es das Gehirn zerbrutzelt, und jetzt sind sie Zombies.«
    »Was fasziniert dich eigentlich so an diesen Zombies? «, fragte Kelly.
    »Sie sind da draußen. Man muss auf sie vorbereitet sein.
    Jede Wette, dass du nicht mal die zwei wichtigsten Dinge weißt, die man braucht, um eine Zombie-Invasion zu überleben.«
    Kelly ignorierte die Bemerkung, doch Matt sagte: »Keine Ahnung.«
    »Eine Machete und einen Hubschrauber.«
    »Eine Machete, ja?« Matt schüttelte den Kopf. »Ich denke, mir wäre eine anständige Schrotflinte lieber.«
    »Falsch. Eine Machete muss man nicht nachladen.« Matt drehte sich zu Kelly um. »Dieser Fred Falin, der weiß wirklich Bescheid.«
    »Leute - es
reicht!«
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie sich womöglich darüber gefreut, dass Zack und Matt an einem Strang

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