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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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Insgesamt waren es nun sieben oder acht. Wo kamen die nur alle her?
    Der Fahrer brüllte irgendetwas in seiner eigenen Sprache und drückte mit aller Kraft auf die Hupe.
    »Fahren Sie los!«,
schrie Roger.
    Der Fahrer griff nach unten, zog eine kleine Tasche von der Größe eines Kulturbeutels hervor und öffnete den Reißverschluss. Erst fielen mehrere Schokoriegel heraus, dann hatte er einen winzigen silbernen Revolver in der Hand. Er fuchtelte mit der Waffe hinter der Windschutzscheibe herum und brüllte vor Angst.
    Francos Zunge glitt das Glas entlang. Nur dass die Zunge überhaupt keine Zunge war.
    Dann machte der Fahrer seine Tür auf.
»Nein!«,
rief Roger durch die Trennscheibe, doch der Fahrer war bereits ausgestiegen. Er stand hinter der offenen Tür und feuerte seine Waffe ab, wobei sich seine Hand bewegte, als wollte er die Kugeln werfen. Er schoss und schoss. Das Pärchen vor dem Auto krümmte sich zusammen, getroffen von den kleinkalibrigen Kugeln, ging jedoch nicht zu Boden.
    Der Fahrer feuerte zwei weitere ungezielte Schüsse ab, und einer davon erwischte den Mann an der Stirn. Ein Stück Kopf flog davon, der Mann stolperte und stürzte.
    Doch dann packte ein anderer den Fahrer von hinten. Es war Hal Chatfield, Rogers Nachbar, der Mann im blauen Bademantel.
    »Nein!«,
brüllte Roger.
    Hal schleuderte den Fahrer auf die Straße, das Ding schoss aus seinem Mund und durchbohrte den Hals des Mannes.
    Ein weiteres dieser Wesen trat ins Scheinwerferlicht. Nein, kein weiteres - es war der Mann, der den Kopfschuss abbekommen hatte. Aus seiner Verletzung sickerte etwas Weißes, lief seitlich über sein Gesicht. Er hielt sich am Auto fest, kam aber stetig näher.
    Roger wollte weglaufen, doch er saß in der Falle. Auf der rechten Seite hinter Franco sah er nun einen Mann in einer braunen UPS-Uniform aus der Garage kommen. Über der Schulter trug er eine Schaufel, als wäre sie ein Baseballschläger und er ein Feldspieler, der sich gerade aufwärmte.
    Der Mann mit dem Kopfschuss kroch um die offene Fahrertür herum, stieg auf den Vordersitz und sah Roger durch die Plastikscheibe an. Die rechte Seite seines Kopfes stand ab wie eine Stirnlocke aus Fleisch, weißer Schleim überzog Wange und Kinn.
    Roger drehte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, um zu sehen, wie der UPS-Mann mit der Schaufel ausholte. Klirrend prallte sie von der Heckscheibe ab und hinterließ einen langen Kratzer auf dem verstärkten Glas. Das Licht der Straßenlaternen brach sich im Spinnwebmuster der Risse.
    Dann hörte Roger ein Kratzen auf der Trennscheibe. Die Zunge des Kopfschuss-Mannes! Er versuchte, sie durch den Geldschlitz zu schieben. Und tatsächlich: Die fleischige Spitze schaffte es hindurch, spannte sich an, schien etwas zu wittern ...
    Mit einem Schrei trat Roger wie besessen auf den Schlitz ein. Der Kopfschuss-Mann stieß ein unmenschliches, schrilles Kreischen aus, und die abgetrennte Spitze seiner ... was auch immer es war ... fiel auf Rogers Schoß. Er schlug das Ding weg, während auf der anderen Seite der Trennscheibe der Kopfschuss-Mann alles mit dem weißen Zeug vollspritzte.
    Rums!
Ein weiterer Schaufelschlag krachte auf die Heckscheibe unmittelbar hinter Rogers Kopf. Das Glas bekam weitere Sprünge, bog sich durch, zerbrach aber immer noch nicht.
    Bang-bang-bang.
Tritte hinterließen Beulen im Wagendach.
    Vier der Wesen auf dem Bordstein, drei auf der Straße, und von vorne kamen weitere angerannt. Und Roger sah den UPS-Mann ein weiteres Mal ausholen ...
    Jetzt oder nie.
    Er streckte die Hand nach dem Griff aus und trat die Tür zur Straßenseite mit aller Kraft auf. In diesem Moment zerschmetterte die Schaufel die Heckscheibe, die sich in einen Regen aus kleinen Glassplittern auflöste. Das Schaufelblatt verfehlte Rogers Kopf nur um Zentimeter, als er hinaus auf die Straße stürzte. Jemand - es war Hal Chatfield, dessen Augen rot glühten - packte seinen Arm, doch Roger streifte seine Anzugjacke ab wie eine Schlange, die sich ihrer Haut entledigt, und rannte die Straße hinauf. Er sah nicht zurück, bis er die nächste Ecke erreicht hatte.
    Einige der Wesen folgten ihm in humpelndem Trott, andere bewegten sich deutlich schneller. Es waren alte Menschen und sogar Kinder darunter, seine Nachbarn und Freunde. Gesichter, die er vom Bahnhof wiedererkannte, von Geburtstagspartys, aus der Kirche.
    Und alle waren sie hinter ihm her.
     
    Flatbush, Brooklyn
     
    Eph drückte auf den Klingelknopf der Barbours. In der

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