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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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Boden verdeckt hat. Wir haben die Mülleimer ausgewechselt. Ohne Erfolg. Die spielen hier wie die Eichhörnchen, besonders am Nachmittag, wenn die Spaziergänger kommen. Wissen Sie, was zu fressen finden Ratten eigentlich überall. Aber was sie wirklich brauchen, ist eine Infrastruktur.« Vasiliy deutete zu Boden. »Hier unten befindet sich eine verlassene U-Bahn-Station. Die alte Haltestelle unter dem Rathaus.«
    »Ist sie immer noch an das Netz angeschlossen?«, fragte
    Setrakian.
    »Da unten ist alles irgendwie miteinander verbunden.« Sie mussten nicht lange warten.
    »Da«, sagte Setrakian.
    Eph sah eine abgerissene Frau etwa dreißig Meter entfernt unter einer Straßenlaterne. »Ist doch nur eine Obdachlose.« »Nein.« Setrakian reichte ihm das Nachtsichtgerät.
    Durch das Gerät sah Eph die Frau als leuchtend roten Flecken vor einem kalten, dunklen Hintergrund.
    »Es liegt an ihrem Stoffwechsel, dass sie so auffällig leuchten«, sagte der alte Mann. »Da ist noch eine.«
    Leicht schwankend blieb eine dicke Frau am Gitterzaun stehen, der den Park umgab.
    Dann kam ein Mann im Kittel eines Zeitungshändlers; er trug einen leblosen Körper auf der Schulter. Er ließ den Körper über den Zaun fallen und kletterte unbeholfen hinterher, wobei er sich das Hosenbein aufriss. Schließlich verschwand er im Schatten der Bäume.
    » Ja«, sage Setrakian. »Hier sind wir richtig.«
    Eph erschauerte. Die Anwesenheit dieser wandelnden Krankheitserreger, dieser Seuche in Menschengestalt, widerte ihn an. Ihm wurde speiübel, als er sah, wie sie in den Park stolperten, Tiere, die einem unbewussten Impuls folgten, die Schutz vor dem Licht suchten - wie Pendler, die den letzten Zug nach Hause erwischen wollen.
    Leise stiegen sie aus dem Wagen. Vasiliy trug einen Tyvek-Overall und Gummistiefel. Er bot den anderen auch ein Set an, doch Eph und Setrakian nahmen nur die Gummistiefel. Ohne zu fragen besprühte Setrakian sie alle mit einem dufteliminierendem Spray; auf dem Etikett der Dose war das Bild eines Rehs in einem Fadenkreuz zu sehen. Das Spray konnte allerdings weder etwas gegen den Geruch des Kohlendioxids in ihrem Atem noch gegen die Geräusche ihrer klopfenden Herzen ausrichten.
    Vasiliy trug den Großteil der Ausrüstung. Die Nagelpistole inklusive dreier Reservemagazine verstaute er in einer Tasche, die quer über seiner Schulter hing. An seinem Gürtel befestigte er diverse Werkzeuge einschließlich des Nachtsichtgeräts und eines Luma-Leuchtstabs sowie einen von Setrakians Silberdolchen in einer Lederhülle. In einem Netzbeutel auf dem Rücken befand sich die UV-C-Granate.
    Setrakian war ebenfalls mit einer Luma-Lampe und seinem Gehstock bewaffnet. Die Wärmebildkamera hatte er in seiner Jackentasche. Er kontrollierte noch einmal die Pillendose in seiner Weste.
    Eph hatte neben der Luma ein Silberschwert in einer Lederscheide dabei. Die sechzig Zentimeter lange Klinge war quer über seinen Rücken gebunden.
    »Wir gehen direkt in die Höhle des Löwen«, sagte Vasiliy. »Ist das wirklich eine so gute Idee?«
    »Es gibt keine Alternative«, erwiderte Setrakian. »Jetzt ist der einzige Zeitpunkt, bei dem wir mit Sicherheit wissen, dass der Meister hier ist.« Er sah zum Himmel auf, der durch den ersten Schimmer des Tages in ein sanftes Blau getaucht war. »Die Nacht neigt sich dem Ende zu. Lasst uns gehen.«
    Eph und Vasiliy stiegen über das Tor des niedrigen Zaunes, dann halfen sie Setrakian hinüber.
    Weitere Schritte auf dem Bürgersteig ließen sie schnell im Park Deckung suchen. Die Grünanlage war ein Dickicht von Bäumen, das nachts nicht beleuchtet war. Sie hörten das Plätschern eines Springbrunnens und die Autos, die am Park vorbeifuhren.
    »Wo sind sie?«, flüsterte Eph.
    Setrakian holte die Wärmebildkamera heraus. Er suchte die Umgebung ab und reichte sie dann an Eph weiter.
    Eph sah leuchtend rote Figuren, die sich verstohlen durch die ansonsten »kalte« Landschaft bewegten.
    Sie waren überall. Und sie gingen alle auf einen Punkt im Norden zu.
    Ihr Ziel war ein dunkles Häuschen, das Eph aus der Entfernung nur undeutlich erkennen konnte. Er wartete ab, bis keine weiteren Wärmequellen mehr zu erkennen waren.
    Dann rannten sie auf das Häuschen zu, öffneten die Tür und drängten sich hinein. Es war ein alter Informationsstand, dessen Holztheke komplett von Drahtständern mit Touristenbroschüren und Fahrplänen eingenommen wurde. Vasiliy richtete seine kleine Maglite auf eine in den Boden

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