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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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Moment die wichtigste Frage überhaupt - wer hat die Tür geöffnet?« Noras Blick wanderte hektisch zwischen Eph und Jim hin und her. »Zugegeben, es
könnte
am Druckwechsel gelegen haben. Vielleicht war die Tür schon entriegelt, und der Druckabfall im Inneren des Flugzeugs hat sie dann einfach aufgedrückt. Uns wird garantiert noch eine schlaue Erklärung dafür einfallen, schließlich sind wir Wissenschaftler. Das ist unser Job.«
    »Nicht zu vergessen die Blenden vor den Fenstern«, sagte Jim. »Bei einer Landung wollen die Leute eigentlich immer aus dem Fenster sehen. Wer hat sie alle heruntergezogen?« Eph nickte. Er hatte sich den ganzen Morgen so sehr auf die medizinischen Details konzentriert, dass es ganz gut war, einen Schritt zurückzutreten und die bizarren Ereignisse mit einigem Abstand zu betrachten. Ein Flugzeug voller Leichen ... Nein, nicht alle waren Leichen. »Genau deshalb sind die vier Überlebenden der Schlüssel«, sagte er. »Wenn sie überhaupt etwas mitbekommen haben.«
    »Oder sonst irgendwie damit zu tun haben«, murmelte Nora.
    »Alle vier sind jetzt im Quarantäneflügel des Jamaica Hospital«, erklärte Jim. »Ihr Zustand ist kritisch, aber stabil. Kapitän Redfern, der dritte Pilot, zweiunddreißig Jahre. Eine Anwältin aus Westchester County, einundvierzig Jahre. Ein Informatiker aus Brooklyn, vierundvierzig. Und ein sechsunddreißigjähriger Musiker, ein Promi mit Wohnsitzen in Manhattan und Miami Beach. Sein Name ist Dwight Moorshein.«
    Eph zuckte mit den Achseln. »Nie von ihm gehört.« »Er tritt unter dem Namen Gabriel Bolivar auf.« »Oh«, machte Eph.
    »Oh«, machte Nora.
    »Er saß inkognito in der Ersten Klasse, ohne Vogelscheuchen-Make-up, ohne diese irren Kontaktlinsen. Sobald die Medien das spitzkriegen, wird die Hölle los sein.«
    »Gibt es irgendwelche Verbindungen zwischen den Überlebenden?«, fragte Eph.
    »Bis jetzt keine zu erkennen. Vielleicht ergibt die medizinische Untersuchung etwas. Sie waren über die ganze Maschine verteilt. Der Informatiker flog Economy, die Anwältin Business, der Sänger Erste Klasse. Und Kapitän Redfern war natürlich im Cockpit.«
    »Seltsam«, sagte Eph. »Aber das ist alles, was wir haben.
    Das heißt, sofern sie überhaupt wieder zu Bewusstsein kommen. Und das lange genug, damit wir ein paar Antworten aus ihnen herauskitzeln können.«
    Einer der Beamten der Port Authority kam zu ihnen hinüber. »Dr. Goodweather, Sie sollten besser kommen. Der Frachtraum. Sie haben da was gefunden ... «
    Man hatte bereits damit begonnen, die stählernen Gepäckcontainer durch die Frachtluke auf der Unterseite der 777 zu entladen, damit das HAZMAT-Team sie öffnen und überprüfen konnte. Eph und Nora gingen um die in der Maschine verbliebenen Container herum, die in einer Reihe auf in den Boden eingelassenen Führungsschienen befestigt waren, und betraten den Bauch des Flugzeugs.
    Am hinteren Ende des Laderaums stand eine lange rechteckige Kiste. Sie war aus schwarzem Holz und ganz offensichtlich sehr schwer. Etwa einen Meter fünfundzwanzig breit, neunzig Zentimeter hoch und zweieinhalb Meter lang, erinnerte sie an einen auf dem Rücken liegenden großen Schrank aus stumpfem Ebenholz. Auf der Oberseite waren komplizierte Muster eingeschnitzt, die uralte - oder zumindest auf uralt gemachte - Schriftzeichen umrankten. Etliche der verschlungenen Figuren ähnelten menschlichen Gestalten - und, mit ein wenig Fantasie, schreienden Gesichtern.
    »Die hat bislang noch niemand geöffnet?«, fragte Eph. Die Männer des HAZMAT-Teams schüttelten den Kopf. » Wir haben das Ding nicht angerührt«, erwiderte einer von ihnen.
    Eph warf einen Blick hinter die Kiste. Drei orangefarbene Gurte, deren stählerne Haken noch in den Halteösen steckten, lagen dort auf dem Boden. »Und die Gurte hier?«
    » Die waren schon gelöst, als wir reinkamen «, sagte ein anderer.
    Eph sah sich im Laderaum um. » Unmöglich. Wäre dieses Ding während des Fluges ungesichert gewesen, hätte es die Gepäckcontainer beschädigt, wenn nicht gar die Innenwände des Frachtraums.« Er inspizierte die Kiste genauer. » Wo ist das Kontrolletikett? Und was steht im Frachtverzeichnis? «
    Einer der Beamten hielt mehrere laminierte, von einer Ringklammer zusammengehaltene Seiten hoch. » Nichts verzeichnet. «
    Eph ging zu ihm. »Das kann nicht sein.«
    »Das einzige etwas ungewöhnlichere Frachtstück, das hier erfasst ist, neben drei Sätzen Golfschlägern, ist ein Kajak. Und da ist

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