Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
Vom Netzwerk:
Hey, keine Ahnung. Während des Flugs hab ich einen Wodka Tonic nach dem anderen gekippt - ich bin ziemlich sicher, dass ich bei der Landung geschlafen habe.« Bolivar sah auf, blinzelte ins Licht. »Wie wär's mit ein paar Demerol, hm? Gibt's hier keinen Zimmerservice? Was läuft hier überhaupt?«
    Eph sah die Narben kreuz und quer über Bolivars Armen und erinnerte sich, dass es zu dessen Bühnenshow gehörte, sich mit einem Messer zu bearbeiten. »Wir sind gerade dabei, die einzelnen Gepäckstücke im Flugzeug den Passagieren zuzuordnen. «
    »Bei mir kein Problem, Mann. Ich hatte nichts dabei. Kein Gepäck, nur das Telefon. Meine eigene Maschine ist ausgefallen. Ich bin in der allerletzten Minute umgestiegen. Hat Ihnen mein Manager das nicht gesagt?«
    »Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Was das Gepäck betrifft - besonders interessiert mich eine große Kiste.« Bolivar starrte Eph an. »Ist das hier so was wie ein Test auf Zurechnungsfähigkeit?«
    »Im Frachtraum. Ein ziemlich altes Ding, teilweise mit Erde gefüllt.«
    »Keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Sie haben sie nicht vielleicht zufällig aus Deutschland
     mitgenommen? Sie sehen so aus, als würden Sie solche Dinger sammeln.«
    »Ach, das ist doch alles nur Show, Mann. Eine beschissene Nummer, mehr nicht. Ein Spektakel. Gruftischminke und Hardcore-Texte. Googeln Sie mich mal - mein Vater war methodistischer Priester, und das Einzige, was ich sammle, sind Muschis. Apropos, wann zum Teufel kann ich eigentlich wieder gehen?«
    »Wir müssen noch einige Tests machen. Wir wollen sicher sein, dass Sie kerngesund sind, bevor wir Sie entlassen.«
    » Und wann krieg ich mein Telefon wieder?«
    »Bald«, erwiderte Eph und verließ den Raum.
    Die leitende Ärztin der Isolierstation war an der Zugangsschleuse in eine heftige Diskussion mit drei Männern verwickelt, von denen zwei Eph weit überragten. Offenbar Bolivars Leibwächter. Der Dritte war kleiner und trug eine Aktentasche - was nach Anwalt roch.
    »Gentlemen«, sagte Eph, »dieser Bereich ist gesperrt.« »Ich bin hier, um die Entlassung meines Mandanten Gabriel Bolivar zu erwirken«, erklärte der untersetzte Mann. Also eindeutig Anwalt.
    »Mr. Bolivar wird derzeit verschiedenen Tests unterzogen und baldmöglichst entlassen.«
    »Und wann ist das?«
    Eph zuckte mit den Achseln. »In zwei, vielleicht drei Tagen. Wenn alles gut verläuft.«
    »Mr. Bolivar ersucht, in die Obhut seines Hausarztes entlassen zu werden. Ich habe die rechtliche Vollmacht für den Fall, dass er, aus welchem Grund auch immer, nicht in der Lage sein sollte, selbst Entscheidungen zu treffen.«
    »Niemand außer mir darf zu ihm.« Eph wandte sich der leitenden Ärztin zu. »Postieren Sie bitte umgehend jemanden vom Sicherheitsdienst vor seiner Tür.«
    Der Anwalt trat näher. »Hören Sie zu, Doktor. Ich bin kein Experte, was die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich einer Quarantäne angeht, aber ich bin ziemlich sicher, dass eine Verfügung des Präsidenten erforderlich ist, um jemanden gegen seinen Willen in medizinischer Isolation zu halten. Dürfte ich diese Verfügung sehen?«
    Eph verzog den Mund. »Mr. Bolivar ist momentan sowohl mein Patient als auch Überlebender eines Unglücks mit zahlreichen Todesopfern. Wenn Sie Ihre Telefonnummer in der Schwesternstation hinterlassen, werde ich Sie nach Möglichkeit über die Fortschritte seiner Genesung auf dem Laufenden halten - natürlich nur mit Mr. Bolivars Zustimmung.«
    »Na schön, Doc.« Der Anwalt legte Eph die Hand in einer Weise auf die Schulter, die dieser überhaupt nicht leiden konnte. »Wissen Sie, wie ich die ganze Sache auch ohne gerichtliche Anordnung beschleunigen kann? Ich mobilisiere einfach die Fangemeinde meines Mandanten.« Er sah die Ärztin an. »Wollen Sie wirklich, dass Hunderte Gruftimäuschen und alle möglichen anderen Freaks vor Ihrem Krankenhaus Protestmärsche veranstalten oder gar hier drin den Aufstand proben, nur um ihn zu sehen?«
    Eph starrte so lange auf die Hand des Anwalts, bis dieser sie wieder von seiner Schulter nahm. »Für diesen ganzen Unsinn habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Wir haben andere Dinge zu klären. Etwa: Leidet Ihr Mandant an einer Geschlechtskrankheit, von der ich wissen sollte? Nimmt er Betäubungsmittel, oder hat er in der Vergangenheit welche genommen? Ich frage vorsichtshalber, denn wenn ich mir wirklich seine gesamten medizinischen Unterlagen ansehen muss, könnte es sein, dass sie in die falschen Hände

Weitere Kostenlose Bücher