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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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es auch.« Der Mann deutete auf ein in Folie eingewickeltes Kajak, das mit Gepäckaufklebern bedeckt und mit den gleichen Spanngurten an der Wand befestigt war.
    »Setzen Sie sich mit Berlin in Verbindung«, sagte Eph. »Die müssen doch Unterlagen haben. Irgendjemand kann sich bestimmt an dieses Ding erinnern, das wiegt doch locker zweihundert Kilo.«
    »Haben wir schon getan. Auch dort keinerlei Unterlagen.
    Sie lassen gerade die Leute kommen, die das Gepäck verladen haben, und befragen einen nach dem anderen.«
    Eph wandte sich wieder der Kiste zu. Er ging in die Hocke, um sie näher zu untersuchen, fuhr mit der Hand über das Holz. An beiden Oberkanten waren jeweils drei Scharniere angebracht, und in der Mitte der Oberseite verlief ein Spalt - es war eine Art Doppeltür, die sich nach außen öffnete. Eph griff unter den überstehenden Rand und versuchte, die Flügel zu öffnen. Leichter gesagt als getan. »Könnte mir vielleicht mal jemand helfen?«
    Einer der Männer trat vor und packte mit seinen behandschuhten Fingern den gegenüberliegenden Rand. Eph zählte bis drei, dann öffneten sie gleichzeitig die beiden schweren Flügel.
    Verwesungsgestank stieg aus der Kiste, als wäre sie hundert Jahre lang versiegelt gewesen. Sie wirkte leer - bis einer der Beamten seine Taschenlampe anknipste und den Strahl über das Innere wandern ließ. Da war etwas.
    Eph streckte die Hand aus. Seine Finger versanken in ...
    Erde. Schwerer, pechschwarzer Erde. Weich wie Kuchenteig. Sie füllte die unteren zwei Drittel der Kiste.
    Nora trat einen Schritt zurück. »Sieht aus wie ein Sarg«, murmelte sie.
     
    Jamaica Hospital Medical Center
     
    Eph zog die Finger wieder heraus. Er wandte sich Nora zu, wartete vergeblich auf ein Lächeln von ihr. »Bisschen groß für einen Sarg, findest du nicht?«
    »Und wer verschickt eine alte Kiste voller Erde?« »Niemand. Da muss noch etwas anderes drin gewesen sein.«
    »Unmöglich. Das Flugzeug steht unter strengster Quarantäne.«
    Eph zuckte mit den Achseln. »Also noch ein Rätsel. Mit Sicherheit kann ich im Moment nur sagen, dass wir hier einen unverschlossenen, nicht fixierten Behälter haben, für den es keinen Frachtschein gibt.« Er blickte in die Runde. »Wir müssen eine Probe davon nehmen. In Erde lassen sich selbst geringste Spuren fremder Substanzen nachweisen. Radioaktive Strahlung zum Beispiel.«
    »Sie meinen, hier war das Zeug drin ... «, setzte einer der Beamten an.
    » ... mit dem die Passagiere ausgeschaltet wurden? Das ist jedenfalls das Plausibelste, was ich bisher dazu gehört habe.«
    »Eph? Nora?«, rief Jim in diesem Moment von außen. »Was gibt's, Jim?«, erwiderte Eph.
    »Eben hat die Isolierstation des Jamaica angerufen. Ihr solltet so schnell wie möglich rüberfahren. «
    Das Jamaica Hospital lag nur zehn Minuten nördlich des JFK am Van-Wyck-Expressway. Es war eines der vier New Yorker Notfallzentren bei bio-terroristischen Anschlägen und zentraler Bestandteil im System zur Erfassung unspezifischer Krankheitssymptome. Erst einen Monat zuvor hatte Eph dort einen Workshop zum Canary-Projekt abgehalten,
     daher wusste er, dass sich die Isolierstation für Infektionen, die durch die Luft übertragen wurden, auf der vierten Etage befand.
    Auf der metallenen Schwingtür prangte das orange leuchtende Symbol für Biogefährdung, das auf eine tatsächliche oder potenzielle Gefahr für Zellmaterial oder lebende Organismen hinwies. Darunter stand:
     
    ISOLIERSTATION
KONTAKTSCHUTZVORKEHRUNGEN
OBLIGATORISCH
ZUTRITT NUR FÜR BERECHTIGTE
     
     
    Am Empfang zeigte Eph seine CDC-Papiere. Die leitende Ärztin erkannte ihn von früheren Seuchenmanagement-Übungen wieder und ließ ihn und Nora herein.
    »Was gibt's denn?«, fragte er die Ärztin.
    »Auch auf die Gefahr hin, allzu dramatisch zu klingen«, sagte sie, zog ihre Karte über den Scanner und öffnete damit die Türen zur Station, »das hier müssen Sie sich wirklich selbst ansehen.«
    Sie betraten einen schmalen Flur und damit den äußeren Ring des Quarantänebereichs. Eph folgte der Ärztin durch blaue Vorhänge zur Schwesternstation. Hier standen Tabletts mit verschiedenen Schutzüberzügen - Kittel, Brillen, Handschuhe, Überschuhe, Atemschutzgeräte - sowie ein großer, rollbarer Abfallbehälter, der mit einem roten Müllsack für biologisch gefährliches Material ausgekleidet war. Bei den Atemschutzgeräten handelte es sich um N95-Halbmasken, die fünfundneunzig Prozent aller Partikel ab einer Größe

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