Die Sache mit Callie und Kayden
tun musste, und mich ansonsten von allem ferngehalten, zumindest seit meinem zwölften Geburtstag. Jetzt aber werde ich neugierig.
»Mich interessiert schon ein bisschen, wie eure Wettkämpfe aussehen«, sage ich, und Kayden wirkt sehr zufrieden, so wie seine Mundwinkel zucken, als er sich anstrengt, nicht zu grinsen, obwohl er doch gerade eben noch gegen dieses Spiel war.
Luke nimmt noch einen Schluck Tequila, wischt sich den Mund mit dem Ärmel ab und reicht die Flasche an Kayden weiter. »Normalerweise bauen wir einen Hindernisparcours auf, also Rennen und Springen und so.« Er zeigt mit einer Hand auf das Netz über uns. »Aber hier haben wir ja schon einen fertigen.«
»Und dann? Rennt ihr einfach?«, frage ich, als Kayden die Flasche hinter mir an Seth weiterreicht. »Und was bekommt der Gewinner?«
Seth neigt den Kopf nach hinten und nimmt einen lauten, großen Schluck. »Verdammt, ist das gut!«
»Die Befriedigung des Siegens.« Kayden wechselt einen Blick mit Luke.
Luke sieht nach oben. »Ich würde sagen, wer als Erster oben und wieder unten ist, hat gewonnen.«
»Und ich schlage vor, dass diesmal der Gewinner dem anderen einen Gefallen schuldet.« Kayden geht um mich herum und führt mich an den Schultern zur Seite. »Zum Beispiel ihm jederzeit seinen Truck zu leihen, wenn er ihn braucht.«
»Meinetwegen«, kontert Luke, »solange ich, wenn ich gewinne, an Thanksgiving das Motorrad fahren darf, das noch nie aus der Garage gekommen ist.«
»Das gehört meinem Bruder«, erwidert Kayden hörbar gereizt.
»Du bist schon mal damit gefahren«, protestiert Luke.
»Und habe mich damit tief in die Scheiße geritten.« Sein Atem geht schnell, und die Spannung in der Luft ist deutlich zu spüren.
Dann atmet er langsam aus, während Luke noch mehr Tequila trinkt und ihn herausfordernd ansieht. Von »zu viel Testosteron« hatte ich zwar schon gehört, aber heute erlebe ich es erstmals live.
»Na gut, abgemacht.« Kayden reißt Luke die Flasche aus der Hand und nimmt einen großen Schluck Tequila. »Aber ich lasse dich nicht gewinnen.«
»Wir werden ja sehen.« Luke holt sich die Flasche zurück, setzt sie an seine Lippen und trinkt noch einmal.
»Wisst ihr was?« Seth schlurft zum Ausgang und blickt dabei auf sein Handy. »Ich gehe lieber wieder zu dem zurück, mit dem ich eben geredet habe.«
»Oh nein.« Kayden versperrt ihm den Weg. »Du musst hier unten bleiben und den Gewinner ausrufen.«
Seth winkt ihn weg. »Nein, das kann Callie machen.«
»Callie macht mit, schon vergessen?«, erwidert Kayden kopfschüttelnd.
Ich zucke zusammen und frage mich, worauf ich mich bloß eingelassen habe. »Vielleicht bleibe ich doch hier unten.«
Kayden neigt den Kopf zu mir, sodass mich die Spitzen seines braunen Haars an der Stirn kitzeln. »Ich dachte, du willst uns beweisen, dass du nicht klein bist?«
Ich sehe skeptisch zu den Netzen und Seilen über uns. »Wie soll ich das wohl machen? Ich kann unmöglich gegen euch beide gewinnen.«
Er hält sich eine Faust vor die Brust, und seine grünen Augen funkeln gefährlich. »So furchteinflößend wie du kickboxt!«
Luke lacht schnaubend und spritzt dabei etwas Tequila auf den Boden. »Was?«
Kayden nimmt seine Faust herunter, beißt sich auf die Lippe und hat diesen schier überwältigenden Blick. »Was sagst du? Kannst du das?«
Ich nicke, obwohl ich es nicht glaube. »Einverstanden. Ich versuche nur, vor euch beiden oben zu sein?«
Kayden reibt sich das Kinn. »Genau.«
Ich folge ihnen zur unteren Stufe, als sie sich in Laufposition begeben, die Arme zu ihren Seiten. Zwischen den beiden komme ich mir sehr klein vor.
Seth steht am Vorhang und blickt auf die Zeitanzeige seines Handys. »Soll ich den Start ausrufen?«
Kayden nickt, ohne die Augen vom Tunnel vor uns abzuwenden. »Ja, wenn du so weit bist. Wir sind bereit.«
Seth sieht seufzend wieder auf sein Handy. »Auf die Plätze, fertig, los!«
Ich stolpere zur Seite, als Luke Kayden schubst und in den Tunnel rennt. Kayden fängt sich schnell, springt auf die Stufe zurück und sprintet in die Dunkelheit. Ich sehe mich zu Seth um, der mir bedeutet, meinen Hintern in Bewegung zu setzen.
Ich gehe schnell, ziehe den Kopf ein und lausche auf die Geräusche ihrer Schritte, die schon über mir sind. Mir kommen ernste Zweifel, als ich aus dem Tunnel und zu einer Holztreppe komme. Ich steige hinauf, und weil es so stockfinster ist, wird mir ziemlich mulmig. Auf der nächsten Ebene dringt ein bisschen Licht
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