Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
einen oder anderen gelegentlich ein Lächeln schenkte. Die Mädchen kicherten oder erröteten verlegen, die Jungen betrachteten ihn verstohlen neidisch.
Monty erschien erst kurz vor dem Läuten zum Stundenbeginn, näherte sich gesenkten Hauptes, sein Buch fest an die Brust gepresst, den Rucksack über der Schulter. Seine ausgewaschene Jeans und die einfachen Turnschuhe waren dieselben wie vom Vortag. Dafür trug er heute ein einfaches, beiges T-Shirt ohne jeden Aufdruck. Als er herankam, wirkte er wirklich sehr unscheinbar. Fast schien er inmitten der anderen Schüler zu verschwinden und wich diesen auf dem Weg zum Klassenraum immer wieder geschickt aus. Er sah erst hoch, als ihn Jo direkt ansprach.
„Hey, Mo.“ Jo lächelte ihn an und die Blicke der anwesenden Schüler richteten sich synchron auf sie. Ungewöhnlich genug, dass sich Jo Bergenfeld hierher verirrte, dass er einen ansprach, der nicht zu seinen Kreisen gehörte war praktisch noch nie vorgekommen.
Monty stockte im Schritt und fand sich unversehens im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit wieder. Unsicher glitt sein Blick von seinen Mitschülern zu Jo.
„Was willst du?“, fragte er so leise nach, dass ihn Jo kaum verstand. Deshalb löste sich der blonde Junge von der Wand, trat dichter an Monty heran, der sofort vor ihm zurückwich.
„Na was wohl? Dich wiedersehen.“ Gespielt beleidigt verzog Jo den Mund. „Hast du schon vergessen, dass wir zum Eisessen verabredet waren?“
„Waren wir nicht.“ Entschieden schüttelte Monty den Kopf. „Ich habe dir doch gesagt: Ich habe kein Interesse. Und jetzt geh bitte wieder.“ Verlegen sah er sich um, fühlte sich sichtlich unwohl unter all den Blicken. Jo trat noch dichter an ihn heran, als die Stundenglocke über ihnen klingelte und die Schüler ringsum lärmend ihre Sachen nahmen und in den Klassenraum gingen. Monty presste sein Buch noch fester an sich, traute sich jedoch nicht direkt an Jo vorbei.
„Nein“, erklärte Jo einfach. „Ich gehe erst wieder, wenn du mir sagst, wann und wo ich dich heute abholen kann, Mo.“
„Gar nicht!“, fauchte ihn Monty heftig an, erschrak offenbar, als die letzten Schüler auf dem Gang irritiert zu ihm hinsahen und fügte leiser hinzu: „Und ich heiße Monty.“
Aus dem Lehrerzimmer am Ende des Ganges kam bereits Frau Eicher-Leicher in ihrem typischen, durch hochhackige Schuhe verursachten, schwankenden Gang heran.
„Geh jetzt endlich“, bat Monty flüsternd, bedachte Jo mit einem beinahe flehenden Blick und versuchte sich nun doch an ihm vorbei in den Klassenraum zu drängeln.
„Erst wenn du mir ein Date versprichst.“ Jo blieb hartnäckig und vertrat ihm den Weg. Die Lehrerin kam heran, stutzte, als sie den älteren Schüler im Gespräch mit Monty sah und lächelte gewinnend.
„Schönen guten Tag, Herr Bergenfeld, haben sie mit Monty noch was zu besprechen?“, fragte sie beflissen nach. Sie war eine der Lehrerinnen, die Jo nicht für voll nahm, weil sie sich von seinem Namen beeindrucken ließ. Im Moment kam sie ihm jedoch gerade recht.
„Guten Tag Frau Eicher-Leicher“, begrüßte er sie mit seinem nettesten Schwiegermutter-Lächeln. „Ach, Monty hier will mir partout seinen Nachnamen nicht verraten, dabei habe ich ihn ganz höflich danach gefragt.“ Jo schaffte es einen enttäuschten, höchst gekränkten Ausdruck hinzuzaubern, auf den die Lehrerin sofort hereinfiel. Strafend blickte sie auf Monty hinab, der in sich zusammensackte und betreten zu Boden schaute.
„Warum sagst du ihm deinen Nachnamen denn nicht? Was ist daran so schlimm?“ Die Lehrerin schüttelte tadelnd den Kopf, wandte sich Jo zu und lächelte ihn gewinnend an.
„Er heißt Monty Gärtner und ist neu bei uns.“ Jo lächelte Monty triumphierend an, erntete von diesem einen überaus wütenden Blick, geschickt verborgen unter den langen Wimpern.
„Wenn Sie hier noch etwas zu bereden haben, darf Monty noch einen Moment bleiben. Ich finde es schön, wenn Sie sich anfreunden. Schicken Sie doch Monty einfach rein, sobald Sie fertig sind, ja?“ Damit verschwand die Lehrerin im Klassenzimmer und zog die Tür hinter sich zu.
„Verdammter Mistkerl“, zischte Mo und versuchte erneut an Jo vorbei zum Klassenzimmer zu kommen. Abermals vertrat ihm der größere Junge den Weg. Der Gang war mittlerweile menschenleer, alle Schüler waren bereits in ihren Klassenräumen.
„Lass mich endlich vorbei“, forderte Monty Jo energischer auf. Seine Stimme war jedoch unsicher,
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