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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Hamleigh so gut wie versprochen.«
    Philip stöhnte hörbar auf. Er hatte schon fest mit der Zustimmung des Königs gerechnet; die Enttäuschung traf ihn wie ein Messerstich.
    Henry und Waleran waren wie vor den Kopf geschlagen. Diese Antwort hatten sie beide nicht erwartet.
    Als Erster fand Henry seine Sprache wieder. »So gut wie?«, fragte er.
    Der König hob die Schultern. »Ich kann mich vielleicht noch irgendwie herauswinden. Peinlich wird es auf jeden Fall. Andererseits – schließlich war Percy es, der den Verräter Bartholomäus seiner gerechten Strafe zugeführt hat.«
    »Nicht ohne Hilfe, mein Herr und König!«
    »Ich weiß, dass Ihr daran Anteil hattet …«
    » Ich war derjenige, der Percy Hamleigh von dem Komplott gegen Euch in Kenntnis setzte!«
    »Ja, richtig. Übrigens – woher wusstet Ihr denn davon?«
    Philip trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Das kann gefährlich werden, dachte er. Niemand durfte erfahren, dass der erste Hinweis von seinem Bruder Francis stammte, denn Francis arbeitete nach wie vor für Robert von Gloucester, dem der König die Teilnahme an der Verschwörung verziehen hatte.
    »Von jemandem, der auf dem Sterbebett ein Bekenntnis ablegte«, antwortete Waleran.
    Philip fiel ein Stein vom Herzen. Waleran wiederholte lediglich seine eigene Notlüge – mit dem Unterschied freilich, dass er so tat, als sei das ›Bekenntnis‹ vor ihm selbst abgelegt worden und nicht vor Philip.
    »Wie dem auch sei«, fuhr der König fort, »es war Percy, nicht Ihr, der unter Einsatz von Leib und Leben die Burg des Grafen angriff und den Verräter festnahm.«
    »Du könntest Percy auch irgendwie anders belohnen«, warf Henry ein.
    »Percy wünscht sich ausdrücklich Shiring«, erwiderte Stephan. »Er kennt die Grafschaft und wird sie sicherlich gut führen. Ich könnte ihm natürlich auch Cambridgeshire geben – doch wer vermag schon zu sagen, ob ihm die Sumpfbewohner dort folgen werden?«
    »Dein erster Dank sollte Gott gelten, nicht den Menschen. Schließlich verdankst du deine Krone Ihm.«
    »Aber Percy hat Bartholomäus festgenommen.«
    Das war eine Respektlosigkeit. Henry rümpfte empört die Nase. »Gott ist der Lenker aller Dinge …«
    Stephan hob die Hand. »Versuch nicht, mich unter Druck zu setzen«, sagte er.
    »Gewiss nicht«, erwiderte Henry kleinlaut.
    Es war eine sehr anschauliche Demonstration königlicher Macht. Vorübergehend hatte es so ausgesehen, als stritten sich zwei Männer gleichen Ranges – doch dann hatte Stephan ein einziger Satz genügt, um Henry in seine Schranken zu verweisen.
    Philip war tief enttäuscht. Anfangs hatte er ihr Ansinnen für völlig aussichtslos gehalten. Im Verlauf des Gesprächs war dann jedoch Hoffnung aufgekeimt, und er hatte schon angefangen sich auszumalen, wie sich der neue Reichtum bestmöglich würde nutzen lassen … Nun wurde er unsanft aus seinen Träumen gerissen.
    »Mein Herr und König«, sagte Waleran. »Ich danke Euch für Eure Bereitschaft, noch einmal über die Zukunft der Grafschaft Shiring nachzudenken, und harre andächtig Eurer Entscheidung.«
    Schön gesagt, dachte Philip. Waleran zieht sich elegant aus der Affäre, indem er den Nachgiebigen spielt und dabei so tut, als sei das letzte Wort noch nicht gesprochen … Der König hat sich nicht in diesem Sinne ausgedrückt; alles, was er gesagt hat, kann nur als Ablehnung gedeutet werden … Und doch ist der nochmalige Hinweis darauf, dass seine Entscheidung so oder so ausfallen kann, keinesfalls beleidigend. Ich muss mir das merken: Wenn die Gefahr besteht, abschlägig beschieden zu werden, versuche man die Entscheidung zu verschieben …
    Stephan zögerte einen Moment; es war, als hege er den Verdacht, man wolle ihm das Wort im Munde umdrehen. Doch dann schien er alle Zweifel von sich zu weisen. »Ich danke Euch allen für Euren Besuch«, sagte er.
    Philip und Waleran wandten sich zum Gehen, Henry indes rührte sich nicht vom Fleck und stellte die Frage: »Wann können wir mit deiner Entscheidung rechnen?«
    Wieder sah es so aus, als fühlte Stephan sich in die Enge getrieben. »Übermorgen«, sagte er.
    Henry verneigte sich. Zu dritt verließen sie den Saal.
    Die Ungewissheit war fast so schlimm wie eine Ablehnung. Philip fand die Warterei schier unerträglich. Den Nachmittag verbrachte er in der großartigen Bibliothek der Priorei Winchester, doch konnten ihn deren Schätze kaum ablenken; immer wieder fragte er sich, was wohl im Kopf des Königs vorgehen

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