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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zwölf zusätzliche Männer nicht leisten. Wenn Harold und seine Männer das Angebot annahmen, konnte die Einstellung der Steinmetzen nicht weiter hinausgeschoben werden. Hinzu kam, dass in diesem Fall die Steine schneller geschnitten als gebraucht wurden. Man schuf sich somit zwar einen Vorrat, hatte aber auch größere Ausgaben. Ein kluger Schachzug war es allemal, Percys Steinbrecher auf die Lohnliste der Priorei zu setzen, denn wenn der Graf doch noch einen weiteren Versuch unternehmen sollte, den Steinbruch auszubeuten, musste er erst einmal neue Arbeitskräfte anwerben. Dies aber könnte sich, sobald die Kunde von den Ereignissen die Runde gemacht hatte, als recht schwieriges Unterfangen erweisen.
    Harold und seine Männer waren sich offenbar nicht einig. Nach ein paar Minuten kam er auf Philip zu. »Wer hat hier das Sagen, wenn wir für Euch arbeiten?«, fragte er. »Ich oder Euer eigener Steinbruchmeister?«
    »Otto hat die Oberaufsicht«, erwiderte Philip, ohne zu zögern. Harold konnte er diese Aufgabe nicht anvertrauen, denn es war nicht auszuschließen, dass er sich wieder auf Percys Seite schlagen würde. Und zwei Verantwortliche waren undenkbar – das führte unweigerlich zu Streitereien. »Ihr könnt nach wie vor Eure eigenen Männer befehligen«, fügte Philip hinzu, »aber Otto steht über Euch.«
    Harold kehrte enttäuscht zu seinen Mitarbeitern zurück. Die Diskussion begann von Neuem. Tom Builder gesellte sich zu Philip und Otto. »Euer Plan ist aufgegangen, Vater«, sagte er mit breitem Grinsen. »Der Steinbruch ist wieder unser, ohne dass ein einziger Tropfen Blut vergossen wurde. Ihr seid großartig!«
    Philip neigte dazu, ihm beizupflichten, und sah ein, dass er sich der Sünde des Hochmuts schuldig machte. Sich selbst und Tom zur Mahnung sagte er: »Gott ist es, der das vollbracht hat.«
    Otto sagte: »Vater Philip hat Harold angeboten, ihn und seine Männer einzustellen. Sie sollen hier mit uns arbeiten.«
    »Tatsächlich?« Tom wirkte ungehalten. Der Baumeister, nicht der Prior stellte die Handwerker ein, so wollte es der Brauch. »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr Euch das leisten könnt.«
    »Kann ich auch nicht«, gab Philip zu. »Aber ich will nicht, dass diese Männer untätig herumlungern und sich von Percy zu einem Gegenschlag missbrauchen lassen.«
    Tom nickte nachdenklich. »Und es kann auch nicht schaden, wenn wir schon einen Vorrat an Steinen haben, falls Percy sich doch noch durchsetzen sollte.«
    Es schien, als hätte Harold sich mit seinen Arbeitern geeinigt. Er kam wieder auf Philip zu und sagte: »Seid Ihr bereit, mir die Löhne auszuzahlen, sodass ich sie nach eigenem Gutdünken verteilen kann?«
    Der Vorschlag gefiel Philip nicht, lief er doch darauf hinaus, dass der Meister seine Mitarbeiter übervorteilen konnte. »Fragt den Baumeister«, sagte er.
    »Das ist durchaus üblich«, sagte Tom. »Wenn Eure Männer es so wollen, bin ich einverstanden.«
    »Dann nehmen wir das Angebot an«, sagte Harold.
    Harold und Tom schüttelten einander die Hand. »So ist’s recht«, sagte Philip. »Jeder kommt auf seine Kosten.«
    »Mit einer Ausnahme«, warf Harold ein.
    »Wer denn?«, fragte Philip.
    »Regan, Graf Percys Frau«, sagte Harold unheilvoll. »Wenn sie erfährt, was heute hier geschehen ist, dann gibt es ein Blutbad.«
    +++
    An jenem Tag ging man nicht auf die Jagd, und so spielten die jungen Männer auf Earlscastle »Katzensteinigen« – eine der Lieblingsbeschäftigungen William Hamleighs.
    An Katzen gab es auf der Burg keinen Mangel, und auf eine mehr oder weniger kam es nicht an. Die Burschen schlossen die Türen und Klappläden im großen Saal des Wohnturms und rückten die Möbel gegen eine der Wände, sodass die Katze sich nirgends verstecken konnte. Dann trugen sie in der Saalmitte einen Haufen Steine zusammen. Die Katze, ein betagter Mäusefänger mit grau meliertem Fell, spürte die Blutrunst in der Luft und hockte sich, in der Hoffnung, doch noch entwischen zu können, in die Nähe der Tür.
    Jeder Teilnehmer warf pro Steinwurf einen Penny in einen Topf. Wer der Katze schließlich den Rest gab, bekam den Topf.
    Während sie die Reihenfolge auslosten, wurde die Katze zusehends unruhiger und tigerte vor der Tür auf und ab.
    Walter warf als Erster und hatte damit eine günstige Ausgangsposition. Die Katze war zwar auf der Hut, kannte das Spiel aber nicht und konnte vielleicht überrumpelt werden. Walter nahm, mit dem Rücken zum Opfer, einen Stein auf und

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