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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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betenden Mönchen zu vergreifen.
    Bisher war seine Rechnung aufgegangen: Sie zögerten.
    Die beiden zurückgelassenen Novizen erschienen mit Pferden und Karren. Sie sahen furchtsam in die Runde. Philip bedeutete ihnen mit einem Handzeichen, wo sie den Karren abstellen sollten. Dann drehte er sich um, verständigte sich wortlos mit Tom Builder und nickte.
    Zwischenzeitlich waren mehrere Steine geschnitten worden, und Tom wies einige der jüngeren Mönche an, sie aufzuheben und zum Karren zu tragen. Die Männer des Grafen sahen neugierig zu. Da die Steine für eine Person zu schwer waren, mussten sie mit Seilen vom Gerüst herabgelassen und auf Tragen zum Karren geschleppt werden. Die Posten lösten sich aus der Menge vor der Hütte und gingen auf den Karren zu. Philemon, einer der Novizen, kletterte hinauf und setzte sich mit trotziger Miene auf einen Stein. Ein tapferer Junge, dachte Philip und befürchtete das Schlimmste.
    Die Männer näherten sich dem Karren, vor dem die vier Mönche, die die beiden Steine geschleppt hatten, eine Art Barriere bildeten. Philip wurde nervös. Die Männer blieben vor den Mönchen stehen und legten die Hand auf den Schwertknauf. Der Gesang brach ab.
    Sie werden es nicht wagen, schutzlose Mönche mit dem Schwert zu bedrohen, dachte Philip, erkannte aber gleich, dass er sich von Wunschdenken leiten ließ. Die Männer waren hartgesottene Haudegen, die so manch eine blutrünstige Schlacht überstanden hatten. Es wäre ein Leichtes für sie, Menschen, von denen sie noch nicht einmal Vergeltungsmaßnahmen zu befürchten hatten, mit ihren Schwertern zu durchbohren. Gewiss, sie mussten die Strafe Gottes bedenken, die ihnen sicher war, wenn sie seine Diener ermordeten. Sogar Verbrecher ihres Schlags mussten sich darüber im Klaren sein, dass sie eines Tages vor dem Jüngsten Gericht stehen würden. Ob sie sich vor der Hölle fürchteten? Vielleicht – aber sie fürchteten auch Graf Percy. Philip vermutete, dass sie sich vor allem darüber Gedanken machten, ob Percy ihnen die nächtliche Besetzung des Steinbruchs durchgehen ließe oder nicht. Da standen sie, die rechte Hand am Schwertgriff, und wägten im Geiste die Strafe, die ihnen von Graf Percy drohte, gegen den Zorn Gottes ab.
    Die beiden Männer sahen sich an. Der eine schüttelte den Kopf. Der andere zuckte die Achseln. Gemeinsam verließen sie den Steinbruch.
    Der Kantor gab einen neuen Ton an, und die Mönche brachen in einen Triumphgesang aus. Die Steinbrecher stießen einen Siegesschrei aus, und Philip seufzte vor Erleichterung auf. Einen Augenblick lang war die Lage äußerst kritisch gewesen. Jetzt strahlte er vor Freude.
    Er blies seine Kerze aus und begab sich zum Karren. Er umarmte jeden einzelnen der vier Mönche, die den Bewaffneten von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatten, sowie die beiden Novizen, die mit dem Karren nachgekommen waren. »Ich bin stolz auf euch«, sagte er herzlich. »Und Gott auch, glaube ich.«
    Die Mönche und Steinbrecher schüttelten einander die Hände und beglückwünschten sich. Otto Blackface ging auf Philip zu und sagte: »Gut gemacht, Vater Philip. Ihr seid ein tapferer Mann, wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen.«
    »Gott hat uns beschützt«, sagte Philip. Sein Blick fiel auf die Steinbrecher des Grafen, die wie begossene Pudel in der Nähe der Hüttentür herumstanden. Er wollte sie sich nicht zu Feinden machen, zumal die Gefahr bestand, dass Percy sich ihrer bediente, um neuerlich Unruhe zu stiften. Philip beschloss, mit ihnen zu reden.
    Er nahm Otto beim Arm und führte ihn zur Hütte hinüber. »Der Wille Gottes hat sich hier und heute durchgesetzt«, sagte er zu Harold. »Ich hoffe, Ihr seid uns nicht böse.«
    »Wir sind arbeitslos«, erwiderte Harold. »Das ist böse genug.«
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, sagte Philip: »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr schon heute wieder Arbeit haben. Ich werde Euch alle einstellen, Ihr braucht noch nicht einmal aus Eurer Hütte auszuziehen.«
    Harold war im ersten Moment wie vor den Kopf geschlagen, gewann jedoch seine Fassung schnell wieder und fragte: »Zu welchem Lohn?«
    »Wie üblich«, erwiderte Philip, ohne zu zögern. »Zwei Pence pro Tag für die Handwerker, einen Penny pro Tag für die Hilfskräfte, vier Pence für Euch selbst, und Ihr bezahlt Eure Lehrlinge.«
    Harold sah sich nach seinen Mitarbeitern um, und Philip zog Otto beiseite, damit die Männer sich ungestört besprechen konnten. Im Grunde konnte sich Philip

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