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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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leicht geblähten Nasenlöchern, die zu sagen schienen, ein schlechter Geruch läge in der staubigen Luft. Es bereitete William unendliche Qualen, Waleran um die Vergebung seiner Sünden bitten zu müssen, aber sie wogen zu schwer, als dass ein gewöhnlicher Priester ihm Absolution hätte erteilen können. So lag er also, von Furcht geplagt, auf den Knien, während Waleran ihm auftrug, in der Kapelle von Earlscastle ein ewiges Licht aufzustellen, und ihm erst danach mitteilte, seine Sünden seien vergeben.
    Langsam wie Nebel wich die Angst von ihm.
    Sie verließen die Kapelle und begaben sich in die rauchgeschwängerte große Halle, wo sie vor dem Kamin Platz nahmen. Der Herbst ging allmählich in den Winter über, und es war kalt in dem großen Steinhaus. Eine Küchenhilfe servierte ihnen warmes, mit Honig und Ingwer zubereitetes Gewürzbrot. William fing an, sich wieder wohlzufühlen.
    Dann fiel ihm Richard ein, Bartholomäus’ Sohn, der sich ebenfalls um die Grafschaft bewarb, während er, William, zu arm war, um ein großes Heer auf die Beine zu stellen, mit dem er dem König imponieren konnte. Zwar hatte er im Laufe des letzten Monats eine Menge Geld eingetrieben, aber immer noch nicht genug. Er seufzte und sagte: »Dieser verfluchte Mönch saugt der Grafschaft Shiring das Blut aus.«
    Waleran griff mit blassen, klauenähnlichen Fingern nach einem Stück Brot. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange Ihr wohl brauchen werdet, um zu diesem Schluss zu kommen.«
    Natürlich – Waleran hatte sich schon längst seine eigene Meinung gebildet. Wenn er doch nur nicht so überheblich wäre! Gerne unterhielt William sich mit ihm nicht. Aber er wollte von ihm Gewissheit über eine rechtliche Frage haben. »Der König hat doch Kingsbridge nie die Marktrechte erteilt, oder?«
    »Soweit ich weiß, gewiss nicht.«
    »Dann verstößt Philip gegen das Gesetz.«
    Waleran zuckte die knochigen, in schwarzes Tuch gehüllten Schultern. »Wenn Ihr so wollt, ja.«
    Waleran schien die Sache nicht sonderlich zu bewegen, aber William ließ nicht locker. »Man sollte ihm Einhalt gebieten.«
    Waleran verzog angewidert die Lippen. »Ihr werdet mit ihm kaum wie mit einem Leibeigenen umspringen können, der seine Tochter ohne Eure Erlaubnis verheiratet hat.«
    William lief rot an: Waleran spielte auf eine seiner Sünden an, die er ihm eben erst gebeichtet hatte. »Wie kann man ihm sonst beikommen?«
    Waleran dachte nach. »Das Marktrecht ist ein Vorrecht des Königs. Wären die Zeiten friedlicher, würde er sich vermutlich selbst darum kümmern.«
    William lachte höhnisch auf. Trotz all seiner Klugheit kannte Waleran den König nicht halb so gut wie er selbst.
    »Nicht einmal in Friedenszeiten könnte ich einen Dank von ihm erwarten, wenn ich mich über einen nicht genehmigten Markt beschwere.«
    »Nun, dann ist eben sein hiesiger Stellvertreter, also der Vogt von Shiring, dafür zuständig.«
    »Was kann der denn ausrichten?«
    »Er könnte vor dem Grafschaftsgericht eine Verfügung gegen die Priorei erwirken.«
    William schüttelte den Kopf. »Damit ist mir überhaupt nicht gedient. Das liefe lediglich darauf hinaus, dass das Gericht eine Geldstrafe verhängt, die die Priorei zahlt – und der Markt ginge trotzdem weiter. Das käme ja beinahe einer Genehmigung gleich.«
    »Schade nur, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, Kingsbridge seinen Markt zu verwehren.«
    »Selbstverständlich gibt es einen!«, schnappte William ungehalten zurück. »Er nimmt schließlich dem Markt in Shiring die Kunden weg.«
    »Aber Shiring ist eine Tagesreise von Kingsbridge entfernt.«
    »Die Leute nehmen auch einen langen Anweg in Kauf.«
    Waleran zuckte wieder die Schultern, und William wurde klar, dass er das jedes Mal dann tat, wenn er abweichender Meinung war. »Es heißt», sagte Waleran, »dass der Mensch einen Dritteltag auf den Anmarsch, einen Dritteltag auf den Markt selbst und das letzte Drittel auf den Heimweg verwendet. Daraus folgt, dass ein Markt ein Einzugsgebiet von sieben Meilen hat, was einem Fußmarsch von einem Dritteltag entspricht. Sobald zwei Märkte mehr als vierzehn Meilen voneinander entfernt liegen, überschneiden sich ihre Einzugsgebiete also nicht. Zwischen Shiring und Kingsbridge liegen zwanzig Meilen. Dem Marktregal zufolge hätte Kingsbridge durchaus Anspruch auf einen eigenen Markt, und der König müsste also die Erlaubnis dazu erteilen.«
    »Der König tut, was ihm passt«, polterte William, war aber doch unsicher

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