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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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geworden. Von diesem Marktrecht hörte er heute zum ersten Mal. Es schien ihm nur allzu geeignet, Prior Philips Stellung noch zu festigen.
    »Egal«, meinte Waleran, »wir haben es ohnehin nicht mit dem König, sondern mit dem Vogt zu tun.« Er runzelte die Stirn. »Der Vogt könnte der Priorei befehlen, keinen Markt mehr ohne Genehmigung abzuhalten.«
    »Reine Zeitverschwendung«, schnaubte William verächtlich. »Wer hält sich schon an eine Anordnung, der nicht mit einer Drohung Nachdruck verliehen wird?«
    »Philip möglicherweise.«
    Das konnte William nicht glauben. »Wieso sollte er?«
    Ein hämisches Lächeln umspielte Walerans blutleere Lippen. »Ich bin nicht sicher, dass ich es Euch erklären kann«, sagte er. »Aber Philip glaubt, dass das Gesetz König sein sollte.«
    »Blödsinn«, sagte William ungeduldig. »Der König ist König.«
    »Ich sagte doch, dass Ihr es nicht verstehen würdet.«
    Walerans Besserwisserei machte William rasend. Er erhob sich und trat ans Fenster. Auf dem nahe gelegenen Hügel konnte er die Erdarbeiten ausmachen, die Waleran vor vier Jahren für den Bau seiner Burg in Auftrag gegeben hatte. Waleran hatte gehofft, ihn aus dem Einkommen aus der Grafschaft Shiring bestreiten zu können, doch Philip hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht; mittlerweile waren die Wälle mit Gras überwachsen und der trockene Graben mit Brombeersträuchern überwuchert. William entsann sich, dass Waleran gehofft hatte, für seinen Bau den Steinbruch des Grafen von Shiring in Anspruch nehmen zu können. Jetzt verfügte Philip über den Steinbruch. William sprach den nächsten Gedanken aus: »Wenn ich meinen Steinbruch noch hätte, könnte ich ihn als Sicherheit beleihen und ohne weiteres Geld zur Aufstellung eines Heeres bekommen.«
    »Warum holt Ihr ihn Euch dann nicht zurück?«, fragte Waleran.
    William schüttelte den Kopf. »Das habe ich bereits versucht.«
    »Und Philip hat Euch ein Schnippchen geschlagen. Aber jetzt sind dort keine Mönche mehr. Ihr könntet ein paar Männer ausschicken und die Steinklopfer vor die Tür setzen lassen.«
    »Und wie soll ich Philip davon abhalten, dass er sich auf die gleiche Weise wie letztes Mal wieder dort einnistet?«
    »Indem Ihr einen hohen Zaun um den Steinbruch zieht und ihn ständig bewachen lasst.«
    Das ist die Lösung, dachte William eifrig. Damit wäre ich auf einen Schlag alle meine Sorgen los! Aber was mochte Waleran zu diesem Vorschlag bewogen haben? Mutter hatte ihn vor der Skrupellosigkeit des Bischofs gewarnt. »Es gibt nur eines, was du über Waleran Bigod wissen musst«, hatte Mutter gesagt. »Er tut nichts, aber auch gar nichts, was er nicht vorher aufs Gründlichste erwogen hätte. Bei ihm gibt es nichts Überhastetes oder Sorgloses, keinen Zufall, nichts Überflüssiges. Vor allem aber kennt er keine Großzügigkeit.« Doch Waleran hasste Philip, und er hatte geschworen, ihn am Bau der Kathedrale zu hindern. Wenn das kein ausreichender Beweggrund war!
    William musterte Waleran nachdenklich. Er kam nicht mehr so recht voran. Er war schon in jungen Jahren Bischof geworden, aber Kingsbridge war eine unbedeutende und verarmte Diözese, und Waleran hatte sie gewiss nur als Trittbrett für Höheres betrachtet. Statt dessen war es der Prior, der es zu Reichtum und Ansehen brachte. Waleran stand ebenso im Schatten Philips wie er selbst. Sie hatten beide allen Grund, seinen Untergang herbeizuwünschen.
    Wieder einmal kam William zu dem Entschluss, seine Abneigung gegen Waleran zugunsten seiner eigenen langfristigen Pläne hintanzustellen.
    »In Ordnung«, sagte er. »Es könnte klappen. Aber was ist, wenn Philip sich beim König beschwert?«
    »Dann sagt Ihr, es sei die Vergeltung für den ungenehmigten Markt«, antwortete Waleran.
    William nickte. »Mir ist jede Ausrede recht«, sagte er, »solange ich nur mit einer genügend großen Armee wieder in den Krieg ziehen kann.«
    Walerans Augen glitzerten boshaft. »Wenn mich mein Gefühl nicht trügt, so kann Philip seine Kathedrale nicht bauen, wenn er die Steine zum gängigen Marktpreis einkaufen muss. Und sobald die Bauarbeiten erst einmal eingestellt werden, geht es mit Kingsbridge bergab. Damit wäret Ihr alle Eure Sorgen auf einen Schlag los, William.«
    William stand nicht der Sinn nach Dankbarkeitsbezeugungen. »Ihr hasst Philip aus tiefster Seele, nicht wahr?«
    »Er steht mir im Wege«, sagte Waleran beiläufig, aber William hatte einen Moment lang Einblick genommen in die

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