Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
euch in Acht! Angriff! Angriff!«
    William packte sein Schwert. Er zögerte und sah zu den Häusern hinüber: Aus einer der Türen lugte ein ängstliches Gesicht. Er entschied, den Lehrling in Ruhe zu lassen, riss einem seiner Männer die brennende Fackel aus der Hand und trieb sein Pferd an.
    Mit hoch erhobener Fackel ritt er auf die Häuser zu und hörte, wie seine Männer ihm folgten. Die Tür der ihm an nächsten gelegenen Hütte ging auf, und ein triefäugiger Mann im Unterhemd schaute heraus. William schleuderte die brennende Fackel über seinen Kopf. Sie landete auf dem Fußboden im Stroh, das sofort Feuer fing. William stieß ein Triumphgeheul aus und jagte an der Hütte vorbei.
    Er ritt sämtliche Häuser der kleinen Siedlung ab, während hinter ihm seine Männer losstürmten und unter Kriegsgeheul ihre Fackeln auf die reetgedeckten Dächer schleuderten. Sämtliche Türen gingen auf, und zu Tode erschrockene Männer, Frauen und Kinder strömten heraus, die gellend schrien und den hämmernden Hufen zu entgehen versuchten. Alles lief in panischer Angst durcheinander, während überall die Flammen hochschlugen. William zügelte sein Pferd und betrachtete das Tohuwabohu aus sicherer Entfernung. Die Haustiere hatten sich losgerissen, ein wild gewordenes Schwein raste blindlings hin und her, und inmitten des Durcheinanders stand wie angewurzelt eine Kuh, die ihren tumben Kopf verwirrt von einer Seite zur anderen schwenkte. Selbst die jungen Männer. die sich gemeinhin nicht so schnell ins Bockshorn jagen ließen, wirkten eingeschüchtert und verängstigt. Wahrhaftig, das Morgengrauen war die beste Tageszeit für derartige Aktionen: Menschen, die noch halb nackt waren, mangelte es entschieden an Angriffslust!
    Ein dunkelhäutiger Mann mit schwarzem Haarschopf und Stiefeln an den Füßen stapfte aus einer der Hütten und fing sofort an, Befehle zu erteilen. Das musste Otto Blackface sein. William konnte nicht hören, was er sagte. Seinen Gesten entnahm er, dass Otto den Frauen auftrug, sich mit den Kindern im Wald zu verstecken, aber was befahl er den Männern? Wenig später fand er es heraus: Zwei junge Männer rannten zu einer abseits gelegenen Hütte, entriegelten die Tür und tauchten kurz darauf mit schweren Steinklopfhämmern bewaffnet auf. Otto schickte noch weitere Männer zu der Hütte, bei der es sich offensichtlich um einen Geräteschuppen handelte. Sie wollten sich also wehren.
    Vor drei Jahren hatte Otto sich geweigert, für Philip zur Waffe zu greifen – woher kam dieser Gesinnungswandel?
    Worauf er auch immer zurückzuführen sein mochte, er besiegelte nur sein Ende. William verzog die Lippen zu einem grimmigen Lächeln und packte sein Schwert.
    Inzwischen hatten sich sechs oder acht Männer mit Vorschlaghämmern und langstieligen Äxten bewaffnet. William gab seinem Pferd die Sporen und preschte auf die Gruppe vor dem Tor zum Geräteschuppen los. Die Männer sprangen beiseite, doch William holte mit dem Schwert aus und brachte einem von ihnen eine tiefe Wunde am Oberarm bei. Der Mann ließ sein Beil fallen.
    William galoppierte weiter, bis er sein Pferd wenden konnte. Sein Atem ging stoßweise, und er fühlte sich blendend: In der Hitze einer Schlacht kannte er keine Furcht, nur noch Erregung. Ein paar seiner Männer hatten das Geschehen beobachtet und sahen ihn fragend an. Er bedeutete ihnen, sich ihm anzuschließen, und ritt eine weitere Attacke gegen die Steinbrecher. Sechs Rittern auszuweichen war schwieriger als einem. William stieß zwei Männer nieder, und ein paar andere wurden von seinen Gefolgsleuten mit dem Schwert erledigt; allerdings ging alles viel zu schnell, als dass er sie hätte zählen oder sich vergewissern können, ob sie lediglich verwundet oder tot waren.
    Als er sich wieder umwandte, war Otto dabei, seine Männer um sich zu scharen. Sobald die Ritter wieder zum Angriff übergingen, verliefen sich die Steinklopfer zwischen den brennenden Häusern. Eine kluge Taktik, wie William voller Bedauern feststellte. Die Ritter machten sich an die Verfolgung, doch nun konnten die Arbeiter leichter ausweichen, und überdies scheuten die Pferde vor den lichterloh brennenden Häusern. William hatte es auf einen grauhaarigen, mit einem Hammer bewaffneten Mann abgesehen und verfehlte ihn mehrmals nur knapp, bevor er ihm entkam, indem er durch ein Haus lief, dessen Dach in Flammen stand.
    William wurde klar, dass Otto sein Hauptgegner war: Er erteilte den Steinklopfern nicht nur kluge

Weitere Kostenlose Bücher