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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Schlafzimmer haben, eine Halle und ein Erdgeschoss«, hatte er gesagt. »Und wenn John Silversmith’ Frau es erst sieht, wird sie auch ein solches Haus haben wollen. Dann wird es nicht lange dauern, und alle wohlhabenden Leute in der Stadt wollen auch ein Haus aus Stein haben.«
    »Hast du denn schon einen Bauplan?«, hatte Richard gefragt, und Aliena hatte die Skepsis aus seiner Stimme herausgehört, die allen anderen anscheinend entgangen war.
    »Ich habe ein paar alte Tintenzeichnungen, die mein Vater auf Pergament gemacht hat. Eine davon mit dem Entwurf für das Haus, das wir vor Jahren für Aliena und William Hamleigh bauten. Danach werde ich mich bei meinem Entwurf richten.«
    Aliena wandte sich angeekelt ab. Wie konnte man nur so taktlos sein? Und das an ihrem Hochzeitstag! Alfred hatte sich den ganzen Nachmittag über als rechtes Großmaul erwiesen, immer wieder Wein nachgeschenkt, Witze gerissen und seinen Arbeitskollegen verstohlen zugezwinkert. Er schien glücklich zu sein.
    Nun saß er auf dem Bettrand und zog seine Stiefel aus. Aliena löste die Bänder in ihrem Haar. Sie war sich nicht schlüssig, was sie von Ellens Fluch halten sollte. Er hatte sie erschüttert, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, was Ellen sich dabei gedacht haben mochte, doch das Grauen, das die meisten Leute erfasst hatte, konnte sie nicht nachempfinden.
    Von Alfred ließ sich das nicht behaupten. Als der geschlachtete Hahn auf ihm landete, war er in unverständliches Gebrabbel ausgebrochen. Richard hatte ihn handgreiflich zur Vernunft bringen müssen, indem er ihn am Wams packte und beutelte. Alfred war jedoch recht schnell wieder zu sich gekommen, und das einzige Anzeichen für seine Furcht war die Unermüdlichkeit, mit der er anschließend schulterklopfend und bierselig gute Laune verbreitet hatte.
    Aliena fühlte sich merkwürdig gefasst. Sie freute sich zwar nicht gerade auf das, was folgen würde, aber zumindest geschah es aus freiem Willen; selbst wenn es sie anekeln sollte, bliebe ihr doch jegliche Erniedrigung erspart. Schließlich hatte sie es nur mit einem einzigen Mann zu tun, und niemand anders würde dabei zusehen.
    Sie zog ihr Kleid aus.
    Alfred sagte: »Herr im Himmel, wenn das kein langes Messer ist!«
    Sie löste den Riemen, der das Messer an ihrem linken Unterarm festhielt, und legte sich im Hemd aufs Bett.
    Alfred hatte sich endlich seiner Stiefel entledigt. Er zog seine Kniehose aus, stand auf und warf ihr einen lüsternen Blick zu. »Zieh dein Unterzeug aus«, sagte er. »Ich habe ein Recht darauf, die Titten meiner Frau zu sehen.«
    Aliena zögerte. Innerlich sträubte sie sich dagegen, sich nackt auszuziehen, aber es schien unklug, ihm seine allererste Bitte abzuschlagen. Gehorsam setzte sie sich auf und zog das Hemd über den Kopf. Heute Morgen hatte sie das Gleiche für Jack getan, und wie anders hatte sie sich dabei gefühlt! Entschlossen schob sie jeden Gedanken daran beiseite.
    »Was für prachtvolle Möpse«, sagte Alfred. Er stellte sich neben das Bett und grapschte nach ihrer rechten Brust. Seine großen Hände waren rau und rissig, die Fingernägel schmutzig. Er quetschte Alienas Brust, und sie zuckte zusammen. Er lachte und ließ von ihr ab. Er zog sein Wams aus und hängte es an einen Haken. Dann kam er zum Bett zurück und zog die Decke weg.
    Aliena schluckte. Sie fühlte sich hilf- und schutzlos, nackt seinem Blick ausgeliefert. »Herrgott, das ist ja eine ganz Haarige«, sagte er und fasste ihr zwischen die Beine. Unwillkürlich versteifte sie sich, zwang sich aber gleich wieder, die Beine zu öffnen. »So ist’s brav«, sagte er und stieß einen Finger in sie hinein. Das tat weh, denn sie war trocken. Sie wusste nicht, wie sie sich das erklären sollte: Heute Morgen, mit Jack, war sie feucht und schlüpfrig gewesen. Alfred grunzte und zwängte seinen Finger tiefer hinein.
    Sie fühlte sich den Tränen nahe. Dass sie nicht viel Gefallen daran finden würde, war ihr von vornherein klar gewesen – mit so viel Grobheit allerdings hatte sie nicht gerechnet. Er hatte sie ja noch nicht einmal geküsst! Er liebt mich nicht, dachte sie; er mag mich noch nicht einmal. Für ihn bin ich nichts weiter als ein prachtvolles junges Pferd, das er zu reiten gedenkt. Ein Pferd hätte es sogar besser bei ihm – das würde er streicheln und auf den Hals klopfen, bis es sich an ihn gewöhnt, und beruhigend auf das Tier einreden, damit es sich beruhigt. Sie schluckte ihre Tränen hinunter. Es war meine

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