Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth
eigene Entscheidung, dachte sie; niemand hat mich gezwungen, ihn zu heiraten; ich finde mich besser damit ab.
»Trocken wie Sägemehl«, brummte Alfred.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie.
Er zog seine Hand zurück, spuckte zweimal hinein und rieb die Spucke zwischen ihre Beine. Das kam ihr vor wie der Gipfel der Verachtung. Sie biss sich auf die Zunge und sah weg.
Er drückte ihre Schenkel auseinander. Sie schloss die Augen, öffnete sie wieder und zwang sich, ihn anzusehen. Gewöhn dich dran, dachte sie, das wirst du bis an dein Lebensende tun müssen. Er schwang sich auf das Bett und kniete sich zwischen ihre Beine. Runzelte er die Stirn? Mit einer Hand griff er zwischen ihre Schenkel und spreizte sie, mit der anderen fuhr er unter sein Hemd. Sie sah, wie sich die Hand unter dem Linnen bewegte. Ja, er runzelte die Stirn. »Herr im Himmel«, murmelte er. »Du liegst da wie ein Brett, dass einem die Lust vergeht; da könnte man sich ja ebenso gut an eine Leiche heranmachen.«
Wie ungerecht, ihr die Schuld zuzuschieben! »Ich weiß ja überhaupt nicht, was ich zu tun habe!«, protestierte sie mit tränenerstickter Stimme.
»Andere Mädchen genießen es«, sagte er.
Genießen! , dachte sie. Das glaube ich nicht! Doch dann erinnerte sie sich, wie sie diesen Morgen erst vor Entzücken gestöhnt und geschrien hatte. Doch zwischen dem, was sie noch am Morgen getan hatte, und dem, was jetzt vorging, schien ein himmelweiter Unterschied zu bestehen.
Das war einfach dumm! Sie setzte sich auf. »Lass mich das machen«, sagte sie und griff unter Alfreds Hemd. Sein Glied fühlte sich schlaff und leblos an. Sie war nicht sicher, was sie machen sollte. Sie drückte sanft zu und streichelte es mit den Fingerspitzen. Sie suchte in seinem Gesicht nach einer Antwort, doch darin war nur Wut zu lesen. Sie machte weiter, aber nichts änderte sich.
»Fester«, sagte er.
Sie drückte stärker zu. Sein Glied blieb schlaff, aber er wiegte seine Hüften, als fände er Gefallen daran. Ermutigt griff sie noch fester zu. Plötzlich schrie er auf und entzog sich ihr. Sie hatte des Guten zu viel getan. »Blöde Kuh!«, zischte er und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass sie zur Seite fiel.
Sie lag auf dem Bett und wimmerte vor Angst und Schmerz.
»Du bist nichts wert, du bist verflucht!«, stieß er wütend hervor.
»Ich habe mir alle Mühe gegeben!«
»Du bist ein vertrocknetes Luder«, wütete er, zerrte sie an den Armen hoch und stieß sie vom Bett. Sie landete im Stroh, das den Boden bedeckte. »Genau das hat diese Hexe Ellen gewollt«, schimpfte er. »Die hat mich noch nie ausstehen können!«
Aliena kniete sich auf den Boden und starrte ihn an. Er schien sie nicht noch einmal schlagen zu wollen. Seine Wut war verschwunden. »Du kannst da bleiben«, sagte er. »Zur Frau taugst du nicht, also hast du in meinem Bett auch nichts zu suchen. Du kannst wie ein Hund auf dem Boden schlafen.« Er hielt inne. »Hör schon auf, mich so anzustarren!«, fuhr er sie an, doch seine Furcht war deutlich herauszuhören. Er sah sich suchend nach der Kerze um, fand sie und löschte die Flamme mit einem Schlag, der die Kerze zu Boden poltern ließ.
Aliena rührte sich nicht in der Dunkelheit. Sie hörte, wie Alfred sich auf dem Federbett bewegte, die Kissen zurechtrückte, sich hinlegte und die Decke hochzog. Ängstlich bemühte sie sich, leise zu atmen. Eine ganze Zeit lang warf er sich ruhelos hin und her, aber er stand nicht wieder auf und richtete auch kein Wort mehr an sie. Als sie sicher sein konnte, dass er eingeschlafen war, kroch sie quer durch den Raum, immer darauf bedacht, das Stroh nicht zum Rascheln zu bringen, und nahm Zuflucht in einer Zimmerecke. Dort rollte sie sich zusammen und lag lange hellwach. Schließlich begann sie zu weinen. Sie versuchte, dem Tränenstrom Einhalt zu gebieten, aus Angst, er könne davon aufwachen, aber es gelang ihr nicht, und so schluchzte sie leise vor sich hin. Wenn sie ihn aufgeweckt hatte, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Auf dem Stroh in der Ecke weinte sie in sich hinein und sich endlich auch in Schlaf.
Kapitel XII
Den ganzen Winter über fühlte sich Aliena krank.
Die Nächte verbrachte sie, in ihren Mantel gehüllt, auf dem Boden vor Alfreds Bett. Ihr Schlaf war sehr unruhig, und tagsüber schien sie von hoffnungsloser Mattigkeit ergriffen. Oftmals war ihr so übel, dass sie kaum etwas aß – und dennoch schien sie zuzunehmen: Ihre Brüste waren größer, ihre
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