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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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stiften. In dieser Hinsicht war Peter ein wahrer Tunichtgut, was Philip jedoch nicht daran hinderte, ihn genauso zu lieben wie alle anderen Mitbrüder auch, erkannte er doch hinter der anmaßenden und höhnischen Fassade eine bekümmerte Seele, die nicht glauben konnte, dass es Menschen gab, die sie mochten.
    Philip hatte gesagt: »Nun, das gibt uns die Gelegenheit, uns ins Gedächtnis zu rufen, was der heilige Benedikt zu diesem Thema sagte. Erinnerst du dich an den genauen Wortlaut, Peter?«
    »Er sagte: ›Jeder, der nicht krank ist, soll sich des Fleisches enthalten.‹ Und dann: ›Der Wein ist nicht das Getränk der Mönche.‹«
    Philip nickte. Wie vermutet, kannte Peter die Regel doch nicht so gut wie er selbst. »Fast richtig, Peter«, erwiderte er. »Der Heilige meinte allerdings nicht das Fleisch schlechthin, sondern ›das Fleisch unserer vierfüßigen Tiere‹, und er nahm nicht nur die Kranken, sondern auch die Schwachen aus. Wen wird er wohl mit ›den Schwachen‹ gemeint haben? Wir hier in unserer kleinen Gemeinde sind der Ansicht, dass Männer, die von harter Feldarbeit ermattet sind, bisweilen durchaus ein wenig Rindfleisch essen sollten, um bei Kräften zu bleiben.«
    Peter hatte ihm schweigend zugehört. Die gerunzelte Stirn und die buschigen, zusammengekniffenen schwarzen Augenbrauen, welche die große, gebogene Nase überbrückten, brachten seine Missbilligung deutlich genug zum Ausdruck. Sein von mühsam unterdrücktem Widerspruchsgeist gezeichnetes Gesicht wirkte maskenhaft.
    Philip hatte seine Ausführung fortgesetzt: »Was nun den Wein betrifft, so sagt uns der Heilige: ›Wir lesen, dass der Wein nicht das Getränk der Mönche ist.‹ Die Benutzung der Worte Wir lesen heißt ja nun, dass er die Verordnung eben nicht in vollem Umfang billigt. Schließlich sagte er an anderer Stelle, dass ein Schoppen Wein am Tag für jedermann genügen sollte, und warnt uns davor, uns zu betrinken. Den Aufruf zur vollständigen Enthaltsamkeit vermag ich diesen Worten nicht zu entnehmen. Was meinst du?«
    »Aber er trägt uns auf, in allen Dingen Genügsamkeit zu wahren«, sagte Peter.
    »Und du meinst, dass wir hier nicht genügsam leben?«
    »Jawohl, das meine ich«, verkündete Peter mit volltönender Stimme.
    »›Lasst jene, denen Gott die Gabe der Enthaltsamkeit verliehen hat, wissen, dass ihnen gebührender Lohn zuteil werden wird‹«, zitierte Philip. »Wenn du meinst, dass das Essen hier bei uns zu üppig ist, so hindert dich niemand daran, weniger zu dir zu nehmen. Aber vergiss nicht, was der Heilige noch sagt. Er zitiert den ersten Korintherbrief, in welchem der heilige Paulus sagt: ›Ein jeder hat von Gott eine Gabe erhalten, der eine diese und der andere jene.‹ Und dazu meint der Heilige: ›Aus diesem Grunde lässt sich die Menge an Speis und Trank, derer ein anderer Mensch bedarf, nicht über alle Zweifel erhaben festlegen.‹ Dies, Bruder Peter, solltest du beim Fasten und bei deinen Meditationen über die Sünde der Völlerei stets im Gedächtnis behalten.«
    Danach waren sie wieder an die Arbeit gegangen. Peter hatte die Miene eines Märtyrers aufgesetzt. Philip war klar, dass sich der schwierige Mitbruder nicht so leicht zum Schweigen bringen ließ. Von den drei mönchischen Gelübden Armut, Keuschheit und Gehorsam kam letzteres Bruder Peter am schwersten an.
    Gegen ungehorsame Mönche ließen sich natürlich gewisse Maßnahmen ergreifen: Man konnte sie bei Wasser und Brot in den Karzer stecken, man konnte sie auspeitschen lassen, und schließlich blieben immer noch der Verweis aus dem Kloster und die Exkommunikation. Philip war durchaus nicht zimperlich mit der Verhängung solcher Strafen – besonders in Fällen, in denen seine Autorität herausgefordert wurde –, weshalb ihm auch der Ruf eines strengen Disziplinators vorauseilte. In Wirklichkeit sprach er harte Strafen nur sehr ungern aus. Sie brachten Missstimmung in die klösterliche Gemeinschaft und machten alle Betroffenen unglücklich. Im Falle Peters war mit Strafen überhaupt nichts auszurichten – sie würden allenfalls dazu führen, seinen Stolz und seine Unnachgiebigkeit ins Unermessliche wachsen zu lassen. Philip sann darüber nach, wie er Peter gefügiger machen und ihn milder stimmen könnte. Eine leichte Aufgabe war das gewiss nicht. Indes, so dachte er, wenn alles im Leben leicht wäre, bedürften die Menschen nicht der Führung Gottes.
    Sie erreichten die Lichtung, auf der das Kloster stand. Auf dem Weg über

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