Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
hinweggerafft werden.
    Die Ochsen mussten getränkt werden, sodass Aliena am Dorfteich von Monksfield Rast machte, einem recht ansehnlichen Ort, der zum Grundbesitz des Grafen gehörte. Er lag inmitten des fruchtbarsten Landstrichs der Grafschaft und besaß sogar einen eigenen Priester und eine gemauerte Kirche. Dennoch war nur ungefähr die Hälfte der Felder in diesem Jahr mit gelbem Weizen bebaut; auf den anderen Äckern wucherte schon wieder das Unkraut.
    Am Teich im Herzen von Monksfield befanden sich bereits zwei andere Reisende, die ihre Pferde tränkten. Aliena beäugte sie vorsichtig. Mitunter war es von Vorteil, sich anderen Leuten anzuschließen, allein des gegenseitigen Schutzes wegen. Als Frau musste man sich seine Begleiter allerdings sehr genau aussuchen. Aliena hatte festgestellt, dass ein Mann wie ihr Fuhrknecht zum Beispiel jeden ihrer Aufträge sofort und ohne zu murren ausführte, solange sie mit ihm allein war, in Gegenwart anderer Männer aber aufsässig wurde.
    Einer der beiden Reisenden am Dorfteich war eine Frau, nein: ein Mädchen. Aliena hatte sie schon einmal gesehen, und zwar am Pfingstsonntag in der Kathedrale zu Kingsbridge. Es war Gräfin Elisabeth, William Hamleighs Frau.
    Elisabeth machte einen unglücklichen, verschüchterten Eindruck und wurde von einem Bewaffneten mit hochfahrendem Gehabe begleitet, bei dem es sich offensichtlich um ihren Leibwächter handelte. Das hätte mein Los sein können, dachte Aliena. Gott sei Dank habe ich mich dagegen gewehrt.
    Der Leibwächter nickte dem Fuhrknecht kurz zu, ignorierte Aliena jedoch geflissentlich. Nein, mit diesem Mann wollte sie nicht gemeinsam weiterreisen.
    Noch während ihrer Rast bezog sich der Himmel mit dunklen Wolken, und ein heftiger Wind kam auf. »Sommergewitter«, brummte Alienas Fuhrknecht.
    Aliena betrachtete forschend den Himmel. Ein bisschen Nässe machte ihr nichts aus. Bei einem heftigen Gewitter kam man jedoch nur noch langsam voran, und das bedeutete, dass sie womöglich im Freien nächtigen mussten. Schon fielen die ersten Regentropfen.
    »Wir sollten lieber noch eine Weile hierbleiben«, sagte die Gräfin zu ihrem Begleiter.
    »Das geht nicht«, lautete die schroffe Entgegnung. »Befehl vom Herrn.«
    Aliena packte der Zorn, als sie hörte, wie er mit dem Mädchen umsprang. »Sei kein solch sturer Narr!«, fuhr sie ihn an. »Nennst du das auf deine Herrin achtgeben?!«
    Der Mann sah sie verblüfft an, dann fragte er grob: »Was geht’s Euch an?«
    »Gleich gibt’s einen Wolkenbruch, du Narr!«, sagte Aliena im Tonfall der Hochwohlgeborenen, den sie noch immer sehr gut beherrschte. »Bei derartigem Wetter kannst du doch eine Dame nicht durch die Gegend reiten lassen! Für diese Torheit wird dein Herr dich auspeitschen lassen.« Aliena wandte sich der Gräfin zu. Das Mädchen sah sie neugierig an, sichtlich erfreut, dass jemand ihrem großmäuligen Leibwächter die Stirn bot. Nun fing es richtig zu regnen an. Kurz entschlossen sagte Aliena zu Elisabeth: »Kommt mit.«
    Bevor der Wächter noch reagieren konnte, hatte sie das Mädchen schon bei der Hand genommen. Elisabeth ging bereitwillig mit und grinste dabei wie ein Kind, das die Schule schwänzt. Aliena hegte den Verdacht, der Leibwächter könne ihnen folgen und sich die Gräfin wieder schnappen, doch da fuhr auch schon ein Blitz hernieder, und aus dem Regenschauer wurde ein Regenguss. Aliena fing an zu laufen und zog Elisabeth mit sich. Gemeinsam rannten sie über den Kirchacker auf ein Holzhaus neben der Kirche zu.
    Die Tür stand offen, und sie liefen hinein. Wie Aliena richtig vermutet hatte, handelte es sich um das Pfarrhaus. Bei ihrem Eintritt erhob sich ein verdrießlich dreinblickender Mann, der eine schwarze Tunika und um den Hals eine Kette mit einem kleinen Kreuz trug. Aliena, die genau wusste, dass die Pflicht zur Gastfreundschaft von vielen Priestern – und besonders in diesen Notzeiten – als schwere Bürde empfunden wurde, beugte jedem Widerspruch vor, indem sie in bestimmtem Ton feststellte: »Meine Gefährten und ich brauchen einen Unterschlupf.«
    »Ihr seid willkommen«, entgegnete der Priester zähneknirschend.
    Das Haus besaß nur zwei Zimmer und einen angebauten Stall mit schrägem Dach. Obwohl die Tiere also draußen gehalten wurden, war es ziemlich schmuddelig in der Wohnstube. Auf dem Tisch stand ein Weinfässchen, und als sie sich setzten, wurden sie von einem kleinen Köter angekläfft.
    Elisabeth drückte Alienas Arm. »Ich danke

Weitere Kostenlose Bücher