Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth
wirklich wollen, ist eine Lohnerhöhung.«
»Eine Lohnerhöhung?« Die Forderung war so lächerlich, dass Jack nicht wusste, was er davon halten sollte.
Zu seinem Erstaunen jedoch fand Dan sogar Unterstützung. »Richtig!«, meinte Pierre. »Eine Lohnerhöhung. Schaut – ein Vier-Pfund-Laib Brot kostet inzwischen schon einen Penny, und ein Huhn, das früher acht Pence kostete, gibt’s mittlerweile nur noch für vierundzwanzig! Und ich gehe jede Wette ein, dass alle hier im Raum schon wochenlang auf gutes, starkes Bier verzichten müssen. Alles wird immer teurer, aber wir arbeiten noch immer für den Lohn, zu dem wir eingestellt wurden. Das sind ganze zwölf Pence in der Woche – und davon sollen wir unsere Familien ernähren?«
Jacks Zuversicht schwand. Bis hierhin war alles so gut gegangen, doch dieser Einwand machte seine Strategie mit einem Schlag zunichte. Er hielt an sich und vermied es, Dan und Pierre zu widersprechen; ihm war nur allzu klar, dass er ihren Sorgen Gehör schenken musste, wenn er seinen Einfluss nicht verlieren wollte. »Ihr habt ja vollkommen recht«, sagte er zur offenkundigen Überraschung der beiden. »Allerdings frage ich mich doch, wie es mir gelingen soll, zu einem Zeitpunkt, da der Priorei das Geld ausgeht, Philip zu einer Lohnerhöhung zu bewegen.«
Darauf blieben die anderen eine Antwort schuldig. Dan aber wiederholte seine Forderung: »Wenn wir nicht verhungern wollen, brauchen wir vierundzwanzig Pence die Woche – und selbst damit sind wir noch schlechter dran als vorher.«
Bestürzt musste Jack feststellen, dass ihm das Gespräch zusehends entglitt. Pierre rief: »Vierundzwanzig Pence die Woche!« Kopfnickend bekundeten zahlreiche Handwerker ihre Zustimmung.
Ich bin offenbar nicht der Einzige, der sich auf diese Sitzung sorgfältig vorbereitet hat, dachte Jack und fasste Dan ins Auge. »Habt Ihr Euch etwa darüber abgesprochen?«
»Haben wir, gestern Abend in der Schenke«, gab Dan selbstbewusst zurück. »Das ist ja wohl erlaubt, oder?«
»Selbstverständlich ist das erlaubt. Aber ich möchte Euch doch bitten, für alle hier Anwesenden, die nicht das Privileg hatten, an dieser Besprechung teilzunehmen, Eure Beschlüsse kurz zusammenzufassen.«
»Einverstanden.« Die Männer, die am Vorabend nicht in der Schenke gewesen waren, machten aus ihrem Unmut kein Geheimnis, doch Dan focht das nicht an. Er hatte gerade zu sprechen angesetzt, als Prior Philip den Raum betrat. Mit einem fast unmerklichen Kopfnicken gab er Jack zu verstehen, dass das Kapitel dem Kompromiss zugestimmt hatte. Welch ein Glück, dachte Jack und öffnete den Mund, um Dan am Sprechen zu hindern. Aber es war bereits zu spät. »Wir fordern vierundzwanzig Pence die Woche für gelernte Handwerker«, verkündete Dan, »zwölf für ungelernte Arbeiter und achtundvierzig für Meister.«
Philips eingangs so zufriedene Miene wich einem harten, kämpferischen Ausdruck. »Augenblick«, wandte Jack ein. »Das ist nicht die Meinung der Bauhütte. Das haben sich ein paar trunkene Hirne in der Schenke ausgedacht.«
»Das ist nicht wahr!« Unvermittelt meldete sich Alfred zu Wort. »Du wirst sehen, dass eine klare Mehrheit hinter diesen Lohnforderungen steht.«
Wutentbrannt starrte Jack ihn an. »Erst vor ein paar Monaten hast du mich noch buchstäblich um Arbeit angefleht«, rief er. »Und jetzt erdreistest du dich, eine derartige Lohnerhöhung zu fordern. Ich hätte dich verhungern lassen sollen!«
»Dieses Schicksal erwartet Euch alle, wenn Ihr nicht zur Einsicht kommt«, fügte Prior Philip hinzu. Provozierende Bemerkungen wie diese hatte Jack um jeden Preis vermeiden wollen – und jetzt fielen sie gleichsam zwangsläufig. Seine Strategie hatte vollkommen versagt.
»Vierundzwanzig Pence«, wiederholte Dan ungerührt. »Sonst nehmen wir die Arbeit nicht wieder auf.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, gab Prior Philip hitzig zurück. »Es ist reine Narretei. Ich weigere mich, darüber auch nur zu diskutieren.«
»Wir bestehen darauf«, erwiderte Dan. »Für weniger Lohn arbeiten wir nicht mehr, unter keinen Umständen.«
»Seid doch nicht blöde!«, wandte Jack ein. »Wie könnt Ihr Euch hierher setzen und behaupten, Ihr arbeitet nur um diesen Lohn und keinen anderen? Wisst Ihr, worauf das hinausläuft? Ihr werdet überhaupt keine Arbeit mehr haben. Wohin wollt Ihr denn gehen, wenn Euch hier keiner mehr will?«
»Wohin wohl?«, fragte Dan.
O Gott, dachte Jack, sie haben tatsächlich eine andere
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