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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ich mich sofort auf den Weg.« Er hatte sich schon zum Gehen gewandt, als Philip ihn zurückrief: »Jack!«
    »Ja?«
    »Ich danke Euch.«
    Jack nickte zum Zeichen des Verständnisses und trat hinaus. Er war so glücklich, dass er trotz des strömenden Regens nicht einmal die Kapuze aufsetzte.
    Am Nachmittag suchte er die Handwerker in ihren Wohnhäusern auf und bat sie für den nächsten Morgen zur Besprechung. Wen er nicht zu Hause antraf – vorwiegend Junggesellen und Saisonarbeiter –, den fand er in der Schenke. Immerhin waren sie alle nüchtern, denn der Bierpreis war ebenso gestiegen wie alle anderen Preise. Niemand konnte sich mehr einen Rausch leisten.
    Der Einzige, den Jack nicht fand, war Alfred. Seit zwei Tagen hatte ihn niemand mehr zu Gesicht bekommen. Erst in der Abenddämmerung tauchte er in der Schenke auf, ein merkwürdig triumphierendes Grinsen in seinem tumben Gesicht. Weder erzählte er, wo er gewesen war, noch fragte ihn Jack danach. Er ließ ihn am Biertisch sitzen und ging nach Hause, um mit Aliena und den Kindern Abendbrot zu essen.
    Die Besprechung am nächsten Morgen hatte er frühzeitig angesetzt, noch bevor Prior Philip zur Bauhütte kam. Er wollte den Boden gut vorbereiten und hatte sich seine Worte genau zurechtgelegt.
    Die Handwerker kamen alle überpünktlich – immerhin ging es um ihre Existenz. Ein paar von den jüngeren Burschen hatten rotgeränderte Augen vom langen Aufbleiben und Zechen in der Nacht. Von den jungen Leuten und den Saisonarbeitern war am meisten Widerstand zu erwarten. Die erfahrenen Gesellen dachten eher an die Zukunft, und die wenigen Frauen unter ihnen waren vorsichtig und hingen am Bewährten. Bei ihnen konnte jeder Kompromissvorschlag mit Zustimmung rechnen.
    »Prior Philip wird uns bitten, die Arbeit wieder aufzunehmen«, begann Jack, »und er wird uns dazu eine Art Kompromiss vorschlagen. Bevor er kommt, sollten wir vielleicht besprechen, in welchem Punkt wir ihm zustimmen, in welchem wir zu Verhandlungen bereit sind und wo wir auf gar keinen Fall nachgeben werden. Wir sollten Philip wie ein Mann entgegentreten. Stimmt Ihr mir darin zu?«
    Mehrere Köpfe nickten.
    Jack verlieh seiner Stimme einen halbwegs zornigen Klang und wetterte: »So kommt zum Beispiel nach meiner Meinung eine fristlose Entlassung überhaupt nicht in Frage!« Um seiner Kompromisslosigkeit in diesem Punkt Nachdruck zu verleihen, hieb er mit der Faust auf die Werkbank. Mehrere Männer bekundeten lauthals ihre Zustimmung. Jack, der ja wusste, dass Philip von dieser Forderung inzwischen abgerückt war, verfolgte damit die Absicht, die jungen Feuerköpfe unter den Handwerkern und Arbeitern noch zusätzlich anzustacheln. Gab Philip ihnen dann nach, so wäre ihnen rasch der Wind aus den Segeln genommen.
    »Außerdem, meine ich, dürfen wir das Recht der Zunft, Beförderungen auszusprechen, nicht preisgeben. Nur ein Handwerker kann beurteilen, ob ein Lehrling geschickt und erfahren genug ist oder nicht.« Auch hier war er also nicht ganz aufrichtig, lenkte er doch die Aufmerksamkeit von der finanziellen Seite der Beförderungsfrage ab. Seine Hoffnung war: Blieb ihr Rechtsstandpunkt gewahrt, so ließen sie sich vielleicht bei der Bezahlung eher auf einen Kompromiss ein.
    »Was die Arbeit an Heiligentagen betrifft – da fühle ich mich, wie ich gestehen muss, hin und her gerissen. Über freie Tage werden gemeinhin bei jedem Bauvorhaben eigene Vereinbarungen getroffen – es gibt da keine einheitlichen Richtlinien, soviel ich weiß.« Er wandte sich an Edward Twonose und fragte: »Was meint Ihr dazu, Edward?«
    »Ja, das wird von Baustelle zu Baustelle anders gehandhabt«, erklärte Edward, sichtlich erfreut, dass man ihn um seine Meinung gebeten hatte. Jack nickte ihm ermutigend zu, worauf Edward begann, sich des Langen und Breiten über die verschiedensten Möglichkeiten auszulassen. Die Besprechung verlief ganz nach Jacks Wünschen: Die ausführliche Behandlung eines Punktes, der gar nicht sonderlich strittig war, langweilte die Männer mit der Zeit und nahm ihnen Kraft und Geduld für die eigentliche Auseinandersetzung.
    Unversehens wurde Edward in seinem Monolog unterbrochen. Aus dem Hintergrund tönte es: »Das ist doch unwichtiger Kleinkram!«
    Jack sah auf. Der Zwischenrufer war Dan Bristol. »Einer nach dem anderen bitte«, sagte er. »Lasst erst Edward ausreden.«
    Doch Dan ließ sich nicht so leicht zum Schweigen bringen. »Das ist doch alles dummes Zeug«, sagte er. »Was wir

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