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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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noch etwas schiefgegangen …
    Um zu den Menschen sprechen zu können, brauchte Elisabeth eine Art Podest. Aliena wies einen Diener an, ihr aus dem Stall einen Tritt aus Holz zu bringen, der kleinen Leuten leichter auf große Pferde half. Während sie noch warteten, sprach plötzlich eine ältere Frau Aliena an: »Meiner Treu! Lady Aliena. Wie schön, Euch zu sehen!«
    Aliena erschrak. Die Frau war eine Köchin, die schon vor der Besetzung der Burg durch die Hamleighs hier gearbeitet hatte. Aliena zwang sich zu einem Lächeln und sagte: »Hallo, Tilly, wie geht es dir?«
    Tilly gab ihrem Nachbarn einen Stoß. »He, du, Lady Aliena ist wieder da, nach all den Jahren! Werdet Ihr wieder unsere Herrin sein, Gnädigste?«
    Aliena sah sich ängstlich um. Michael Armstrong hätte das jetzt nicht hören dürfen, dachte sie. Glücklicherweise war der Hauptmann der Wache nicht in Hörweite. Allerdings hatte einer seiner Bewaffneten das kurze Gespräch mitbekommen und starrte Aliena jetzt mit gerunzelter Stirn an. Aliena erwiderte den Blick mit gespielter Arglosigkeit. Der Mann hatte nur ein Auge (was zweifellos der Grund dafür war, dass er nicht mit William ins Feld hatte ziehen dürfen). Aliena fand es auf einmal furchtbar komisch, von einem Einäugigen angestarrt zu werden. Sie musste ein Lachen unterdrücken und spürte, dass sie fast hysterisch war.
    Der Diener brachte den Tritt, und die Glocke hörte auf zu läuten. Aliena versuchte sich zu sammeln. Elisabeth bestieg das kleine Podest. Die Menge verstummte.
    »König Stephan und Herzog Henry haben Frieden geschlossen«, sagte Elisabeth.
    Sie machte eine Pause, und Jubelrufe ertönten. Aliena spähte durchs Tor. Jetzt, Richard, dachte sie … jetzt! Du darfst nicht zu lange warten.
    Elisabeth lächelte. Als der Jubel abgeebbt war, fuhr sie fort: »Stephan wird König sein, bis er stirbt. Henry wird sein Nachfolger.«
    Aliena hielt nach den Posten auf den Türmen und über dem Torhaus Ausschau. Sie wirkten völlig entspannt. Wo blieb Richard?
    »Der Friedensschluss wird unser aller Leben in vielfacher Hinsicht verändern«, sagte Elisabeth.
    Die Posten fuhren plötzlich zusammen und konzentrierten sich. Einer beschattete die Augen mit der Hand und spähte über die Felder. Ein anderer sah in den Burghof hinab; es hatte den Anschein, als suche er seinen Kommandanten. Aber Michael Armstrong hörte interessiert Elisabeth zu.
    »Der gegenwärtige und der zukünftige König haben gemeinsam beschlossen, dass alle Ländereien jenen zurückzugeben sind, denen sie zu Zeiten des seligen Königs Henry gehörten …«
    Diese Nachricht löste ein aufgeregtes Gemurmel aus. Die Leute spekulierten darüber, ob auch die Grafschaft Shiring von dieser Regelung betroffen war. Auch Michael Armstrong blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann sah Aliena endlich die lang ersehnte Vorhut von Richards Truppe auf die Burg zukommen. Schnell, rief sie ihnen in Gedanken zu. Beeilt euch! Aber die Reiter dachten gar nicht daran. Sie ritten im gemächlichen Trab, denn sie wollten die Posten nicht misstrauisch machen.
    Elisabeth sagte: »Wir wollen alle dem lieben Gott für diesen Friedensschluss danken. Wir wollen beten, dass König Stephan in den Jahren, die ihm noch vergönnt sind, ein kluger und weiser Herrscher sein wird und dass der junge Herzog friedlich auf seine Stunde wartet, bis es dem Herrn gefällt, Stephan zu sich zu rufen …«
    Sie spielte ihre Rolle großartig, fürchtete aber offenbar, ihr könnten die Worte ausgehen.
    Die Posten behielten die näher rückenden Reiter scharf im Auge. Sie waren auf ihre Ankunft vorbereitet und hatten den Befehl, den Anführer unverzüglich zur Gräfin zu bringen. Irgendwelche Abwehrmaßnahmen waren nicht erforderlich – aber neugierig waren sie trotzdem.
    Der Einäugige spähte durchs Tor und sah sich wieder nach Aliena um. Offensichtlich grübelte er darüber nach, ob zwischen ihrer Gegenwart und der Ankunft der Reiter ein Zusammenhang bestand.
    Einer der Posten auf den Zinnen schien sich zu einem Entschluss durchgerungen zu haben. Er verschwand im Treppenabgang.
    Die Menge wurde langsam unruhig. Elisabeth verstand es sehr geschickt, ihre Rede in die Länge zu ziehen, doch die Leute waren nur an harten Fakten interessiert. »Dieser Krieg«, sagte sie, »begann im Jahr nach meiner Geburt, und wie so viele andere junge Menschen überall im Königreich warte ich mit Spannung darauf, den Frieden kennenzulernen …«
    Der Posten, der von der Brüstung

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