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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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William sagen, schluckte die Worte aber im letzten Moment herunter. Waleran macht sich Gedanken über den neuen Vogt, dachte er – und er ist gekommen, um mit mir darüber zu sprechen. Das kann doch eigentlich nur eines heißen – oder? Hoffnung keimte auf in seiner Brust, aber er unterdrückte sie mit Gewalt: Wenn Waleran im Spiel war, endeten hochfliegende Hoffnungen oft mit herben Enttäuschungen. »An wen denkt Ihr?«, fragte er.
    »An Euch.«
    Das war die Antwort, auf die William kaum zu hoffen gewagt hatte, und er hätte der Ankündigung liebend gern Glauben geschenkt. Ein kluger Vogt, der nicht zu viele Rücksichten nahm, konnte fast so bedeutend und einflussreich sein wie ein Graf oder ein Bischof. Für William lag darin eine Chance, wieder zu Macht und Wohlstand zu kommen. Aber die Sache hatte bestimmt ihren Haken … »Wieso sollte König Stephan gerade auf mich verfallen?«
    »Ihr habt ihn gegen Herzog Henry unterstützt und deshalb Eure Grafschaft verloren. Ich kann mir vorstellen, dass er Euch für erlittenes Ungemach entschädigen will.«
    »Aus reiner Dankbarkeit hat noch nie jemand etwas getan.« William wiederholte einen Spruch seiner Mutter.
    »Stephan kann nicht besonders glücklich darüber sein, dass der Graf von Shiring einst auf der Seite des Feindes gekämpft hat. Vielleicht sieht er in seinem Vogt eine Art Gegengewicht gegen Richard.«
    Das gibt schon mehr Sinn, dachte William. Gegen seinen Willen war er plötzlich sehr aufgeregt. Bot sich da tatsächlich eine Gelegenheit, aus diesem Kaff namens Hamleigh herauszukommen? Schon sah er sich wieder als Anführer einer ansehnlichen Truppe aus Rittern und Bewaffneten … Das wäre schon etwas anderes als der kümmerliche Haufen, über den er gegenwärtig noch gebot. Als Vorsitzender des Grafschaftsgerichts in Shiring wäre er imstande, Richard so manchen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. »Der Vogt residiert auf der Burg zu Shiring«, sagte er sehnsüchtig.
    »Ihr wäret wieder reich«, fügte Waleran hinzu.
    »In der Tat …« Das Amt des Vogts konnte für jemanden, der sich nicht zu dumm anstellte, eine wahre Goldgrube sein. Williams Einkommen würde fast so hoch sein wie weiland als Graf. Aber wieso hatte Waleran ausgerechnet dieses Thema angesprochen?
    Er brauchte nicht lange auf die Antwort zu warten. »Ihr könntet es Euch dann auch leisten, die neue Kirche zu vollenden«, sagte er.
    Da also liegt der Hund begraben, dachte William. Waleran hat schließlich noch nie etwas ohne Hintergedanken getan. Er will mich zum Vogt machen, damit ich ihm eine Kirche baue … Von Williams Seite gab es gegen diesen Plan gar nichts einzuwenden: Vielleicht hörten die Albträume auf, wenn er die dem Andenken seiner Mutter gewidmete Kirche fertigstellte. »Meint Ihr wirklich, es lässt sich machen?«, fragte er begierig.
    Waleran nickte. »Es kostet natürlich Geld – aber machen lässt es sich gewiss.«
    »Geld?«, wiederholte William, dem auf einmal ganz bange wurde. »Wie viel?«
    »Das lässt sich schwer abschätzen. In größeren Orten wie Lincoln oder Bristol müsstet Ihr für das Amt wohl fünf- bis sechshundert Pfund bezahlen. Die Vögte dieser Städte sind allerdings auch reicher als Kardinäle. In einem kleineren Flecken wie Shiring – und unter der Voraussetzung, dass Ihr dem König ein genehmer Bewerber seid, wofür ich Sorge tragen kann – genügen wohl schon hundert Pfund.«
    »Hundert Pfund!« Williams Hoffnungen waren dahin. Er hatte von Anfang an mit einem Pferdefuß gerechnet. »Wenn ich hundert Pfund hätte, würde ich nicht in diesen Verhältnissen leben«, sagte er bitter.
    »Das Geld treibt Ihr schon auf«, sagte Waleran leichthin.
    »Und wie?« William hatte auf einmal eine Idee. »Wollt Ihr es mir geben?«
    »Seid kein Narr!«, sagte Waleran in jener herablassenden Art, die William die Wände hochtreiben konnte. »Dafür sind die Juden da.«
    William kannte die Mischung aus Hoffnung und Wut, die ihn jetzt erfüllte – und er wusste, dass, einmal mehr, der Bischof am Ende recht behalten hatte.
    Zwei Jahre waren inzwischen vergangen, und Jack hatte noch immer keine Lösung für das Problem gefunden. Schlimmer noch: Im ersten Joch des Hauptschiffs waren die gleichen Risse aufgetreten. In seiner Konstruktion steckte ein entscheidender Fehler. Zwar war der Bau stark genug, das Gewicht des Gewölbes zu tragen, doch konnte er auf Dauer nicht den heftigen Winden widerstehen, die gegen die hohen Mauern bliesen.
    Er stand auf

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