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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erdbraunen Tunika verbarg, so lag dem Mädchen nicht daran, ihn zur Schau zu stellen.
    Der Anblick der wohlhabenden, ehrbaren und glücklichen Familie schürte die Glut in William. Alles, was diese Leute besitzen, gehört im Grunde mir, dachte er. Noch hatte er die Hoffnung auf Rache nicht aufgegeben.
    Die Stimmen von mehreren hundert Mönchen erhoben sich zum Choral und übertönten sowohl die Gespräche als auch die Rufe der Händler. An der Spitze einer Prozession hielt Prior Philip Einzug in die Kathedrale. So viele Mönche wie heute hat es früher nie gegeben, dachte William. Die Priorei war mit der Stadt gewachsen. Philip, der die sechzig überschritten hatte, war inzwischen fast völlig kahl. Er hatte kräftig zugenommen, und auch sein ehemals so schmales Gesicht war mittlerweile ziemlich rund. Er wirkte recht zufrieden mit sich selbst – kein Wunder, wenn man bedachte, dass er seit seinem Amtsantritt vor vierunddreißig Jahren auf die Weihe einer neuen Kathedrale hingearbeitet hatte.
    Neugieriges Gemurmel erhob sich, als nun auch Bischof Waleran, gewandet in seinen üppigen Ornat, die Kirche betrat. Sein bleiches, eckiges Gesicht verriet eine steife, förmliche Neutralität. William allerdings wusste, dass es hinter der gefrorenen Miene brodelte, symbolisierte doch diese Kathedrale Philips endgültigen Triumph über Waleran. Und obwohl ihm Philip verhasst war, konnte William nicht umhin, klammheimliche Freude über die Demütigung des immer so hochnäsigen Bischofs zu empfinden.
    Waleran ließ sich nur selten in Kingsbridge blicken. Auch in Shiring war nun endlich eine neue Kirche errichtet worden – mit einer dem Andenken an Williams Mutter gewidmeten Seitenkapelle. Waleran hatte sie zu seiner Hauptkirche gewählt, obwohl sie nicht annähernd so groß und imposant war wie die Kathedrale in Kingsbridge.
    Die offizielle Bischofskirche war, allen Bemühungen Walerans zum Trotz, nach wie vor Kingsbridge. In einer mehr als dreißigjährigen Fehde hatte er nichts unversucht gelassen, um Philip in die Knie zu zwingen, doch am Ende hatte der Prior obsiegt. Es war ein bisschen so wie bei William und Aliena: In beiden Fällen hatten sich – für William völlig unbegreiflich – Schwäche und Skrupel gegen Gewalt und Rücksichtslosigkeit durchgesetzt.
    Seine Anwesenheit bei der Weihe des neuen Doms war für Waleran ein Muss. Es hätte sehr merkwürdig ausgesehen, wenn er der Zeremonie ferngeblieben wäre, und viele Festgäste hätten sich durch sein Nichterscheinen brüskiert gefühlt. Mehrere Bischöfe aus benachbarten Diözesen waren gekommen, des Weiteren eine Vielzahl angesehener Äbte und Prioren.
    Wer fehlte, war der Erzbischof von Canterbury, Thomas Becket. Er lag im Streit mit König Heinrich, seinem einstigen Freund. Mit solcher Erbitterung wurde der Streit ausgetragen, dass der Erzbischof gezwungen worden war, außer Landes zu gehen. Er hatte in Frankreich Zuflucht gesucht. Die Auseinandersetzung drehte sich um eine ganze Reihe juristischer Probleme, in deren Mittelpunkt jedoch eine einfache Grundsatzfrage stand: Konnte der König tun und lassen, was er wollte, oder war seine Machtbefugnis eingeschränkt? Der gleiche Streit hatte einst William und Philip entzweit. William war der Meinung gewesen, er habe in seiner Grafschaft völlig freie Hand; dies sei geradezu das Kennzeichen gräflicher Macht. Heinrich definierte sein Königtum genauso. Prior Philip und Thomas Becket wollten dagegen die Machtbefugnis der Herrschenden beschränken.
    Bischof Waleran war ein Mann der Kirche, der sich auf die Seite der Herrschenden geschlagen hatte. Macht war für ihn da, um benutzt zu werden. Die vielen Niederlagen in den vergangenen drei Jahrzehnten hatten weder seinen Glauben, ein Instrument des göttlichen Willens zu sein, noch seine rücksichtslose Entschlossenheit, das zu tun, was er für seine heilige Pflicht hielt, erschüttert. William war überzeugt, dass der Bischof selbst noch bei der Durchführung der Weihezeremonie darüber nachsann, wie er Philip diesen glorreichen Tag verderben könne.
    William war während der Messe ständig in Bewegung. Stehen war für seine Beine schlimmer als Gehen. Wenn er in Shiring den Gottesdienst besuchte, nahm Walter immer einen Stuhl für ihn mit. Hier in Kingsbridge gab es indessen viele interessante Leute zu sehen und zu sprechen; andere nutzten die Gelegenheit auch zu geschäftlichen Unterredungen. William ging von einem zum anderen, schmeichelte den Mächtigen,

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