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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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schüchterte die Schwachen ein und spitzte aufmerksam die Ohren. Anders als in seiner Glanzzeit als Graf trieb sein Erscheinen den Leuten nicht mehr den Angstschweiß auf die Stirn, doch war er auch als Vogt noch eine Respektsperson, vor der man sich besser in Acht nahm.
    Der Gottesdienst wollte und wollte kein Ende nehmen. Es gab eine längere Unterbrechung, die die Mönche dazu nutzten, außen um die Kirche herumzugehen und die Mauern mit Weihwasser zu besprengen. Zum Schluss verkündete Prior Philip die Ernennung eines neuen Subpriors: Seine Wahl war auf Bruder Jonathan gefallen, die Waise, die in der Priorei aufgewachsen war. Jonathan, inzwischen Mitte dreißig und außergewöhnlich groß, erinnerte William an den alten Baumeister Tom Builder – das war auch so ein Hüne gewesen.
    Dann war die Zeremonie endlich vorüber. Die hohen Würdenträger verfügten sich ins südliche Querschiff und wurden dort umschwärmt von den Angehörigen des niederen Adels. Auch William humpelte hinüber. Früher einmal hatte er mit Bischöfen von gleich zu gleich gesprochen – jetzt musste er mit Rittern und kleinen Landbesitzern vor ihnen katzbuckeln.
    Bischof Waleran zog ihn beiseite: »Wer ist dieser neue Subprior?«, fragte er.
    »Der Waisenknabe der Priorei«, erwiderte William. »Gehörte schon immer zu Philips Günstlingen.«
    »Bisschen jung für einen Subprior, wie?«
    »Philip war in seinem Alter schon Prior.«
    »Der Waisenknabe …«, sagte Waleran nachdenklich. »Wie war das damals doch …?«
    »Als Philip nach Kingsbridge kam, brachte er einen Säugling mit.«
    Walerans Miene hellte sich auf. »Beim Kreuz, ja! Ich hatte Philips Mitbringsel ganz vergessen. Wie konnte ich!«
    »Es ist über dreißig Jahre her. Wen kümmert das noch?«
    William spürte den verächtlichen Blick, den er so hasste. Du dummer Ochse, besagte er, siehst wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht … In dem vergeblichen Versuch, den stechenden Schmerz in seinem Fuß zu lindern, verlagerte er sein Gewicht von einem Bein aufs andere.
    »Wo kam das Kind denn her?«, fragte Waleran.
    William unterdrückte seine Wut. »Wenn ich mich recht entsinne, fand man’s ausgesetzt im Wald, unweit der kleinen Zelle, in der Philip damals Prior war.«
    »Das klingt ja immer besser«, sagte Waleran eifrig.
    William verstand immer noch nicht, worauf der Bischof hinauswollte. »Was soll das?«, fragte er verdrossen.
    »Kann man sagen, dass Philip den Knaben wie seinen eigenen Sohn großgezogen hat?«
    »Ja.«
    »Und jetzt hat er ihn zum Subprior gemacht.«
    »Er wurde von den Mönchen in dieses Amt gewählt, nehme ich an. Ich glaube, er ist sehr beliebt.«
    »Wer mit fünfunddreißig Subprior wird, muss gewiss als aussichtsreicher Anwärter auf das Amt des Priors gelten …«
    William wollte nicht schon wieder Was soll das? sagen. Wie ein begriffsstutziger Schuljunge wartete er auf eine Erklärung.
    Endlich ließ Waleran die Katze aus dem Sack. »Offensichtlich ist Jonathan Philips leiblicher Sohn.«
    William brüllte vor Lachen. Er hatte mit einem tiefschürfenden Gedanken gerechnet – und nun das! Es war absolut lächerlich. »Niemand, der Philip kennt, würde so eine Geschichte glauben«, sagte er. »Der kam doch schon als vertrockneter Besenstiel auf die Welt. Das ist vielleicht eine Idee!« Er lachte wieder. Waleran mochte sich für wer weiß was halten – aber diesmal hatte er jeden Sinn für die Realität verloren.
    Der Bischof reagierte mit eisiger Herablassung. »Ich behaupte, Philip hatte da draußen im Wald eine Geliebte. Dann wurde er zum Prior von Kingsbridge gewählt und musste die Frau zurücklassen. Weil sie den Vater nicht mehr hatte, wollte das Weib auch sein Kind nicht. Sollte er doch sehen, wie er damit zurechtkam … Philip, gefühlsduselig wie er nun einmal ist, fühlte sich verpflichtet, für das Kind zu sorgen, und gab es daher als Findling aus.«
    William schüttelte den Kopf. »Unglaubhaft. Alle anderen – ja. Philip – nein.«
    Waleran ließ nicht locker. »Wenn das Kind ausgesetzt wurde – wie will Philip dann beweisen, woher es kam?«
    »Das kann er nicht«, gab William zu. Er sah hinüber zu Philip und Jonathan. Sie standen nebeneinander und unterhielten sich mit dem Bischof von Hereford. »Aber die beiden sehen sich überhaupt nicht ähnlich.«
    »Ihr seht Eurer Mutter auch nicht ähnlich«, erwiderte Waleran. »Gott sei Dank.«
    »Doch wozu soll das alles gut sein?«, fragte William. »Was habt Ihr in der Sache

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