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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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er die Stimme erhört hatte. Er mußte daran denken, daß sein Leben früher von Angst beherrscht gewesen war, Angst vor seiner Mutter, Angst vor der übermächtigen Hexenmeisterin. Was bedeutete angesichts eines solchen Gegners schon eine primitive Schlange? Er verspürte einen leisen Anflug von Ärger, weil er vor Angst geschrien hatte. Was hatte er, Oba Rahl, schon zu befürchten, noch dazu von einer bloßen Schlange?
    Oba wälzte sich mitsamt Schlange höher auf den festen Untergrund. Grinsend schob er sein Messer unter den schuppenbewehrten Unterkiefer. Oba preßte die Klinge ohne jede Hast mit seiner anderen Hand nach oben, deshalb fing die Schlange plötzlich an, sich heftig zu winden – nicht, um die Oberhand zu gewinnen, sondern um zu fliehen. Ihre muskulösen Windungen lösten sich von Obas Beinen, wischten über den Erdboden, suchten etwas, an das sie sich klammern konnten. Oba zog einen Teil des grünlich schimmernden Leibes mit dem Fuß wieder zu sich heran und unterband dadurch jedes Entkommen.
    Plötzlich durchbrach die rasiermesserscharfe Klinge unter dem Druck von Obas kräftigen Muskeln den dicken Schuppenpanzer unterhalb des Kinns. Fasziniert sah Oba zu, wie das Blut an seiner geballten Faust herablief. Die Schlange geriet vor Angst und Schmerz völlig in Panik. Es existierte nur noch der verzweifelte Wunsch nach Flucht, und diesem einen Bestreben widmete sie ihre ganze, nicht unbeträchtliche Körperkraft.
    Aber Oba war stark. Ihm entkam nichts.
    Unter Aufbietung seiner gesamten Körperkraft schleifte er den sich windenden, verdrehenden, schlängelnden Körper auf höheres, trokkeneres Gelände, dann stemmte er das schwere Tier ächzend in die Höhe. In dieser Haltung rannte Oba, seine ganze Wut herausschreiend, los. Mit einem mächtigen Satz nach vorn rammte er sein Messer in einen Baum und nagelte die Schlange dort fest.
    Hilflos mußten die gelben Schlangenaugen mit ansehen, wie Oba ein zweites Messer aus dem Stiefel zog. Er wollte sehen, wie das Leben aus diesen häßlichen gelben Augen wich, wahrend sie ihn beobachteten.
    In einer Vertiefung zwischen den Schuppenreihen brachte er ihr einen Schnitt im blassen Unterbauch bei, keinen tödlichen Schnitt, nur gerade groß genug für seine Hand.
    Oba feixte. »Bist du bereit?«, fragte er das Tier. Unfähig, etwas anderes zu tun, starrte es ihn an.
    Oba schob seinen Ärmel hoch, dann bohrte er seine Hand mit schlängelnden Bewegungen durch den Schlitz hinein. Es war eng, trotzdem gelang es ihm, erst seine Hand, dann sein Handgelenk und schließlich seinen Arm in den lebenden Körper hineinzuschieben, tiefer und tiefer, während die Schlange ihren Körper von einer Seite auf die andere warf, nicht nur in dem vergeblichen Versuch zu entkommen, sondern in erster Linie vor Schmerz. Oba preßte den Leib mit einem Knie gegen den Baum und hielt den peitschenden Schwanz mit einem Fuß nieder.
    Für Oba schien die Welt ringsum zu versinken, als er spürte, was es hieß, eine Schlange zu sein. Dann spürte er beim Hineinschieben seiner Hand ihre Haut auf seiner und stellte sich vor, wie er sich in das Tier verwandelte. Seine Augen waren nur noch wenige Zoll von denen der Schlange entfernt, und der Blick in diese Augen versetzte ihn in unbändiges Entzücken, als er dort nicht nur heftigste Schmerzen, sondern auch fassungsloses Entsetzen sah. Oba spürte hinter den glitschigen Eingeweiden sein pulsierendes Ziel, dann endlich hatte er es gefunden – das noch lebende Herz. Wie rasend schlug es in seiner Hand, pochend, zuckend. Mit einem tiefen Blick in ihre Augen drückte Oba mit seinen kräftigen Fingern zu, bis das Herz in einem mächtigen Schwall zerplatzte. Die Schlange schlug mit der Kraft des nahen Todes plötzlich um sich, doch dann, noch während Oba das zitternde, zerplatzte Herz in seiner Hand hielt, wurden die Bewegungen der Schlange immer schwerfälliger und träger, bis sie mit einem letzten schlaffen Schlagen ihres Schwanzes vollends zum Erliegen kamen.
    Während dieser ganzen Zeit starrte Oba unverwandt in die gelben Augen, bis er sicher wußte, daß sie erloschen waren. Es war durchaus erregend, den Übergang vom Leben zum Tod zu beobachten.
    Der Sumpf gefiel ihm immer besser.
    Siegestrunken und blutverschmiert kauerte Oba am Ufer um sich und seine Messer zu reinigen.
    Als er fertig war, hatte sich das dunkle Wasser rot verfärbt. Die Farbe ließ ihn an Jennsens Haar denken. Er richtete sich auf und sah nach, ob er alle seine Habseligkeiten

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