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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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brannte ein kleines Feuer. Da es nur dieses Feuer und zwei kleine Fenster gab, herrschte im Haus ein ziemlich schummriges Licht. Die Wände waren mit pedantisch genauen Schnitzereien, meist von Tieren, übersät, manche naturbelassen, andere bemalt oder vergoldet. Sie entsprachen kaum Obas Art, Tieren mit dem Messer beizukommen. Das Mobiliar war besser als alles, womit er aufgewachsen war.
    In einem reich verzierten Sessel – dem besten Möbelstück – in der Nähe des Kamins saß, wie eine Königin auf ihrem Thron, eine Frau mit großen, dunklen Augen und musterte ihn über den Rand einer Tasse hinweg, an der sie gerade nippte. Obwohl sie ihr langes, goldenes Haar anders trug und sie nicht diesen unheimlichen, strengen Ausdruck im Gesicht hatte, erkannte Oba ihre Züge sofort wieder. Ein Blick in ihre Augen räumte jeden Zweifel aus: Dies war Latheas Schwester.
    Augen – auch ein Punkt auf den Listen, die er in seinem Kopf angelegt hatte.
    »Ich bin Althea«, sagte sie und setzte die Tasse von ihren Lippen ab.
    Ihre Stimme klang vollkommen anders als die ihrer Schwester. Obwohl sie wie Lathea ein Gefühl von Autorität vermittelte; fehlte ihr die typische Überheblichkeit, die normalerweise damit einherging. Sie stand nicht auf. »Ich fürchte, du bist viel früher eingetroffen, als ich erwartet hatte.«
    Um jede mögliche Gefahr bereits im Keim zu ersticken, ignorierte Oba sie, ging mit schnellen Schritten zu den nach hinten hinaus gelegenen Zimmern und warf einen Blick in das erste, in dem er eine Werkbank sah. Clovis hatte ihm erzählt, daß Althea einen Ehemann namens Friedrich habe, und natürlich waren draußen die Abdrücke von Männerstiefeln zu sehen gewesen. Meißel, Messer und Holzschlegel lagen fein säuberlich sortiert darauf; in den richtigen Händen konnte jedes einzelne dieser Werkzeuge eine tödliche Waffe sein. Die Werkbank verströmte eine Atmosphäre von Aufgeräumtheit; als hätte jemand seine Arbeit für längere Zeit unterbrochen.
    »Mein Mann ist zum Palast gegangen«, rief sie von ihrem Sessel am Kamin aus. »Wir sind allein.«
    Er vergewisserte sich trotzdem noch einmal selbst, warf einen Blick ins Schlafzimmer und fand es leer. Sie hatte offensichtlich die Wahrheit gesagt. Bis auf das Tröpfeln des Regens auf dem Dach war es vollkommen still im Haus. Die beiden waren tatsächlich allein.
    Endlich überzeugt, daß sie nicht gestört werden würden, kehrte er in das eigentliche Wohnzimmer zurück. Sie beobachtete, wie er auf sie zuging, weder lächelnd noch mißbilligend und offenbar vollkommen ruhig. Hätte sie nur einen Funken Verstand besessen, fand Oba, hätte sie wenigstens ein bißchen unruhig werden müssen. Wenn überhaupt, dann wirkte sie eher resigniert oder auch nur schläfrig. Der Sumpf mit seiner drückenden, feuchten Luft konnte einen ohne Zweifel träge machen.
    Unweit ihres Sessels, etwas seitlich auf dem Fußboden, befand sich ein quadratisches Brett mit einem kunstvoll vergoldeten Symbol darauf. Es erinnerte ihn an etwas auf seinen Listen. Am Rand des Brettes lag ein Häufchen kleiner, abgewetzter dunkler Steine, vor ihren Füßen ein rotgoldenes Kissen.
    Oba zögerte, als er plötzlich die Verbindung zwischen einem Gegenstand auf seinen Listen und dem vergoldeten Symbol auf dem Fußboden herstellte. Das Symbol erinnerte ihn an den getrockneten unteren Teil einer Bergfieberrose – eines jener Kräuter, die Lathea stets seiner Medizin beimischte. Die meisten ihrer Kräuter waren bereits vorher zerstoßen, dieses dagegen nie. Meist hatte sie eine einzige dieser getrockneten Blumen zerdrückt, unmittelbar bevor sie sie seiner Medizin beigab. Eine so verdächtige Verbindung konnte nur ein Anzeichen drohender Gefahr sein. Er hatte Recht gehabt; die Hexenmeisterin war tatsächlich so gefährlich, wie er immer befürchtet hatte.
    Mit geballten Fäusten baute Oba sich vor ihr auf und funkelte sie wütend an.
    »Bei den Gütigen Seelen«, sagte sie leise bei sich, »und ich hatte schon gehofft, nie wieder in diese Augen blicken zu müssen.«
    »Was für Augen?«
    »Die Augen Darken Rahls«, antwortete sie. In ihrer Stimme schwang, ganz leise und entfernt, ein gewisser Unterton mit, vielleicht von Bedauern, vielleicht von Hoffnungslosigkeit, vielleicht sogar von blankem Entsetzen.
    »Darken Rahls Augen.« Oba konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Sehr großmütig von Euch, daß Ihr davon sprecht.«
    Auf ihrem Gesicht war nicht der Hauch eines Lächelns zu bemerken. »Es

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