Die Säulen der Schöpfung - 13
wohl geformt, trug sie ihr langes, blondes Haar zu einem Zopf geflochten. An einem dünnen Kettchen am Gelenk ihrer auf der Hüfte ruhenden Hand baumelte ein Gegenstand. Obwohl nicht größer als die Männer, schien sie sie allein schon aufgrund ihres imponierenden Auftretens zu überragen, einer strengen Rachegöttin gleich, die herabgestiegen war, um über die Lebenden in ihrer letzten Stunde zu richten.
Aus ihrem finsteren Blick sprach ein Mißfallen, das selbst dem seiner Mutter in nichts nachstand.
Aber noch viel überraschter war Oba, als sie dem Gardisten, der die Tür entriegelt hatte, mit einer beiläufigen Handbewegung zu verstehen gab, er möge sich entfernen. Oba mochte dies überraschen, den Gardisten aber ließ es völlig kalt. Nach einem letzten Blick auf die Männer zog er die schwere Tür hinter sich zu und sperrte ab. Oba konnte das Geräusch seiner Stiefel auf dem Steinfußboden hören, als er sich durch den Gang wieder entfernte.
Die Frau maß die sie umstehenden Männer mit kühl forschenden Augen, jeden einzelnen von ihnen taxierend und ihn als unbedeutend abtuend, bis ihr Blick schließlich auf Oba fiel. Sie musterte ihn sorgfältig mit ihren harten, durchdringenden Augen.
»Gütige Seelen …«, flüsterte sie leise, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah.
Augen.
Oba feixte. Er wußte, in diesem Moment hatte sie erkannt, daß er bezüglich seines Vaters die Wahrheit gesprochen hatte. Sie hatte seinen Augen angesehen, daß er ein Sohn Darken Rahls war.
Augen.
Die plötzliche Erkenntnis rastete in seinen Gedanken ein, ganz so wie ein Messer, das man in seine Scheide schiebt.
Und dann stürzten sich die Männer mit animalischem Gebrüll auf sie. Oba hatte erwartet, daß sie erschrocken aufschreien oder um Hilfe rufen oder doch wenigstens zurückweichen würde. Statt dessen behauptete sie ihre Stellung und wehrte ihren Angriff mit geradezu aufreizender Lässigkeit ab.
Oba sah, wie der stabähnliche rote Gegenstand, den er zuvor in der Nähe ihres Handgelenks hatte baumeln sehen, in ihre Hand schnellte. Als der erste Mann sie erreichte, rammte sie ihm den Stab in die Brust und schleuderte ihn mit einer Drehung ihres Handgelenks zurück. Er landete, einem vom Heuboden geworfenen Strohballen gleich, mit dumpfem Geräusch auf dem Boden.
Die anderen fielen nahezu gleichzeitig in einem wüsten Durcheinander aus wild um sich prügelnden Armen und Fäusten von allen Seiten über sie her. Im selben Augenblick, als die Falle aus muskelbepackten Armen zuschnappte, entzog sie sich ihr mühelos mit einem Ausfallschritt zur Seite. Als die Männer sich daraufhin schwankend herumdrehten, um blitzschnell erneut anzugreifen, spielte sie ihre ganze kaltblütige Eleganz aus und entledigte sich der Männer in Windeseile, überlegen und mit beispielloser Härte. Ohne sich umzudrehen, stieß sie ihren Ellbogen in das Gesicht des am nächsten stehenden Mannes, als dieser sie von hinten festzuhalten versuchte. Oba vernahm das Brechen von Knochen, als sein Körper, eine lange Blutspur auf der Wand hinterlassend, nach hinten geschleudert wurde.
Der dritte Mann, seitlich neben ihr wurde durch eine Berührung ihres merkwürdigen roten Stabes in seinem Vorwärtsdrang gebremst. Er brach, sich den Hals haltend, mit einem erstickten, gurgelnden Wimmern zusammen. Seine Art, sich mit blutigem Schaum vorm Mund am Boden zu krümmen, erinnerte Oba stark an den Todeskampf der Schlange aus dein Sumpf. Einem weiteren Angriff ausweichend, setzte die Frau mit einer Körperdrehung über den am Boden liegenden Mann hinweg und zertrümmerte ihm dabei mit einem wuchtigen Tritt ihres Stiefelabsatzes das Gesicht, um ihm den Rest zu geben.
Noch in der Drehung versetzte sie dem vierten Mann drei schnelle Nackenschläge. Er verdrehte die Augen, dann begann er langsam in einer spiralförmigen Bewegung zu Boden zu sinken. Sie trat ihm die Beine unter dem Körper weg, so daß er mit dem Gesicht nach vorne fiel. Mit einem widerlich schmatzenden Geräusch schlug seine Stirn auf den Steinfußboden.
Es war faszinierend zu beobachten, wie sparsam sie ihren Körper einsetzte, wie fließend sie auswich, um unmittelbar darauf zu einem blitzschnellen und unerbittlichen Gegenangriff überzugehen.
Der letzte Kerl legte sein gesamtes Gewicht in seine Attacke, als er sich auf sie stürzte. Sie fuhr herum und schlug ihm dabei so hart mit dein Handrücken ins Gesicht, daß sein Körper herumgewirbelt und er von den Beinen gerissen wurde. Mit einem
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