Die Säulen der Schöpfung - 13
ihrem energischen Kinn reichendes Haar streng in der Mitte gescheitelt.
»Die Mutter Konfessor«, entfuhr es Sebastian leise, offenbar wie gelähmt von ihrem Anblick.
Jennsen sah ihn stirnrunzelnd an. »Die Mutter Konfessor …?« Jennsen vermochte sich nicht recht vorzustellen, daß Lord Rahl eine Frau ehelichte, die seine Urgroßmutter hätte sein können. »Was siehst du dort, Sebastian?«
Er warf ihr einen selbstgefälligen Blick zu. »Die Mutter Konfessor natürlich.«
»Wie sieht sie aus, wie ist sie gekleidet?«
»Sie trägt ihr typisches weißes Kleid.« Der hitzige Ausdruck war auf sein Gesicht zurückgekehrt. »Das ist doch wohl kaum zu übersehen.«
Jennsen packte Sebastian beim Arm und riß ihn herum. »Nein!«, fuhr sie ihn halblaut an. »Das ist sie nicht, Sebastian.«
»Hast du den Verstand verloren?« Er funkelte sie wütend an. »Glaubst du vielleicht, ich wüßte nicht, wie die Mutter Konfessor aussieht?«
»Ich hab sie schon einmal gesehen«, meinte der Soldat neben ihm. »Sie ist es, kein Zweifel.«
»Nein, sie ist es nicht«, beharrte Jennsen mit leiser Stimme. »Es muß ein Zauber sein. Das dort drüben ist eine alte Frau, Sebastian. Die ganze Geschichte hier läuft in die völlig falsche Richtung. Wir müssen sofort den Palast…«
Der Soldat an Sebastians Seite stöhnte auf; sein Schwert fiel scheppernd auf den Marmorboden, als er sich an die Brust faßte. Dann kippte er um wie ein gefällter Baum und schlug krachend auf den Boden. Ein weiterer Soldat brach zusammen, dann noch einer und noch einer. Einer nach dem anderen sanken sie mit schepperndem Geräusch zu Boden. Jennsen stellte sich vor Sebastian und schlang die Arme schützend um ihn.
Ein gleißend heller Lichtblitz zuckte mit explosionsartigem Krachen durch den Saal. Der knisternde Lichtbogen schlängelte sich durch die Luft, fand trotzdem unfehlbar sein Ziel und mähte in Sekundenschnelle die noch verbliebene Schar der zu den Seiten fliehenden Soldaten nieder. Als Jennsen einen Blick über ihre Schulter warf, sah sie eine Schwester, die quer durch den Saal auf sie zugelaufen kam. Die Schwester streckte ihre Hände vor, um sich mit irgendeiner Art Magie zu schützen, wie Jennsen vermutete, obwohl sie nichts dergleichen erkennen konnte. Als sie ihren Arm ein zweites Mal nach vorne stieß, konnte Jennsen nicht nur sehen, sondern sogar hören, wie um ihre Fingerspitzen ein leuchtendes Feuer entstand.
Nachdem die Soldaten niedergestreckt und, bis auf Sebastian, ausnahmslos tot waren, richtete die alte Hexenmeisterin ihr ganzes Augenmerk auf die sie attackierende Schwester. Die alte Frau wehrte den Angriff mit ihren welken Händen ab, indem sie das surrende Feuer auf die Schwester zurückschleuderte.
»Ihr wißt doch, Schwester, Ihr braucht nur den Treueschwur zu leisten«, meinte die alte Frau mit schnarrender Stimme, »und schon seid Ihr vom Traumwandler befreit.«
Jennsen verstand kein Wort, die Schwester dagegen wußte offenbar nur zu gut, was gemeint war. »Das funktioniert doch nie im Leben! Diese Qualen riskiere ich nicht! Der Schöpfer möge mir vergeben, aber es wäre für uns alle leichter, wenn ich Euch töten würde.«
»Wenn das Euer Entschluß ist«, schnarrte die alte Frau, »dann soll es so sein.«
Die jüngere Frau machte Anstalten, abermals ihre Magie von sich zu schleudern, brach aber statt dessen mit einem plötzlichen Aufschrei zusammen.
Das Messer in der Hand, rannte Jennsen auf das mörderische alte Weib zu. Sebastian folgte ihr, war jedoch erst wenige Schritte weit gekommen, als die Frau herumfuhr und ihm, genau in dem Moment, als Jennsen in ihre Blickrichtung trat, ein schimmerndes Licht entgegenschleuderte. Das allein verhinderte, daß der glitzernde Lichtstrahl ihn mit voller Wucht traf. Das Licht streifte seine Hüfte und zerstob zu einem Funkenregen; mit einem Aufschrei brach Sebastian zusammen.
»Nicht! Sebastian!« Jennsen machte Anstalten, zu ihm zu rennen. Sichtlich unter großen Schmerzen, preßte er seine Hände seitlich gegen den Brustkorb. Er war verwundet, lebte aber wenigstens noch.
Jennsen wandte sich wieder herum zu der alten Frau, die regungslos dastand und mit leicht zur Seite geneigtem Kopf lauschte. Ihr Verhalten wirkte leicht verstört und strahlte eine seltsame Art von Unbeholfenheit, beinahe Hilflosigkeit aus.
Die Hexenmeisterin schaute nicht in ihre Richtung, sondern hatte ihr ein Ohr zugewandt. Jetzt, da sie ihr ein wenig näher war, bemerkte Jennsen zum ersten Mal, daß
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