Die Säulen der Schöpfung - 13
machte.
»Ja, schon gut«, meinte Althea, wegen der Schlange offenbar nicht weiter besorgt; sie winkte ab, so als wollte sie mit derart unwesentlichen Einzelheiten nicht behelligt werden, »aber du hast doch bestimmt auch die anderen Wesen gesehen.«
Jennsens Blick wanderte von Friedrichs großen Augen zu Altheas gerunzelter Stirn. »Außer der Schlange habe ich überhaupt nichts gesehen.«
»Die Schlange ist nichts weiter als eine Schlange«, erklärte Althea. »Dort unten gibt es aber auch sehr gefährliche Wesen, Wesen, die niemals jemanden durchlassen würden. Niemanden. Wie, im Namen der Schöpfung, konntest du dich nur an ihnen vorüberschleichen?«
»Welcher Art sind denn diese Wesen?«
»Magische Wesen«, antwortete Althea düster.
»Tut mir leid, aber ich kann Euch nicht mehr sagen, als daß ich durchgekommen bin und außer der Schlange nicht das Geringste gesehen habe.« Sie sah zur Decke, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. »Nur im Wasser ist mir noch etwas aufgefallen – merkwürdige Wesen, die unter der Wasseroberfläche lauerten.«
»Fische wahrscheinlich«, meinte Friedrich spöttisch.
»Und im Gebüsch auch – ich habe irgendwelche Wesen im Gebüsch gesehen. Also, direkt gesehen hab ich sie eigentlich nicht, aber ich sah, wie sich die Büsche bewegten, und wußte, daß sich dort drinnen etwas verbirgt. Sie sind allerdings nie aus ihrem Versteck herausgekommen.«
»Diese Wesen«, erklärte Althea. »verstecken sich nicht im Gebüsch, denn sie fürchten sich vor nichts. Sie wären hervorgekommen und hätten dich in Stücke gerissen.«
»Ich weiß auch nicht, warum sie es nicht getan haben«, erwiderte Jennsen. Ihr Blick fiel durch das Fenster auf den Rand der endlosen Fläche aus dunklen Gewässern im Schatten des Schlingpflanzengewirrs, und sie verspürte einen sorgenvollen Stich, als sie an ihren Rückweg dachte. Sebastians Leben stand auf dem Spiel, und sie empfand das sinnlose Gerede der Hexenmeisterin darüber, was in dem Sumpfgebiet hauste, als enttäuschend. Schließlich war es ihr gelungen, sich durchzuschlagen, offenbar war es also nicht ganz so unmöglich, wie die beiden ihr weismachen wollten. »Wieso lebt Ihr überhaupt hier draußen? Wenn Ihr so weise seid, warum lebt Ihr dann in diesem schlangenverpesteten Sumpf?«
Althea zog eine Braue hoch. »Weil ich es vorziehe, wenn meine Schlangen weder Arme noch Beine haben.«
Jennsen atmete tief durch und versuchte es erneut. »Ich bin zu Euch gekommen, Althea. weil ich dringend Eure Hilfe brauche.«
Althea schüttelte den Kopf, als wollte sie nichts davon hören. »Ich kann dir nicht helfen.«
Jennsen war verblüfft, daß ihre Bitte so mir nichts, dir nichts abgeschlagen wurde. »Aber Ihr müßt.«
»Tatsachlich?«
»Bitte, Ihr habt mir doch schon einmal geholfen, und jetzt brauche ich Eure Hilfe wieder. Ich bin mit meinem Latein am Ende und weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll. Ich weiß nicht einmal, warum Lord Rahl mich überhaupt umbringen will.«
»Weil du ein nicht mit der Gabe gesegneter Nachkömmling Darken Rahls bist.«
»Seht Ihr, jetzt habt Ihr genau den Grund genannt, weshalb es keinen Sinn ergibt, Ich bin nicht mit der Gabe gesegnet, wie könnte ich ihm also gefährlich werden? Wenn er tatsächlich ein so mächtiger Zauberer ist, was kann ich ihm dann überhaupt anhaben?«
Althea schüttelte erneut den Kopf. »Ich weiß es nicht, schließlich ist es nicht so, daß Lord Rahl zu mir käme, um seine Angelegenheiten mit mir zu besprechen.«
»Nachdem ich bei Eurer Schwester war und sie mir erklärt hatte, daß sie mir nicht helfen würde, ging ich noch einmal zurück, um ihr genau dieselbe Frage zu stellen, aber da hatten die Männer, die auch hinter mir her sind, sie bereits umgebracht. Offenbar befürchteten sie, sie könnte mir etwas verraten, also haben sie sie ermordet.« Jennsen strich sich mit den Händen über ihr Haar. »Das mit Eurer Schwester tut mir leid, wirklich, aber begreift Ihr nicht? Euer Wissen über diese Angelegenheit bringt Euch ebenfalls in Gefahr.«
Althea schien immer noch nicht überzeugt. »Bist du sicher, daß es Lord Rahls Männer waren? In den Steinen vermag ich das nicht zu erkennen …«
»Sie sind in unser Haus eingedrungen und haben meine Mutter umgebracht. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen und gegen sie gekämpft. Es waren d’Haranische Soldaten.« Sie zog das Messer aus der Scheide an ihrem Gürtel und zeigte ihr die Klinge. »Einer von ihnen hatte dieses Messer
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