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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Tür. Ihr Klopfen wurde unterbrochen, als die Tür nach innen aufgerissen wurde und ein älterer Mann sie verwundert anstarrte. Er war weder schlank noch untersetzt und von durchschnittlicher Statur, gekleidet nicht wie ein Fallensteller oder Sumpfbewohner, sondern wie ein Handwerker; seine braunen, sauberen und gut gepflegten Hosen waren nicht aus grobem Stoff, sondern aus einem teureren, fein gewobenen Tuch, das Hemd übersät mit kleinen, golden funkelnden Partikeln.
    Der Vergolder Friedrich musterte sie mit hellwacher Miene genauer, vor allem ihr rotes Haar unter der Kapuze. »Was machst du hier?«, fragte er. Seine tiefe Stimme paßte gut zu seinem sonstigen Äußeren, aber übermäßig freundlich klang sie nicht.
    »Ich bin gekommen, um Althea zu besuchen, wenn es genehm ist.« Seine Augen wanderten zum Pfad, dann wieder zurück zu ihr. »Und wie bist du hergekommen?« Seine mißtrauische Miene nach dem prüfenden Blick verriet ihr, daß er eine Möglichkeit hatte, festzustellen, ob jemand über den Pfad gekommen war.
    Jennsen wies um das Haus herum. »Ich bin über den anderen Weg hergekommen, hinten herum, von der anderen Seite des Sees.«
    »Das Gebiet jenseits des Sees ist vollkommen unzugänglich, nicht einmal ich traue mich dort hin.« Seine drahtigen, grauschwarzen Brauen zogen sich zusammen, ohne daß er ihrer Bemerkung nähere Beachtung schenkte oder weiter nachfragte. »Du lügst.«
    Jennsen war verblüfft. »Aber nein. Ich habe mich wirklich durch den Sumpf gekämpft, denn ich muß unbedingt mit Eurer Gemahlin Althea sprechen.«
    »Man hat dich nicht eingeladen herzukommen. Du mußt wieder gehen, und diesmal solltest du – wenn ich den erbärmlichen Zustand deiner Kleidung richtig deute – nicht wieder vorn Weg abkommen, wenn du weißt, was gut für dich ist. Und jetzt verschwinde!«
    »Aber es geht um Leben oder Tod. Ich muß unbedingt…«
    Die Tür wurde ihr vor der Nase zugeschlagen.

22. Kapitel
    Jennsen stand da wie versteinert, die plötzlich verschlossene Tür nur wenige Zoll vor ihrem Gesicht.
    Von drinnen vernahm sie die Stimme einer Frau. »Wer war das, Friedrich?«
    »Du weißt sehr gut, wer das war.« Friedrichs Stimme klang vollkommen anders als während des kurzen Wortwechsels mit Jennsen. Jetzt klang sie liebevoll, respektvoll, vertraulich.
    »Nun laß sie schon herein.«
    »Aber Althea, du kannst unmöglich …«
    »Laß sie herein, Friedrich.« Die Frauenstimme hatte einen tadelnden Unterton, ohne dabei barsch zu klingen.
    Jennsen spürte eine Woge der Erleichterung. Die Liste mit Argumenten, die sie sich zurechtgelegt hatte, während sie drauf und dran war, abermals anzuklopfen, löste sich auf in nichts. Die Tür ging auf, etwas weniger schwungvoll diesmal.
    Friedrich blickte zu ihr heraus, nicht etwa wie ein geschlagener oder gescholtener Mann, eher wie jemand, der bereit war, seinem Schicksal mit Würde entgegenzutreten.
    »Bitte komm herein, Jennsen«, forderte er sie in einem ruhigeren, herzlicheren Tonfall auf.
    »Vielen Dank«, erwiderte Jennsen etwas erstaunt und beunruhigt, daß er ihren Namen kannte.
    Sie erfaßte alles mit einem Blick, als sie ihm ins Haus hinein folgte. Trotz der im Sumpfgebiet herrschenden Hitze verlieh das kleine Feuer, das im offenen Kamin knisterte, der Luft einen süßlichen Geruch sowie ein angenehmes Gefühl von Trockenheit; das war der vorherrschende Eindruck, nicht etwa Wärme, sondern Trockenheit. Die Möbel waren einfach, aber gut gearbeitet und mit Schnitzmustern verziert. Der Wohnraum besaß nur zwei kleine Fenster, jeweils in den gegenüberliegenden Seitenwänden. Nach hinten hinaus gab es noch weitere Zimmer, und in einem von ihnen stand, vor einem weiteren kleinen Fenster, eine Werkbank mit säuberlich darauf angeordneten Werkzeugen.
    Jennsen konnte sich nicht an das Haus erinnern, sofern es denn überhaupt dasselbe Haus war. Ihre Erinnerung an den Besuch bei Althea setzte sich eher aus Eindrücken von freundlichen Gesichtern zusammen und nicht so sehr aus Bildern eines konkreten Ortes. Die Wände mit den zahlreichen Dingen, an denen sie ihre Augen weiden lassen konnte, kamen ihr vertraut vor. Überall sah man geschnitzte Figuren von Vögeln, Fischen und anderen Tieren; manche der geschnitzten Figuren waren bemalt, andere im Naturzustand belassen, Federn, Schuppen und Fell jedoch so detailliert wiedergegeben, daß sie fast wie durch Magie zu Holz erstarrte Lebewesen wirkten. Ein Wandspiegel war mit einem Sonnenaufgangssymbol verziert,

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