Die Säulen der Schöpfung - 13
bei sich.«
Althea betrachtete es mit größter Sorgfalt, sagte aber nichts.
Jennsen warf sich vor der Frau auf die Knie. »Althea, ich bitte Euch, ich brauche Eure Hilfe. Eure Schwester hat sich geweigert, mir zu helfen; sie meinte, das könntet nur Ihr. Sie sagte, nur Ihr wäret imstande, die Lücken in der Welt zu sehen. Was das bedeutet, weiß ich nicht, aber ich weiß, daß es etwas mit dieser Geschichte, mit Magie zu tun hat. Bitte, ich bin wirklich unbedingt auf Eure Hilfe angewiesen.«
Die Hexenmeisterin schien verwirrt. »Und was, bitte, möchtest du, das ich für dich tue?«
»Versteckt mich, so wie damals, als ich noch klein war. Sprecht einen Bann über mich, damit niemand weiß, wer ich bin oder wo man mich finden kann – damit sie mir nicht folgen können. Ich will einfach nur in Frieden gelassen werden. Deshalb brauche ich diesen Bann, der mich für Lord Rahl unsichtbar macht.
Aber er käme nicht nur mir allein zugute. Ich benötige ihn auch, um einem Freund zu helfen. Ich brauche den Bann, um meine wahre Identität zu verbergen, damit ich noch einmal in den Palast des Volkes zurückkehren und ihn befreien kann.«
»Ihn befreien? Was soll denn das jetzt heißen? Wer ist dieser Freund überhaupt?«
»Sein Name ist Sebastian. Er hat mir zur Seite gestanden, als die Soldaten uns überfielen und meine Mutter umbrachten. Er hat mir das Leben gerettet und mich hierher gebracht, damit ich Euch besuchen kann. Er hat mich auf der ganzen weiten Reise begleitet und mir geholfen, hierher zu gelangen, damit ich Euch aufsuchen und die Hilfe erbitten kann, die ich so dringend brauche. Wir waren im Palast, um Friedrich zu suchen und von ihm zu erfahren, wo Ihr wohnt, und dabei haben die Palastwachen Sebastian gefangen genommen.
Versteht Ihr nicht? Er hat mir geholfen und wurde deswegen festgenommen. Man wird ihn ganz gewiß foltern. Er wollte mir helfen – es ist meine Schuld, daß er jetzt diese Scherereien hat. Bitte, Althea, ich benötige einen Bann, der mich gewissermaßen unsichtbar macht, damit ich noch einmal dorthin zurückkehren und ihn befreien kann.«
Althea starrte ungläubig vor sich hin. »Wie kommst du nur auf die Idee, ein Bann könnte so etwas leisten?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß überhaupt nichts darüber, wie Magie funktioniert, sondern nur, daß ich diese Hilfe unbedingt brauche – einen Bann, der meine wahre Identität verbirgt.«
Die alte Frau schüttelte den Kopf, als hätte sie es mit einer Geistesgestörten zu tun. »Magie funktioniert nicht so, wie du dir das vorstellst. Glaubst du vielleicht, ich brauche einfach nur ein Netz auszuwerfen, damit du anschließend einfach in den Palast hineinspazierst, und die Palastwachen geraten irgendwie unter diesen Bann und fangen an, dir sämtliche Türen aufzuschließen?«
»Nun ja, ich weiß nicht…«
»Natürlich nicht, deswegen sage ich dir ja, daß es so nicht funktioniert. Magie ist kein Schlüssel, der dir irgendwelche Türen öffnet. Magie ist nichts, das einfach so, mir nichts, dir nichts, irgendwelche Probleme löst. Magie würde diese Probleme nur verschlimmern. Wenn ein Bär in dein Zelt eingedrungen ist, bittest du schließlich auch nicht noch einen zweiten hinzu.«
»Aber Sebastian ist auf meine Hilfe angewiesen. Und ich bin auf die Hilfe von Magie angewiesen, um ihm diese Hilfe zu gewähren.«
»Angenommen, du spazierst einfach dort hinein, so wie du dir das vorstellst, und benutzt dabei eine Art …«, sie fuchtelte mit der Hand, als suchte sie nach einem geeigneten Wort – »was weiß ich, magischen Staub oder so etwas, der dir Tür und Tor öffnet, um deinen Freund zu befreien, was, glaubst du wohl, würde passieren? Daß ihr zwei glücklich eures Weges gehen könntet, und die Geschichte damit erledigt wäre?«
»Na ja. ich weiß nicht… genau …«
Althea beugte sich auf einen Ellbogen gestützt vor. »Meinst du nicht, die Leute, die den Palast verwalten, würden wissen wollen, wie es dazu kam, um zu verhindern, daß sich dergleichen wiederholt? Glaubst du nicht, daß ein paar vollkommen unschuldige Menschen, deren Aufgabe es ist, Türen zu bewachen, größten Ärger bekämen, wenn sie einen Gefangenen entkommen ließen und sie dafür büßen müßten? Denkst du vielleicht, die Palastbeamten würden ihren entlaufenen Gefangenen nicht wieder einfangen wollen? Meinst du nicht, daß sie nach einer Flucht, bei der solche Mittel angewendet wurden, glauben müßten, dein Freund sei weit gefährlicher als ursprünglich
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