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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sie nur in Freistatt möglich war. Und er war ihr Opfer. Viele Verführungen hatte er in seinem Leben gekostet, und Drogen wie Ghassa und Krrf, und er hatte in den Lotosträumen geschwelgt, die der Rauch von Firoq schenkte – doch nichts konnte sich mit diesem Augenblick der schmerzlichen Wärme vergleichen, der bereits abklang.
    Er braucht einen Bezugspunkt! dachte Stilcho. Er hatte seine Zauberlektionen auf bittere, schreckliche Weise gelernt, und er wußte, daß für Schwarze Magie so allerlei erforderlich war. Er braucht einen Vertrauten, einen Helfer, aber nichts so Simples wie eine Schlange oder Ratte oder einen der Vögel – er will einen Menschen, einen lebenden Menschen! O Ihr Götter, er lügt! Er weiß, was ich denke! Er ist in meinem Kopf …
    Ja, antwortete eine weiche Stimme. Ich bin in deinem Kopf. Und du hast völlig recht. Aber du hast auch gekostet, welcher Art meine Kräfte sein könnten. Ich bin noch Lehrling. Aber zu meinen Begabungen gehört unter anderen, daß ich etwas verbergen kann. Unsere Gebieterin sieht mich nicht. Ich kenne die Grenzen ihrer Macht. Ich habe sie abgesteckt wie auf einer Reliefkarte, und so brauche ich bloß zu den tieferen Stellen hinunterzusteigen, zu den Schluchten und Abgründen. Sie hat einen Fehler begangen, der großen Zauberern oft unterläuft: Sie hat ihren kleinen Bezugspunkt verloren. Ihr inneres Auge ist immer auf den Horizont gerichtet, und dieser Horizont wird ständig weiter, so ist es möglich, daß ein kleiner, geschickter Streich ihrer Aufmerksamkeit entgehen kann. Ich kann mich an einen unbedeutenden Ort zurückziehen und den Echos lauschen, die ihre Macht auslöst. Soviel Lärm macht sie heute nacht, daß sie so etwas Kleines, Leises gar nicht wahrnimmt. Und ich bin der Meisterschaft nahe. Mir fehlt nur noch eines. Nein, zweierlei. Du bist eines. Der Gedanke wird bleiben. Ich werde ihn jetzt versiegeln, so versiegeln, daß du überhaupt keine Angst zu haben brauchst. Zurückbleiben wird nur die Überzeugung, daß ich nicht dein wirklicher Feind bin. Wach jetzt auf: »Stilcho …«
    Stilcho blinzelte. Er war einen Moment lang erschrocken, als er sah, daß er Haught gegenüberstand. Etwas war faul, wenn er so dicht bei Haught sein konnte, ohne Angst zu empfinden. Das war eine an sich schon erschreckende Erkenntnis. Aber Haught ließ ihn gehen.
    »Alles in Ordnung?« erkundigte sich Haught mit brüderlicher Besorgnis.
    Hexerei tilgte die Erinnerung an frühere Kränkungen nicht. Sie ließ nur die Dinge, manchmal, völlig verrückt erscheinen.
    Und das Feuer toste noch im vorderen Gemach, dem er sich fernhalten wollte.
    Ischade trieb eine neue Seele nach Hause, einen Soldaten, verschlagen und gerissen – einen aus Stilchos verlorener Truppe, der desertiert war und sich in der Schlachthausgegend verkrochen hatte, wo immer Blut zu finden war. Janni, dachte sie, das wäre eine Seele, wie sie sie gern hätte. Aber der hier war nicht Janni, sondern ein falscher Stiefsohn, wie man sie später eingesetzt hatte. Und er wimmerte und fluchte. Sie überwältigte ihn mit einem Schlag, der seinen Widerstand brach, doch die einzigen Zeichen ihrer Anstrengung waren ein flüchtiges Zucken ihrer geschlossenen Lider und ein leichtes Heben ihres Kopfes, während sie mit verschränkten Händen vor dem Feuer saß.
    So mächtig war sie geworden. Macht summte und rauschte betäubend in ihren Adern, ließ ihr Herz rasen.
    Sie nahm kleine Zauber in ihrer unmittelbaren Umgebung wahr und dachte, daß Haught wieder übte, aber sie achtete nicht darauf. Sie könnte den Nisibisisklaven rufen und ihn die Last tragen lassen. Doch das lenkte die Aufmerksamkeit auf eine andere Art von Verlangen, und dieses Verlangen begann sie bereits verrückt zu machen.
    Sie hatte Stilcho. Bei ihm konnte sie die Befreiung finden, zu der Straton nicht taugte. Doch in dieser Nacht war etwas in ihr, das vielleicht nicht einmal ein Toter aushalten konnte; und sie hatte, wenn schon nicht den Göttern, von denen sie nicht viel hielt, so doch sich selbst geschworen, daß sie nie einen der ihren vernichten würde.
    Sie jagte Seelen in den Straßen von Freistatt, ohne sich aus ihrem Sessel zu rühren, vor allem aber jagte sie nach Roxane.
    Sie roch Blut. Sie witterte Hexerei und den Geruch von Dämonen, mit denen Roxane gearbeitet hatte. Sie spürte die schaudernde Spannung an Toren, die den Seelen Sterblicher Durchgang gewährten, aber noch nicht breit genug für Wesen waren, die kein Recht hatten, sich auf

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