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Die Säulen des Feuers

Titel: Die Säulen des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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in ihren Armen schlafen, wie er es nie mit seinen Geliebten vermocht hatte – jedenfalls nicht, ohne mit einem Auge und einem Ohr zu wachen, wachsam wie ein Zyniker, der keinen Schlaf findet, niemandem traut, keine Hoffnung kennt. Ischades Umarmung war eine Droge, der Blick ihrer Augen ein Brunnen, in dem Straton, der Stiefsohn, zu Straton, dem Manne, wurde, dem jungen Mann, Strat der Weise und Mutige …
    Strat der Narr, für Crit. Strat der Verräter, für Tempus. Strat, der Schlächter, für alle anderen.
    Er sattelte den Braunen, der ihr Geschenk war, er verhielt sich ganz still, während Crits verdammter Fuchs seine Box zersplitterte und Crit sich nicht um sein Pferd kümmerte.
    Er sah nach dem Zügel, lenkte den Braunen herum, durch den Stallgang und zur Tür.
    Vielleicht wartete Crit davor, weil er wußte, daß er ihn da am leichtesten erwischen konnte. Vielleicht bekam er einen raschen Bolzen durch die Rippen, ohne daß er Crit zuvor sagen konnte, daß er ein Dummkopf und ein Hundskerl war.
    Strat schwang sich in den Sattel, zog den Kopf ein und schickte seinen Braunen mit einem gewaltigen Satz durch die Tür. Falls ein Bolzen an ihm vorbeigeflogen war, hatte er ihn zumindest nicht bemerkt. Der Hengst bremste auf dem weichen Morast des Hofs, um scharf zu wenden, und schoß hinaus auf das Kopfsteinpflaster der Gasse. Strat zügelte ihn erst zum Trott, als sie einen Block entfernt waren.
    Wohin jetzt? Halt dich fern, hatte Ischade gesagt. Das hatte er ernst genommen, wie er alles ernst nahm, wenn sie in diesem Ton zu ihm sprach, weil er da wußte, daß es sich um etwas handelte, was sie verstand, er aber nicht. Es hatte etwas mit Roxane zu tun, war etwas, das Wildheit in ihre Augen brachte, etwas, das gefährlich für sie war. Aber es war eine Hexensache, in die sich einzumischen sinnlos wäre, bei der er ihr nicht helfen konnte. Zwischen ihm und Ischade bestand ein Einvernehmen, wie früher zwischen Crit und ihm, wie er es mit einer Frau nie für möglich gehalten hätte: ein wortloses Abkommen. Zauberei war ihre Sache, Befehlsgewalt über die Stadt seine. Nein, er würde heute nacht nicht zu ihr gehen – so sehr sich jede Faser seines Seins danach sehnte –, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war und es nicht an einem Mißverständnis zwischen ihnen lag, daß sie ihn weggeschickt hatte. Immerhin hatten die Dinge sich geändert. Crit war zurück. Tempus war ebenfalls zurück. Die Götter mochten wissen, was in ihr vorging.
    Wenn es durch diesen Besucher zu einem Ende mit dem kommt, was zwischen uns ist – oder war –, brauchst du es mir nur zu sagen.
    Er sollte es ihr sagen. Es ihr sagen, indem er ihren Wunsch achtete, ihr heute nacht fernzubleiben? Oder indem er sich ihm widersetzte? Er befürchtete erst das eine, dann das andere mit gleicher Qual. Er rief sich jede Nuance ihrer Stimme, ihrer Haltung, ihres Benehmens in den vergangenen Wochen und Monaten ins Gedächtnis, versuchte sich klarzuwerden, was sie gemeint hatte; fragte sich, ob er ihr wortloses Abkommen einhalten sollte oder es brechen und damit (das spürte er) sein Leben aufs Spiel setzte, wenn er sich heute nacht durch ihre Schutzzauber begab – und würde es den Zweifel beheben, den er in ihr gefühlt hatte? Oder ihn bestätigen?
    Verdammter Crit! Verdammt, daß Tempus jetzt, so spät, kam, nachdem er alles so gut wie im Griff hatte. Er verfluchte ihre Ankunft, die plötzlich alles untergrub, was er aufgebaut hatte, und die die Luft zwischen ihm und Ischade vergiftete – seine einzige selbstlose Leidenschaft; seinen einzigen Frieden, den er sich zuvor kaum hatte vorstellen können.
    Der Braune beschleunigte seinen Schritt wieder, trabte erstaunlich leise über das Kopfsteinpflaster und die lange Straße hinunter, die immer noch von den Narben der Auseinandersetzung zwischen den Faktionen gezeichnet war.
    Faktionen und Mächte. Er erwachte plötzlich, als hätte er geschlafen, seit Ischade ihn auf Crit geworfen und Crit ihn wieder weggeworfen hatte. Er hörte Ischades Stimme im Kopf:
    Der einzige Mann – der einzige, der erkennt, wie heikel die Dinge sind …
    Der einzige mit einer Chance, diese Stadt zu halten …
    Der einzige, der noch etwas aus ihr machen könnte – eher als dieser Schwächling von Prinz; eher als irgendwelche Priester und Befehlshaber anderer Faktionen …
    Du bist meine einzige Hoffnung, die einzige Hoffnung dieser Stadt, mehr zu sein als nur das Ende des Reiches …
    Vielleicht gehört dir nicht ihre

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