Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
Erwartung ihrer Zustimmung, weil sie einen Mann auf seinen Platz verwiesen hatte.
»Das Kind kommt heute nacht«, erklärte die Oberin Malice ihrem besorgten Ehemann. »Unabhängig davon, was Dinin bringt, werden wir aufbrechen.«
»Es wird ein Junge werden«, murrte Briza, wobei sie keinerlei Versuch machte, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Der dritte lebende Sohn des Hauses Do'Urden.«
»Lloth geweiht«, warf Zaknafein, ein früheres Oberhaupt des Hauses, ein, der jetzt die bedeutende Position des Waffenmeisters innehatte. Der erfahrene Kämpfer der Drow schien über den Gedanken an ein Opfer sehr erfreut zu sein, was auch für Nalfein galt, den ältesten Sohn der Familie, der Zak zur Seite stand. Er war der Älteste und hatte es nicht mehr nötig, Dinin innerhalb der Rangordnung des Hauses Do'Urden im Wettstreit zu übertreffen. »In Einklang mit den Gebräuchen.« Briza starrte finster drein, und das Rot in ihren Augen glühte. »Als Beistand für unseren Sieg!«
Rizzen fühlte sich unbehaglich. »Oberin Malice«, wagte er zu sagen, »Ihr kennt die Schwierigkeiten bei einer Geburt sehr genau. Sollten Euch die Schmerzen verwirren...«
»Ihr wagt es, eine Frage an die Mutter Oberin zu richten?« begann Briza scharf und griff nach der schlangenköpfigen Peitsche, die bequem erreichbar - und sich windend - an ihrem Gürtel befestigt war. Oberin Malice gebot ihr mit ausgestreckter Hand Einhalt. »Kümmert Euch um die Kampfhandlungen«, sagte die Oberin zu Rizzen. »Macht den weiblichen Mitgliedern dieses Hauses die Wichtigkeit dieses Kampfes klar.«
Rizzen fühlte sich nach wie vor unbehaglich und senkte den Blick.
Dinin kam zu dem magisch verzauberten Zaun, der den Festungsturm an der Westmauer der Stadt mit den beiden kleinen Stalagmitentürmen des Hauses Do'Urden verband und gleichzeitig den Hof des Anwesens umschloß. Der Zaun war aus Diamantspat, dem härtesten Material der Welt, und geschmückt mit hundert waffentragenden Spinnenskulpturen, deren jede mit tödlichen Furchen und Aussparungen versehen war. Das mächtige Tor des Hauses Do'Urden war ein Objekt des Neides für so manches andere Haus der Drow, aber so kurz nachdem er die phantastischen Häuser in dem Pilzwäldchen gesehen hatte, empfand Dinin beim Anblick seines eigenen Wohnsitzes Enttäuschung. Die Anlage war flach und irgendwie karg, was auch für den Abschnitt der Mauer galt, mit der bemerkenswerten Ausnahme einer Galerie aus Mithridat und Diamantspat, die in der Nähe des den Adligen der Familie vorbehaltenen gebogenen Torweges um das zweite Stockwerk verlief. Jede Geländerstütze war mit tausend Schnitzereien versehen, die alle zusammen ein einzigartiges Kunstwerk bildeten.
Das Haus Do'Urden stand, anders als die große Mehrheit der Häuser in Menzoberranzan, nicht frei innerhalb der Höhlen aus Stalagmiten und Stalaktiten. Der Hauptteil des Gebäudes befand sich in einer Höhle, und obwohl diese Anordnung unzweifelhaft gut zu verteidigen war, entdeckte Dinin bei sich selbst den Wunsch, seine Familie möge ein wenig mehr Pracht zeigen.
Ein aufgeregter Krieger eilte herbei, um das Tor für den zurückgekehrten Zweitgeborenen zu öffnen. Dinin rauschte ohne ein Wort der Begrüßung an ihm vorbei und ritt über den Hof, wobei er sich der hundert und mehr neugierigen Blicke, die auf ihn gerichtet waren, sehr wohl bewußt war. Die Krieger und Sklaven wußten, daß Dinins Mission in dieser Nacht etwas mit dem erwarteten Kampf zu tun hatte.
Es führte keine Treppe zu der silbernen Galerie im zweiten Stockwerk des Hauses Do'Urden. Auch das war eine Vorsichtsmaßnahme, durch die die Führer des Hauses vom Pöbel und von den Sklaven abgesondert werden sollten. Die Adligen der Drow brauchten keine Treppen. Eine weitere Demonstration ihrer angeborenen magischen Fähigkeiten wurde ihnen durch die Macht des Schwebens ermöglicht. Ohne auch nur den kleinsten Gedanken an diesen Vorgang zu verschwenden, schwebte Dinin durch die Luft und setzte auf der Galerie auf.
Er eilte durch den Bogengang und den Hauptgang hinunter, der durch die sanfte Färbung des Feenfeuers schwach beleuchtet wurde, wodurch etwas Sicht im normalen Spektrum ermöglicht wurde, aber nicht genug, um auf den Gebrauch von Infravision verzichten zu können. Die überladene Messingtür am Ende des Ganges war das Ziel des Zweitgeborenen, und er legte davor eine Pause ein, um seine Augen wieder an das infrarote Spektrum zu gewöhnen. Anders als der Gang, war der hinter der Tür
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