Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
unablässigem Geschrei, und er wusste, dass der korpulente Mann kein einziges Wort der Erklärung verstehen würde, die Drizzt ihm bieten konnte.
Verwundet und unbewaffnet, konnte Drizzt sich nur verteidigen, indem er weiterhin auswich. Ein weiterer Schlag traf ihn und zerriß seinen Gnollumhang, aber er zog den Bauch ein, und die Axt streifte sein feingliedriges Kettenhemd. Drizzt bewegte sich tänzelnd seitwärts, in Richtung einer kleinen Baumgruppe. Er glaubte, dass ihm dor,t seine größere Beweglichkeit einen gewissen Vorteil verschaffte. Der Dunkelelf musste versuchen, den wütenden Menschen zu ermüden, oder ihn wenigstens dazu bringen, seinen brutalen Angriff noch einmal neu zu überdenken. McGristles Wahnsinn ließ jedoch nicht nach. Knurrend lief er Drizzt nach und schwang bei jedem Schritt die Axt.
Jetzt sah Drizzt, wie kurzsichtig sein Plan gewesen war. Während er dem bulligen Menschen in den dicht stehenden Bäumen entwischen konnte, konnte McGristles Axt doch mühelos einen Weg durch die Stämme finden.
Die schwere Waffe flog seitlich in Schulterhöhe auf ihn zu. Verzweifelt ließ sich Drizzt auf den Boden fallen und entging nur knapp dem Tode. McGristle konnte seinen Wurf nicht rechtzeitig abschwächen, und die akkurat geschmiedete Waffe drang in den zehn Zentimeter dicken Stamm eines jungen Ahornbaums, der prompt gefällt wurde.
Roddys Axt steckte tief in dem Holz, und McGristle grunzte und stöhnte schwer, als er versuchte, die Waffe wieder heraus zuziehen. Erst in letzter Minute erkannte er die Gefahr. Es gelang ihm gerade noch, dem schweren, fallenden Baum auszuweichen, aber er wurde unter der Ahornbaumkrone begraben. Die Zweige klatschten ihm ins Gesicht, rahmten seinen Kopf ein und drückten ihn auf den Boden. »Verdammt seist du, Drow!« brüllte McGristle und rüttelte ohne Erfolg an seinem natürlichen Gefängnis.
Drizzt krabbelte weg. Sein verletztes Handgelenk hielt er immer noch fest umklammert. Dann stieß er auf seinen zweiten Krummsäbel, der bis zum Griff in dem unglücklichen Hund steckte. Der Anblick peinigte den Dunkelelf, denn er wusste um den Wert eines Tiers, das einen begleitete. Während er versuchte, den Säbel herauszuziehen, war ihm schwer ums Herz. Die Situation wurde noch dramatischer, weil der zweite Hund, der mehr als erstaunt wirkte, sich wieder zu rühren begann.
»Verdammt seist du, Drow!« brüllte McGristle noch einmal.
Drizzt verstand den Hinweis auf seine Rasse, und den Rest konnte er raten. Er wollte dem eingesperrten Mann behilflich sein, weil er meinte, dass er auf diese Weise den Anfang zu einer zivileren Form der Auseinandersetzung machen könnte, aber er glaubte nicht, dass der Hund, der wieder zu sich kam, bereit war, ihm die Pfote zu reichen. Der Dunkelelf schaute sich ein letztes Mal nach dem Feengeist um, der das ganze Durcheinander heraufbeschworen hatte, schleppte sich dann aus dem Wäldchen und floh in die Berge.
»Wir hätten das Ding erwischen sollen!« schimpfte Bartholomäus Distelwolle, als die Gruppe zu dem Blaubeerfeld zurückgelangte. »Wenn McGristle dort aufgetaucht wäre, wo er wie verabredet sein wollte, hätten wir die Katze ganz sicher erwischt! Wo ist denn dieser Hunderudelführer eigentlich?«
Mit dem wiederholten »Drow! Drow!« – Gebrüll, das aus dem Ahornwäldchen drang, wurde Bartholomäus' Frage beantwortet. Die Bauern liefen los und fanden den hilflosen Roddy, der von dem gefällten Ahornbaum festgehalten wurde.
»Verfluchter Dunkelelf!« bellte Roddy. »Hat meinen Hund getötet! Verfluchter Dunkelelf!« Seine Hand fuhr zu seinem linken Ohr, als sein Arm frei war, aber der bullige Mann musste feststellen, dass das Ohr nicht mehr dran war. »Verfluchter Drow!« brüllte er wieder.
Connor Distelwolle machte kein Hehl aus seinem Stolz über die Tatsache, dass seine oft bezweifelte Geschichte bestätigt wurde, aber das älteste Distelwolle-Kind war der einzige, der sich über Roddys unerwarteten Ausruf freute. Die anderen Farmer waren älter als Connor und wussten um die schlimmen Folgen, die ein Dunkelelf nach sich zog, der in diesem Gebiet jagte.
Benson Delmo wischte sich den Schweiß von der Stirn und machte kein Geheimnis daraus, wie er zu den Neuigkeiten stand. Schnell wandte er sich an den Bauern, der an seiner Seite stand, einen jungen Mann, der ein Meister in der Aufzucht von Pferden war, die er auch blendend zuzureiten wusste. »Geht nach Sundabar«, befahl der Bürgermeister. »Treibt sofort einen
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