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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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zweier großer Bäume, eine Position, die ihm mehr Schutz vor dem atemberaubend schnellen Feengeist bot.
    Einen Augenblick später war das Surren schon nicht mehr zu hören, und der Feengeist war nicht sichtbar. Drizzt verbrachte den restlichen Tag, indem er sich im Gebüsch hin und her bewegte, Stolperdrähte auslegte und tiefe Gruben aushob. Falls er und der Feengeist noch einmal miteinander kämpfen sollten, dann wollte der Dunkelelf als Sieger aus dem Wettstreit hervorgehen.
    Die länger werdenden Schatten und der karmesinrote Himmel lenkten Drizzts Aufmerksamkeit wieder auf die Distelwolle-Farm. Im Bauernhaus wurden keine Kerzen angezündet, ob-wohl es zunehmend dunkler wurde.
    Drizzt machte sich mittlerweile große Sorgen. Die Rückkehr des häßlichen Feengeistes hatte ihn nachdrücklich an die Gefahren in dieser Gegend erinnert, und da sich auf dem Hof nichts tat, bekam er es langsam, aber sicher mit der Angst zu tun. Schließlich fand er die Situation äußerst bedrohlich.
    Die Abenddämmerung machte der Nacht Platz. Der Mond ging auf und kletterte langsam am östlichen Himmel hoch.
    In dem Haus brannte noch immer keine Kerze, und aus den verdunkelten Fenstern drang kein einziger Laut.
    Drizzt schlich aus dem Busch und lief über das kleine Feld, das hinter dem Haus lag. Er hatte nicht vor, richtig nah an das Haus zu schleichen; er wollte nur sehen, ob er etwas herausfinden konnte. Vielleicht waren ja der kleine Wagen des Bauern und die Pferde weg und bekräftigten Drizzts Annahme, dass die Bauersleute im Dorf Zuflucht gesucht hatten.
    Als er um eine Scheunenecke ging und die kaputte Tür sah, wusste Drizzt instinktiv, dass das nicht der Fall war. Seine Angst schwoll mit jedem Schritt an. Er spähte durch die Scheunentür und war von dem Anblick nicht überrascht. Der Wagen stand mitten in der Scheune, und die Pferde waren in ihren Boxen.
    Neben dem Wagen lag die ältere Frau. Das Blut an ihrem Körper war schon verkrustet. Drizzt lief zu ihr und wusste gleich, dass sie tot und mit einer scharfen Waffe umgebracht worden war. Sogleich dachte er an den bösen Feengeist und den Säbel, den er ihm gestohlen hatte. Doch als er hinter dem Wagen auf die zweite Leiche stieß, war er sicher, dass ein anderes Monster, eines, das gewalttätiger und stärker war, an dieser Greueltat beteiligt gewesen war. Diese zweite, halbgefressene Leiche konnte Drizzt gar nicht identifizieren.
    Nun rannte Drizzt zum Farmhaus. Seine Vorsicht war vergessen. Er fand die Leichen der Distelwolle-Männer in der Küche, und zu seinem Schrecken lagen die Kinder viel zu ruhig in ihren Betten. Eine Welle von Ekel und Schuldgefühlen überwältigte den Dunkelelf, als er die kleinen Leichname betrachtete. Beim Anblick des Knaben mit dem sandfarbenen Haar ertönte schmerzlich das Wort »Drizzit« in seinem Kopf.
    Das Durcheinander der Gefühle war Drizzt zuviel. Er legte die Hände auf die Ohren, weil er das verdammte Wort »Drizzit« nicht mehr hören wollte, aber es hallte immer wieder nach, verfolgte und erinnerte ihn.
    Atemlos rannte Drizzt aus dem Haus. Wenn er das Zimmer sorgfältiger durchsucht hätte, wäre er unter dem Bett auf seinen fehlenden Krummsäbel gestoßen, der in der Mitte zerbrochen und für die Dorfbewohner hinterlegt worden war.

Teil 2
Die Waldläuferin
    Gibt es irgend etwas auf dieser Welt, das schwerer zu tragen ist als Schuld? Diese Last habe ich oftmals gespürt, habe sie bei vielen Schritten, auf langen Straßen mit mir herumgetragen.
    Schuld ähnelt einem Schwert mit zwei Kanten. Auf der einen Seite schlägt es für Gerechtigkeit und erlegt jenen praktische Moral auf, die sie fürchten. Schuld, die Folge von Gewissen, ist das, was die guten von den bösen Personen trennt. In einer vielversprechenden Situation können die meisten Dunkelelfen einen anderen Drow töten; ob es sich dabei um einen Verwandten handelt oder nicht, spielt keine Rolle, und er würde hinterher ohne emotionale Befangenheit davonlaufen. Der Dunkelelfmörder fürchtet sich eventuell vor der Vergeltung, aber sein Opfer würde er nie beweinen.
    Bei den Menschen – oder Oberflächenelfen und allen anderen guten Rassen – übertrifft das schlechte Gewissen gewöhnlich alle äußerlichen Bedrohungen. Manche kommen zu dem Ergebnis, dass Schuld – Gewissen – der Hauptunterschied zwischen den vielen Rassen der Reiche ist. In dieser Hinsicht muß Schuld als positive Kraft gewertet werden.
    Aber dieses schwerwiegende Gefühl hat auch noch eine andere

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