Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
gefangenen Feengeist machen sollte. Tephanis war einfach viel zu schnell, als dass Drizzt spielend mit ihm fertig werden konnte. Er schaute Guenhwyvar an, der am Weg saß, ganz gelassen, aber der Panther gähnte nur und streckte sich.
Drizzt wollte gerade eine weitere Frage stellen, aber der großspurige Feengeist hatte entschieden, dass er lange genug unter der Begegnung gelitten hatte. Mit einer äußerst flinken Bewegung, die für Drizzt zu schnell war, um reagieren zu können, griff Tephanis in seinen Stiefel, zog ein Messer heraus und stach auf Drizzts ohnehin schon verletztes Handgelenk ein.
Doch dieses Mal hatte der großmäulige Feengeist seinen Gegner unterschätzt. Drizzt konnte der Schnelligkeit des Feengeists nichts entgegensetzen, ja, er konnte dem kleinen zustechenden Messer nicht mal folgen. Aber so schmerzhaft die Wunden auch waren, Drizzt war viel zu wütend, um davon Notiz zu nehmen. Seine Hand, die den Hals des Feengeists um klammerte, packte noch fester zu. Dann führte er den Krummsäbel nach vorn. Doch selbst mit so eingeschränkter Mobilität war Tephanis noch schnell und agil genug, um auszuweichen. Dabei lachte er wie ein Wahnsinniger.
Der Feengeist schlug zurück und verpaßte Drizzts Unterarm einen tiefen Schnitt. Schließlich wählte Drizzt eine Taktik, der Tephanis nichts entgegenzusetzen hatte, eine, die dem Feengeist den Vorteil nahm. Er schleuderte Tephanis an die Wand und warf die erstaunte Kreatur dann in die Schlucht hinunter.
Eine Weile später versteckten sich Drizzt und Guenhwyvar in einem Gebüsch am Fuß eines steilen, felsigen Abhangs. Weiter oben, hinter vorsichtig plazierten Büschen und Zweigen, lag eine Höhle, und hin und wieder drangen Goblinstimmen heraus.
Neben der Höhle ging es steil bergab. Hinter der Höhle stieg der Boden noch steiler an. Die Spuren, die auf dem glatten Stein fast unsichtbar waren, hatten Drizzt und Guenhwyvar an diese Stelle geführt. Es bestand kein Zweifel, dass das Monster, das die Bauern getötet hatte, in der Höhle war.
Wieder grübelte Drizzt über seine Entscheidung nach, den Tod der Bauern zu rächen. Eine zivilisiertere Form von Gerechtigkeit hätte er allemal vorgezogen, in einem Gerichtshof zum Beispiel, aber was sollte er nun tun? Zu den menschlichen Dorfbewohnern konnte er mit seinen Verdächtigungen auf keinen Fall gehen, und auch nicht zu sonst jemandem. Im Gebüsch versteckt, dachte er wieder an die Bauern, an den Jungen mit dem sandfarbenen Haar, an das hübsche Mädchen, das noch nicht zur Frau gereift gewesen war, und an den jungen Mann, den er entwaffnet im Blaubeerfeld zurückgelassen hatte. Drizzt hatte große Mühe, gleichmäßig zu atmen. Im wilden Unterreich hatte er manchmal seinem drängenden Instinkt nachgegeben, einer dunkleren Seite seiner Persönlichkeit, die er mit brutaler und tödlicher Effizienz bekämpfte, und jetzt spürte er, wie sein anderes Ich sich wieder zu Wort meldete. Zuerst versuchte er, die Wut in den Griff zu bekommen, aber dann erinnerte er sich an die Lektionen, die er gelernt hatte. Diese dunklere Seite war ein Teil von ihm, ein Werkzeug, um zu überleben, und sie war nicht durch und durch schlecht.
Es war notwendig.
Doch Drizzt kannte den Nachteil, den er in dieser Situation hatte. Er wusste nicht, wie viele Feinde auf ihn warteten oder um was für eine Art von Monster es sich handelte. Er hatte von Goblins gehört, aber das Gemetzel auf dem Bauernhof deutete darauf hin, dass etwas Mächtigeres im Spiel war. Drizzts Urteilsvermögen sagte ihm, dass er seine Feinde beobachten und warten sollte, bis er mehr über sie in Erfahrung gebracht hatte.
Eine weitere, flüchtige Erinnerung an das Farmhaus änderte seine Meinung. Mit dem Krummsäbel in einer und dem Feengeistdolch in der anderen Hand marschierte Drizzt den steinigen Berg hinauf. Als er sich der Höhle näherte, wurde er nicht langsamer, sondern riß einfach einen Busch aus und lief direkt hinein.
Guenhwyvar, der hinter ihm war, zögerte und beobachtete ihn. Die Zielstrebigkeit des Dunkelelfs irritierte ihn.
Tephanis spürte die kalte Luft, die an seinem Gesicht vorbeiwehte, und dachte einen Augenblick, dass er gerade einen angenehmen Traum hatte. Doch der Feengeist verabschiedete sich schnell von den Illusionen und stellte fest, dass er sich geschwind dem Boden näherte. Glücklicherweise trennten ihn von dem Steilhang nur wenige Zentimeter. Er wedelte hektisch mit Händen und Füßen, dass es nur so summte. Dabei klammerte er
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