Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Noch nie hatte Ulgulu solche Schmerzen gespürt wie in dem Augenblick, als Guenhwyvar ihm seine Klauen über den Kopf zog.
Drizzt wollte gerade zu den Kämpfenden gehen, als er ein Schlurfen vernahm. Kempfana trat hinter dem Thron hervor und protestierte lautstark.
Jetzt war Drizzt an der Reihe, etwas Zauber einzusetzen. Dem rothäutigen Bargest warf er eine Kugel der Dunkelheit in den Weg, dann trat er hinein und kroch auf Händen und Knien vorwärts. Kempfana, der den Schwung nicht abbremsen konnte, stolperte über den gewappneten Dunkelelf. Dabei trat er Drizzt so schwer, dass ihm die Luft aus den Lungen strömte. Nur Sekunden später taumelte der Bargest schwerfällig aus der Dunkelheit.
Kempfana schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und wollte gerade die Hand heben. Doch Drizzt sprang sofort auf seinen Rücken und hackte wie ein Besessener mit seinem Säbel auf ihn ein. Blut verklebte Kempfanas Haar. Dann endlich war er in der Lage, den Dunkelelf abzuschütteln. Benommen und taumelnd wandte er sich dem Drow zu.
Auf der anderen Seite des Zimmers kroch Ulgulu. Er hatte alle Hände voll zu tun. Der Panther war zu schnell und zu geschickt, und der Riese konterte schwerfällig. Ein Dutzend klaffender Wunden verunstalteten Ulgulus Gesicht, und jetzt bohrten sich Guenhwyvars Zähne in den Hals des Riesen und seine vier Tatzen in dessen Rücken.
Doch Ulgulu hatte noch eine Möglichkeit. Knochen knirschten und setzten sich neu zusammen. Ulgulus gemartertes Gesicht verwandelte sich in eine lange Schnauze mit gemeinen Hundezähnen. Aus jeder Pore des Riesen sprossen Haare, die Guenhwyvars Angriffe abschwächten. Und die wild um sich schlagenden Arme wurden zu Tatzen, die hart zuschlugen.
Guenhwyvar kämpfte mit einem riesigen Wolf, und der Vorteil des Panthers schwand.
Kempfana kam langsam näher und zollte Drizzt nun Respekt.
»Du hast sie alle getötet«, sagte Drizzt in der Goblinsprache, und seine Stimme war so schneidend, dass der rothäutige Bargest stehenblieb.
Kempfana war keine dumme Kreatur. Der Bargest erkannte die explosive Wut, die in diesem Drow schlummerte, und er hatte den scharfen Krummsäbel zu spüren bekommen. Kempfana war klug genug, nicht weiterzugehen, sondern sich noch einmal auf seine anderweltlichen Fähigkeiten zu besinnen. Nach einem Augenzwinkern war der rothäutige Bargest verschwunden, trat durch eine außerdimensionale Tür und tauchte dann direkt hinter Drizzt wieder auf.
Sobald Kempfana weg war, sprang Drizzt instinktiv zur Seite. Doch der Schlag von hinten kam schneller, landete direkt auf Drizzts Rücken und schleuderte ihn durch den Raum. Drizzt krachte gegen eine Wand, kniete sich hin und schnappte nach Luft.
Diesmal lief Kempfana einfach weiter, denn der Dunkelelf hatte seinen Krummsäbel fallen gelassen. Er lag mitten im Zimmer und war zu weit weg, als dass Drizzt ihn sich holen konnte.
Der Bargestwolf, der fast doppelt so groß wie Guenhwyvar war, rollte ein Stück und setzte sich rittlings auf den Panther. Große Zähne schnappten nach Guenhwyvars Genick und Gesicht, und der Panther schlug vehement um sich, um sie abzuwehren. Guenhwyvar konnte nicht auf einen fairen Kampf mit dem Wolf hoffen. Der einzige Vorteil, den der Panther noch hatte, war seine Mobilität. Wie ein schwarzer Pfeil schoß Guenhwyvar unter dem Wolf hervor und rannte auf den Vorhang zu.
Heulend nahm Ulgulu die Verfolgung auf, riß den Vorhang herunter und rannte in das schwindende Tageslicht.
Guenhwyvar kam aus der Höhle, als Ulgulu den Vorhang zerriß, drehte sich flink um und sprang auf den Abhang neben dem Eingang. Als der große Wolf herauskam, ließ sich der Panther auf Ulgulus Rücken fallen, hieb auf ihn ein und zerfleischte ihn mit den Klauen.
»Ulgulu hat die Bauern getötet und nicht ich«, knurrte Kempfana. Er stieß Drizzts Krummsäbel in eine Zimmerecke. »Ulgulu will dich – dich, der du seine Gnolle getötet hast. Ich werde dich töten, Dunkelelfkrieger. Ich werde mich an deiner Lebenskraft laben und viel Kraft gewinnen!«
Drizzt, der immer noch versuchte, zu Atem zu kommen, hörte die Worte fast nicht. Die einzigen Gedanken, die ihn beschäftigten, waren die Visionen der toten Bauern: Bilder, die Drizzt Mut machten. Der Bargest kam näher, und Drizzt starrte ihn böse an. In seinem Blick lag Entschlossenheit, die nicht im mindesten von der eindeutig verzweifelten Situation des Drows beeinträchtigt wurde.
Kempfana zögerte beim Anblick dieser schmalen, feurigen Augen,
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