Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
die Läufe des Panthers verloren den Halt, klammerten sich dann fest und versuchten standzuhalten. Aber Drizzt wusste, dass nicht einmal der mächtige Guenhwyvar dem Gewicht und der Kraft des Bargestwolfs etwas entgegenzusetzen hatte.
Es war dem Dunkelelf auch sofort klar, dass er den großen Wolf nicht rechtzeitig von Guenhwyvar wegzerren konnte. Er zog die Onyxstatuette heraus und warf sie in die Nähe der Kämpfenden. »Verschwinde, Guenhwyvar!« befahl er.
Normalerweise verließ Guenhwyvar seinen Meister nicht in Zeiten solcher Gefahr, aber der Panther wusste, was Drizzt im Sinn hatte. Ulgulu hielt mit aller Kraft auf ihn zu, entschlossen, Guenhwyvar von dem Vorsprung zu stoßen.
Und dann griff das Biest in nicht greifbaren Dunst. Ulgulu stürmte vor, ruderte wild und schleuderte Steine und die Onyxstatuette in die Schlucht hinunter. Der Wolf verlor das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe.
Wieder zerbarsten Knochen, und das Fell wurde dünn, weil Ulgulu den Schwebezauber in seiner Wolfsgestalt nicht aktivieren konnte. Die Wolfsschnauze verkürzte sich, die Klauen wurden dicker und verwandelten sich in Arme.
Die halbtransformierte Kreatur schaffte es nicht und prallte auf den Stein.
Drizzt machte einen Schritt über den Vorsprung hinaus, aktivierte den Schwebezauber und bewegte sich langsam ganz dicht an der Wand nach unten. Wie schon zuvor ließ der Zauber schnell nach. Die letzten zwanzig Fuß versuchte er den Aufprall abzumildern und landete dennoch hart auf dem felsigen Grund. Er sah, dass der Bargest nur ein paar Schritte entfernt zuckte und sich erheben wollte, dann wurde er von Dunkelheit überwältigt.
Drizzt wusste natürlich nicht, wieviel Zeit vergangen war, als er später von einem donnernden Gebrüll aufgeweckt wurde. Mittlerweile war es dunkle Nacht. Wolken hingen am Himmel. Allmählich konnte sich der benommene und verletzte Dunkelelf an die Begegnung erinnern. Zu seiner Erleichterung sah er, dass Ulgulu immer noch regungslos auf dem Stein neben ihm lag, halb Goblin und halb Wolf. Offensichtlich war er tot.
Ein zweiter Schrei, der oben aus der Höhle drang, veranlaßte den Drow, zu dem Vorsprung hinaufzublicken. Dort stand Lagerbottoms, der Bergriese, der von einem Jagdausflug zurückgekehrt war. Das Gemetzel, das hier stattgefunden hatte, machte ihn wahnsinnig.
Drizzt wusste, dass er an diesem Tag nicht noch einen Kampf austragen konnte. Selbst das Kriechen fiel ihm schwer. Ein paar Minuten schaute er sich um, fand die Onyxstatuette und verstaute sie in seiner Tasche. Um Guenhwyvar brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Er hatte miterlebt, wie der Panther mit anderen Katastrophen fertig geworden war – gefangen, als ein Zauberstab explodierte, oder von einem wütenden Elementaren in die Erdebene gezogen, ja, er war sogar schon in einen zischenden Säuresee gefallen. Die Statuette schien unbeschädigt zu sein, und Drizzt war sicher, dass sich Guenhwyvar jetzt gerade in seinem Astralheim ausruhte.
Aber Drizzt konnte sich keine Ruhe leisten. Der Riese stapfte schon den Felsabhang hinunter. Der Dunkelelf warf einen letzten Blick auf Ulgulu und stellte fest, dass die Vergeltung nicht gerade half, die grauenhaften, bitteren Erinnerungen an die hingeschlachteten Bauern auszulöschen. Und dann marschierte er los, drang tiefer in die Berge und lief vor dem Riesen und seinem Schuldgefühl davon.
Hinweise und Rätsel
Mehr als ein Tag war seit dem Gemetzel vergangen, als der erste Nachbar der Distelwolles zu ihrer abgelegenen Farm ritt. Der Gestank des Todes hatte ihn schon auf das Blutbad vorbereitet, bevor er im Haus oder in der Scheune nachgesehen hatte.
Eine Stunde später kehrte er mit Bürgermeister Delmo und verschiedenen anderen Bauern, die sie begleiteten, zurück. Sie stöberten sorgfältig das Haus und das angrenzende Land durch. Dabei mussten sie sich Tücher vor den Mund halten, um den grauenhaften Gestank ertragen zu können.
»Wer könnte das nur getan haben?« fragte der Bürgermeister. »Welches Monster?« Und als wolle er ihm eine Antwort darauf geben, spazierte einer der Bauern aus dem Schlafzimmer in die Küche und hielt einen zerbrochenen Krummsäbel in der Hand.
»Eine Dunkelelfwaffe?« fragte der Farmer. »Wir sollten McGristle holen.«
Delmo zögerte. Er erwartete jeden Tag eine Gruppe aus Sundabar und hatte das Gefühl, dass die berühmte Waldläuferin Taube Falkenhand wohl besser als der gewalttätige und unkontrollierbare Mann aus den Bergen in der Lage sein
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