Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
der Möglichkeiten entsprach Montolios Gefühlen, die er für den einsamen Dunkelelf hegte.
Da beschloß der Waldläufer, dass es seine erste Pflicht war, dem Drow seine Sprache beizubringen.
»Wir können uns nicht« – in Goblin gab es kein Wort für »richtig«, deshalb musste Montolio improvisieren -»…gut… – in dieser Sprache unterhalten«, erklärte er Drizzt, »aber wir könnten uns die Zeit vertreiben, indem ich Euch die Sprache der Menschen beibringe – falls Ihr sie gern lernen möchtet.«
Drizzt verhielt sich immer noch vorsichtig und vage. Als er dem Bauerndorf den Rücken gekehrt hatte, hatte er beschlossen, dass er als Einsiedler leben würde, und bis jetzt war er ganz gut damit zurechtgekommen – besser, als er erwartet hatte. Doch das Angebot war verführerisch, und aus praktischen Gründen war Drizzt auch klar, dass er weniger Schwierigkeiten hätte, wenn er die Sprache, die in dieser Gegend gesprochen wurde, beherrschte. Montolio grinste von einem Ohr bis zum anderen, als der Drow das Angebot annahm.
Auge, die Eule, jedoch schien nicht so glücklich zu sein.
Wenn der Dunkelelf – oder eigentlich eher der Panther des Drows – hierblieb, war es ganz klar, dass sie weniger Zeit in den bequemen Tannen verbringen konnte.
»Cousin, Montolio DeBrouchee hat den Drow bei sich einziehen lassen!« rief ein Elf Kellendil aufgeregt zu. Seit sich der Winter verabschiedet hatte, war eine ganze Gruppe Elfen unterwegs gewesen, um Drizzts Fährte aufzuspüren. Als der Dunkelelf den Toten-Ork-Paß verlassen hatte, hatten die Elfen, und vor allem Kellendil, befürchtet, dass sich der Dunkelelf mit Graul und seinen Orkuntergebenen verbündet hatte.
Kellendil sprang auf. Er konnte die Neuigkeiten kaum fassen, denn er kannte Montolio, diesen legendären, in gewisser Hinsicht eigenwilligen Waldläufer, und er wusste auch, dass Montolio mit Hilfe seiner unzähligen Tierkontakte Ein-dringlinge ganz gut einschätzen konnte.
»Wann? Wie?« fragte Kellendil, der nicht wusste, wo er mit seinen Fragen beginnen sollte. Der Drow hatte ihn während der letzten Monate schon irritiert, aber jetzt war er durch und durch verwirrt.
»Vor einer Woche«, antwortete der andere Elf. »Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist, aber der Dunkelelf läuft jetzt frei durch Montolios Wäldchen.«
»Ist Montolio…«
Der andere Elf unterbrach Kellendil, weil er wusste, in welche Richtung seine Sorgen abzielten. »Montolio ist unverletzt und hat alles unter Kontrolle«, versicherte er Kellendil. »Er hat den Drow aus freien Stücken aufgenommen, so scheint es zumindest, und jetzt sieht es so aus, als ob der alte Wald-läufer dem Dunkelelf die Umgangssprache beibringt.«
»Interessant«, war alles, was Kellendil darauf antworten konnte.
»Wir könnten bei Montolios Wäldchen eine Wache aufstellen«, bot ein anderer Elf an. »Wenn du dir um die Sicherheit des alten Waldläufers Sorgen machst -«
»Nein«, erwiderte Kellendil. »Nein, der Drow hat wieder einmal bewiesen, dass er kein Feind ist. Ich habe schon damit gerechnet, dass er uns freundlich gesonnen ist, seit ich ihm in der Nähe von Maldobar begegnet bin. Jetzt bin ich beruhigt. Nun können wir uns um unsere Angelegenheiten kümmern, und den Drow und den Waldläufer den ihren überlassen.«
Der andere Elf nickte zustimmend, aber eine kleine Kreatur, die vor Kellendils Zelt lauschte, war nicht so sicher.
Tephanis kam jede Nacht in das Lager der Elfen, um Nahrung und andere Dinge zu stehlen, die ihm das Leben angenehmer machten. Der Feengeist hatte vor ein paar Tagen von dem Dunkelelf gehört, als die Elfen über ihre Suche nach Drizzt gesprochen hatten, und er hatte fortan keine Mühen gescheut, um ihre Unterhaltungen zu verfolgen, denn es interessierte ihn sehr, wo derjenige, der Ulgulu und Kempfana getötet hatte, geblieben war.
Tephanis schüttelte wild den Kopf. »Verdammt – sei – der – Tag – an – dem – der – aufgetaucht – ist!« flüsterte er. Dann rannte er davon, und seine kleinen Füße berührten den Boden kaum. Tephanis hatte in den Monaten, seit Ulgulu verschieden war, eine neue Bekanntschaft gemacht, mit einem mächtigen Verbündeten, den er nicht verlieren wollte.
Innerhalb weniger Minuten hatte er Caroak, den großen, silbernen Winterwolf, auf einem hohen Bergkamm gefunden, wo sie wohnten.
»Der – Dunkelelf – ist – bei – dem – Waldläufer«, platzte Tephanis heraus, und das Fellmonster schien ihn zu verstehen. »Nimm –
Weitere Kostenlose Bücher