Die Saga vom Dunkelelf 6 - Der Hueter des Waldes
vor, und die Mönche, auch Jankin, folgten ihm. Drizzt bedeutete ihnen, wieder zurückzugehen, als ihm plötzlich einfiel, daß es sich hier um eine Falle handeln konnte.
Aber Tephanis war zu schnell. Die Tür fiel unter lautem Getöse ins Schloß, und bevor der Drow, der nur zwei Schritte entfernt war, die verwirrten Mönche zurückstoßen konnte, hatte der Feengeist die Tür schon zugeschlossen. Einen Augenblick später hörten Drizzt und die Brüder ein zweites Donnern, als das Fallgitter heruntergelassen wurde.
Nur wenige Minuten später war Tephanis wieder im Freien. Er hielt sich für ziemlich schlau und dachte daran, daß er irritiert aussehen mußte, wenn er Roddy erzählte, daß er den Dunkelelf und die Gruppe Mönche nicht hatte finden können.
Die Mönche gaben das Schreien auf, sobald Drizzt ihnen klarmachte, daß ihr Gebrüll den Bewohner des Tunnels auf sie aufmerksam machen konnte. »Selbst wenn jemand zufällig an dem Fallgitter vorbeikommen sollte, wird er euch durch diese Tür nicht hören können«, sagte der Drow und inspizierte die schwere Tür mit einer einzigen Kerze, die Matthäus für ihn angezündet hatte. Die Tür, die aus einer Kombination aus Eisen, Stein und Leder gefertigt war, hatten Zwerge konstruiert. Drizzt versuchte mit dem Knauf eines Krummsäbels dagegen zu hauen, aber man konnte nur ein leises Schlagen hören, das ebenso uneffektiv wie das Geschrei war.
»Wir sind verloren«, stöhnte Matthäus. »Es gibt keinen Ausweg, und unsere Vorräte sind ziemlich knapp.«
»Wieder ein Zeichen!« platzte Jankin heraus, aber zwei Mönche schlugen ihn zu Boden und setzten sich vor ihn, damit er nicht zu dem Unterschlupf des Drachen stürzen konnte.
»Vielleicht hat Bruder Jankin mit seiner Einstellung gar nicht so unrecht«, sagte Drizzt nach einer langen Pause.
Matthäus schaute ihn skeptisch an. »Glaubt Ihr, daß unsere Vorräte länger halten würden, wenn Bruder Jankin losginge, um Hephästus zu suchen?« fragte er.
Drizzt konnte sein Lachen nicht zurückhalten. »Ich habe nicht vor, jemand zu opfern«, sagte er und schaute Jankin zu, der sich gegen die Mönche zur Wehr setzte. »Egal, wie sehr es derjenige will! Und wir haben nur eine Möglichkeit, hier herauszukommen, wie es scheint.«
Matthäus folgte Drizzts Blick in den dunklen Tunnel. »Wenn Ihr niemanden opfern möchtet, dann schaut Ihr in die falsche Richtung«, knurrte der beleibte Mönch.
»Ihr denkt doch nicht im Ernst daran, an dem Drachen vorbeizukommen!«
»Das werden wir noch sehen«, war alles, was der Dunkelelf antwortete. Er zündete eine zweite Kerze an der ersten an und ging ein Stück weit in den Tunnel. Drizzts Verstand haderte mit der nicht zu leugnenden Aufregung, die er bei der Aussicht verspürte, Hephästus zu begegnen. Doch der Widerstreit, der in seiner Brust tobte, wurde von der einfachen Notwendigkeit, die die Situation erforderte, geschlichtet. Montolio hatte mit einem Drachen gekämpft, erinnerte sich Drizzt, und dabei ein Auge verloren. Das, was ihm der Waldläufer über den Kampf erzählt hatte, war nicht sonderlich schlimm gewesen. Nur die Wunden, die er davongetragen hatte, konnte der Drow nicht vergessen. Drizzt begriff langsam, was der Waldläufer mit dem Unterschied zwischen Überleben und Erfüllung gemeint hatte. Wie wertvoll waren wohl die fünfhundert Jahre, die Drizzt unter normalen Umständen noch vor sich hatte?
Um der Mönche willen hoffte Drizzt, daß jemand vorbeikam und Fallgitter und Tür öffnete. Doch die Finger des Dunkelelfs zitterten vor Aufregung, als er die Hand in seinen Rucksack steckte und das Buch mit den Drachenüberlieferungen herauszog, das er aus dem Wäldchen mitgenommen hatte.
Da der Drow empfindliche Augen hatte, brauchte er nicht viel Licht, und er konnte das Geschriebene ohne große Probleme entziffern. Den Eintrag über den ehrenwerten Roten, der westlich von Mirabar lebte, gab es wirklich, ganz so wie er es sich gedacht hatte. Das Buch bestätigte, daß Hephästus nicht der richtige Name des Drachen war, sondern daß es sich dabei um einen Namen handelte, den man ihm als Anspielung auf einen obskuren Gott der Schmiede verpaßt hatte.
Der Eintrag war nicht sehr lang und zitierte vor allem die Geschichten der Kaufleute, die den Drachen wegen seines Atems anheuerten. Und dann wurde noch berichtet, daß es andere Kaufleute gegeben hatte, die anscheinend das Falsche gesagt oder zu sehr über die Gebühr gestöhnt hatten, denn sie kamen nie wieder aus dem
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