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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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bittere Erkenntnis.
    »Nein, ich hatte da nur so ein dummes Gefühl«, entschuldigte sie sich und brachte ihre Gedanken schnell wieder auf das Thema zurück, über das sie eigentlich sprechen wollte. »Ein vollkommen wahnwitziges Gefühl. Dass ich darauf mein ganzes Leben lang gewartet habe.«
    »Die Geschichte vom Eisvolk zu hören?«, fragte er skeptisch.
    Sie war betrübt. »Nun macht Ihr Euch über mich lustig, Herr, und ich sehe ein, dass ich mich geirrt habe. Es tut mir leid, dass ich so schamlos bin.«
    »Sprich nur aus, was du sagen wolltest«, sagte er ungeduldig.
    Silje sagte gepresst: »Ich wollte nur sagen, die Nähe eines Gleichgesinnten zu fühlen, eines Menschen mit Verständnis. Sodass man keine Angst zu haben braucht, man könnte sich bloßstellen. Zu wissen, dass alles, was man sagt, verstanden wird und bei dem verborgen bleibt, dem man sich anvertraut. Verzeiht mir meinen Übermut, Ihr empfindet mit mir selbstverständlich keine Zusammengehörigkeit, ich werde jetzt gehen
    »Setz dich!«, schrie er fast. »Willst du es hören oder nicht?«
    »Doch, bitte«, rief sie erschrocken aus.
    »Na, dann lass diesen Unsinn!«
    Er wartete ein wenig, wie um ihnen beiden Zeit zu geben, ihren inneren Frieden wieder zurückzugewinnen.
    »Willst du alles hören? Ganz von Anfang an?«
    »Ja, bitte.«
    »Du brauchst nicht zu flüstern, du wirkst wie ein Kaninchen vor der Schlange. Ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe noch nie zuvor jemandem diese abscheuliche Geschichte erzählt.«
    Er zog eine erschöpfte Grimasse. Silje machte es sich wieder ein bisschen bequemer. Sie fühlte ihr Herz schlagen, doch sie war bereit, sich die Sage über das Eisvolk anzuhören.

8. Kapitel
    Der Mann auf der anderen Seite der Hütte holte tief Luft und begann.
    »Du hast bestimmt vom ersten Tengel gehört? Dass er und einige andere Familien hinauf in die Utgardsberge geflohen sind? Das soll im 13. Jahrhundert gewesen sein. Was mein berüchtigter Stammvater getan hat, weiß ich nicht genau, aber man sagt, er habe sich mit dem Teufel verbündet, um dort oben in der Wildnis überleben zu können. Ich glaube aber eher, dass er auch schon vorher etwas von Zauberei wusste. Er soll ein Mann von seltsamem Aussehen gewesen sein, klein von Wuchs, doch gleichwohl stattlich, mit schwarzen Haaren und durchdringenden Augen. Aus welcher Sippe er stammte, weiß niemand. Aber es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass er einem fremden Volk angehört habe. Es heißt, dass er schwarze Magie ausgeübt hat, um mit dem Gehörnten in Kontakt zu kommen – und dass die meisten Beschwörungen über einem Kessel gelesen wurden, in dem er eine geheimnisvolle Hexenbrühe kochte.«
    Unfreiwillig glitt Siljes Blick zum Kessel über der Feuerstelle. Der schien ungefährlich zu sein. Tengel, der ihren Blick gesehen hatte, lachte bitter.
    »Nachdem er den Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, vergrub mein Stammvater den Kessel und verfluchte die Stelle. Danach erzählte
er,
der Gehörnte habe gesagt, dass ein Auserwählter unter seinen Nachkommen die Gaben erben werde, die er selbst mitbekommen hatte – und dass einer der Nachkommen so große übernatürliche Fähigkeiten haben werde, wie es die Menschheit noch nicht erlebt hat. Der Fluch – denn es ist ein Fluch, Silje – kann nur gebrochen werden, wenn der Kessel gefunden und wieder ausgegraben wird.«
    »Und ist er je gefunden worden?«, fragte sie leise und suchte in der Dämmerung hinter Rauch und Feuerschein seinen Blick.
    »Nein. Denn niemand weiß, wo er vergraben worden ist. Als er den Pakt mit dem Teufel einging, war Tengel dreißig Tage und dreißig Nächte fort, von einem Vollmond zum nächsten. Er kann oben in den Bergen oder auch außerhalb des Gebirges gewesen sein. Weit weg. Aber es wird erzählt, dass sich nach diesem schrecklichen Treffen auch sein Äußeres veränderte. Er schrumpfte zusammen, wurde irgendwie kleiner und breiter, wenn du verstehst, was ich meine – garstig und wundersam anzusehen.«
    »Glaubt Ihr das?«
    »Zum Teil«, sagte er zögernd. »Jedenfalls, dass er es getan hat, dass er alles daransetzte, den Teufel zu finden –
das
glaube ich. Doch ob er tatsächlich den Fürsten der Finsternis getroffen hat, das weiß niemand, und ich habe daran große Zweifel – selbst wenn er es bis zu seinem Tod behauptet hat. Ich glaube eher, er war die Sorte Mensch, die es liebt, andere in Angst und Schrecken zu versetzen und zu überlisten. Und womöglich glaubte er

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