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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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selbst, er habe den Teufel gesehen. Viele Menschen, die frömmer waren als er, berufen sich ja darauf. Und ich glaube auch, dass er nur behauptet hat, dass seine Nachkommen seine Gaben erben sollten. Wahrscheinlich wusste er, dass es in seiner Familie schon immer Personen mit okkulten Fähigkeiten gegeben hatte – und deshalb wollte er den Anschein erwecken, er habe prophetische Fähigkeiten. Augenwischerei, mit anderen Worten. Dass er zusammenschrumpfte und hässlich wurde, ist auch nicht weiter verwunderlich. Alle werden mit den Jahren kleiner – und wenn man dann auch noch bösartig ist, dann bekommt man eben einen hässlicheren Gesichtsausdruck. Eins jedoch steht fest, und zwar, dass er, dessen Namen ich trage, viele geheimnisvolle und verborgene Fähigkeiten besaß. Aber nein, die Geschichte mit dem Satanspakt ist wohl nur erfunden. Es gibt keinen Satan.«
    Silje war erschrocken. »Aber das dürft Ihr nicht sagen! Es wäre genauso, als wenn Ihr gleichzeitig Gott den Herrn verleugnen wolltet!«
    »Ist das so? Sei doch nicht so naiv, Silje. Ich hatte dich für ein schlaues Mädchen gehalten, trotz deiner Herkunft. Aber nun denkst du so abergläubisch wie jedes andere Mädchen auch. Ich sehe den Satan als eine sehr geschickte Erfindung der Menschen an – auf etwas muss man ja die Schuld abwälzen können, wenn man für die eigenen Übeltaten nicht geradestehen will. Und niemand weiß, wie viel Teufelsglauben die Geistlichen erfunden haben, ausschließlich, um Macht über andere Menschen zu erlangen.«
    »Ihr lästert, Herr!«
    »Ach, sei still. Wenn du akzeptierst, dass der Satan existiert, dann schickst du mich zugleich in die ewige Pein. Willst du das wirklich?«
    »Nein, aber das tue ich doch auch gar nicht!«
    Er beugte sich vor. »Wenn es stimmt, dass der erste Tengel dem Satan seine Seele verkauft hat, dann hat er damit auch meine verkauft. Denn es sind dasselbe Blut, derselbe Same, dieselbe Seele und derselbe Fluch, bei allen, die seine Fähigkeiten geerbt haben. Verstehst du? Ich weigere mich, den Teufel anzuerkennen – doch ich will gern glauben, dass es einen milden und gnädigen Gott gibt, der Barmherzigkeit mit einem erblich belasteten Menschenkind haben kann.«
    Silje hatte einen Kloß im Hals. »Wenn Ihr es so darstellt, glaube ich allmählich, dass Ihr Recht habt. Dass der Gehörnte die Erfindung von Menschen ist. Ich glaube aber nicht, dass Ihr verdammt seid. Ihr seid so...«
    »Dann sieh mich doch an!«, rief er heftig aus. »Sieht eine menschliche Gestalt so aus wie ich? Wenn ich mein eigenes Spiegelbild in einem Weiher sehe, dann schrecke ich zurück. Sieh die brennenden Augen, schräg und schmal wie bei einer Katze, sieh das Raubtierlächeln, die kräftigen Zähne und das struppige Haar, das genauso gut die Mähne eines Pferdes sein könnte. Hast du je so etwas Abstoßendes gesehen?«
    Siljes Mundwinkel zitterten. »Ich muss zugeben, dass ich anfangs vor Eurem Aussehen Angst hatte. Aber ich weiß nicht, warum, aber nun finde ich, Ihr seid sehr... Nein, ich kann es nicht erklären. Ich sehe Euch gern an. Wenn ich Euch nicht sehe, dann sehne ich mich danach, Euch zu sehen. Und Ihr wart so gut zu mir und den Kindern
    Plötzlich erhob er sich. »Ach, ich bin nicht immer ein Engel.«
    Ihre Worte hatten ihn bewegt. Ruhelos ging er ans andere Ende des Raumes, blieb eine Weile stehen und öffnete ganz planlos eine Schranktür. Dann schloss er sie wieder und kehrte zu seinem Platz zurück. Silje war entsetzt über ihre Aufrichtigkeit. Jetzt musste er doch wütend auf sie sein. Er presste seine Hände aneinander, als ob er nicht wüsste, was er sagen sollte.
    Als die Stille zu lange anhielt, sagte sie leise: »Ihr wisst also mit Sicherheit, dass Ihr einer der Auserwählten Eurer Familie seid? Die Heilkunst... wird die von ihm vererbt?«
    »Sag lieber Zauberkraft, denn das ist es! Ja, das wird vererbt, mit erschreckender Unerbittlichkeit. Nicht an alle. Aber in jeder Generation ist wenigstens einer betroffen. Und es sind immer die Dunkelhaarigen, die Eigenartigen mit den Katzenaugen, die die Opfer werden.«
    »Ihr sagt Opfer. Ich verstehe, dass man dann eine schwere Bürde zu tragen hat.«
    »Ja. Schwerer, als du dir vorstellen kannst.«
    »Die besondere Gestalt, die Ihr erwähntet... derjenige, der mehr okkulte Eigenschaften erben soll, als die Menschheit je erlebt hat... glaubt Ihr, dass Ihr das seid?«
    Er legte den Kopf in den Nacken und lachte ein verzweifeltes Lachen. »Ich, nein! Ich bin nicht

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