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Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 01 - Der Zauberbund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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sie in der Gegend genannt. Ja, das war doch ein passender Name.
    Sie wandte sich ab, um ihren Weg fortzusetzen, blieb aber plötzlich stehen und schnappte nach Luft. Sie wäre beinahe in ihn hineingelaufen, so wie er dastand mit der einen Hand an eine Kiefer gelehnt. Der Schnee musste seine Schritte gedämpft haben.
    Mit erschrockenen Augen sah sie zu ihm auf. Ihr Herz hämmerte. Ungefähr auf die gleiche Weise waren sie sich das erste Mal begegnet. Genauso stattlich, genauso seltsam und tierhaft sah er auch jetzt aus – mit Augen, die in den blendenden Tag leuchteten. Doch jetzt wirkten sie irgendwie abweisend.
    Und von dieser Furcht einflößenden Offenbarung hatte sie so skandalös und intim geträumt! Sie musste verrückt sein!
    Silje versuchte, die aufsteigende Angst zu bekämpfen. Bestand er aus Fleisch und Blut, dann brauchte auch er etwas zu essen – und menschliche Wärme.
    Verwirrt reichte sie ihm den Korb hin. »Ich habe ein wenig zu essen für Euch, Herr. Es ist doch Weihnachten und... gesegnete Weihnachten«, fügte sie hinzu.
    Er streckte den Arm aus und nahm den Korb in Empfang. »Du hättest nicht herkommen sollen, Silje«, sagte er streng. Das Gesicht sah aus, als sei es in Stein gehauen, und die Augen verrieten, dass er Abstand wollte.
    Sie drehte sich schleunigst um. »Das wollte ich aber«, sagte sie gepresst.
    Er hielt sie jedoch am Arm fest. »Nun bist du schon einmal hier, und du siehst verfroren aus. Ich werde wenigstens dafür sorgen, dass du dich aufwärmst. Komm!«, sagte er barsch. Er bedeutete ihr, dass sie hinauf zu seiner Hütte weitergehen sollten.
    Ohne etwas zu sagen, folgten sie dem Weg, auf dem jetzt seine Fußspuren zu sehen waren. Ein wahnwitziger Gedanke überkam sie: Was, wenn diese Spuren nicht da gewesen wären? Da wäre sie aller Wahrscheinlichkeit nach heulend davongestürmt.
    Silje wagte nicht, ihn anzusehen. Es war furchtbar, demütigend und erniedrigend – dass sie sich weiterhin zu ihm hingezogen fühlte, spürte, wie ihre Brüste vor Wollust gleichsam fest wurden, als er sie mit dem Arm streifte. Und er war so böse auf sie, weil sie gekommen war! Das tat weh!
    »Ihr habt Besuch?«, sagte er kurz.
    Gott sei Dank! Er sprach immerhin mit ihr. »Ja«, seufzte sie. »Das geht nicht so gut.«
    Da er offensichtlich erwartete, mehr zu hören, erzählte sie in groben Zügen von Abelone und ihren Kindern und von all den Veränderungen im Haus. Von dem Gespräch in der Küche.
    »Das Letzte, was du gesagt hast, verstehe ich nicht ganz«, unterbrach er sie. »Hat Benedikt vor, dich zu heiraten?«
    Sie zuckte zusammen. »Aber nein, das hat er sicher nicht gemeint!«
    »Das hört sich aber so an. Welche anderen Möglichkeiten gibt es denn sonst noch, Abelones Kinder um ihr Erbe zu bringen?«
    Silje dachte nach. »Er ist eines Abends zu mir ins Zimmer gekommen... und hat so viel dummes Zeug gesagt. Aber er war betrunken, deshalb habe ich es nicht ernst genommen. Ich hab ihn wieder hinausgeschoben. Kann sein, dass er irgendwelche unausgegorenen Pläne gehabt hat.«
    Ihr Begleiter war lange Zeit still. Sie warf ihm rasch einen schüchternen Blick zu. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Lippen ganz weiß waren.
    Dann sagte er: »Du hast dich verändert, Silje. Du bist voller Angst. Was ist los?«
    Sie holte tief Luft und setzte zum Sprung an. »Ich habe Euren Namen erfahren. Diesmal den richtigen Namen.«
    Er schwieg für einen Augenblick. »Und trotzdem bist du gekommen?«
    Seine Stimme war beinahe aggressiv. Silje krümmte sich.
    »Ihr habt mir doch nie etwas Böses getan«, sagte sie leise. »Außerdem habt Ihr gesagt, dass Ihr mich braucht.«
    »Habe ich das gesagt? Das war gedankenlos von mir. Und genauso gedankenlos von dir, hierherzukommen.«
    Silje fragte sich, warum, wagte es jedoch nicht, das laut zu sagen. Sie schluckte tapfer und bemühte sich, ihre Enttäuschung und Verletzung zu verbergen.
    »Ich musste mit Euch sprechen. Unten auf dem Hof ist alles so schwierig geworden und... das mit Eurem Namen. Ich bin durcheinander, ratlos und verunsichert. Ich muss einfach mehr wissen. Wenn Ihr so freundlich wäret.«
    »Vielleicht ist es das Beste. Doch zuerst finde ich, solltest du mich nicht mehr Herr nennen. Du kennst ja nun, wie du sagst, meinen Namen, und weißt, dass ich kein Herr bin.«
    Die Stille um sie her war überwältigend. Dann öffnete sich jedoch der Wald, und eine kleine Hütte kam zum Vorschein, von der Sonne und dem stürmischen Wetter grau

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