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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Begegnung zu vergessen. Wie er in seiner Einsamkeit Siljes treuherzige, schutzlose Augen vor sich gesehen hatte, wie er sich von ihr angezogen gefühlt hatte und ihre Reinheit beschützen wollte - nur um sie selbst zu beschmutzen? Nein, jetzt war er ungerecht gegen sich selbst. Er wollte sie wirklich beschützen, selbstlos und zurückhaltend. Aber als er zu seiner großen Verwunderung erkannt hatte, daß auch sie sich zu ihm hingezogen fühlte, da war sein Panzer zersprungen.
    Ach, es war eine herrliche Zeit gewesen, voller Sehnsucht, Schmerz und Hoffnung, als sie sich näher kamen und gegenseitig erforschten, bis sie sich der Gefühle des anderen sicher waren. Und das ihm, der doch wußte, daß er dazu verdammt war, sich von Frauen fernzuhalten!
    Aber wie hätte er es fertigbringen sollen, Silje zu widerstehen?
    Er lauschte wieder ihrer Erzählung. All diese Gedanken waren so schnell durch seinen Kopf gehuscht, daß ihm keines ihrer Worte entgangen war.
    Sie sagte: »Dann bekamen wir Liv, das weißt du doch sicher noch, Sol?«
    »Ja. Als du so krank warst.«
    »Genau. Du weißt, Sol, daß du gerne Mutter und Vater zu uns sagen kannst, wenn du möchtest, denn wir fühlen uns als deine wirklichen Eltern und möchten es gerne sein.
    Das Mädchen überlegte. »Das könnte ich natürlich«, nickte sie altklug. »Aber ich glaube, ich würde es komisch finden, wo ich mich doch daran gewöhnt habe, Silje und Tengel zu sagen.«
    »Das verstehe ich. Und du und ich, wir haben ja schon immer miteinander reden können - wie Freundinnen. Du bist mir eine große Hilfe, weißt du.«
    Sol setzte sich impulsiv auf ihren Schoß und umarmte sie ganz fest. Silje lächelte Tengel an. Sie waren als Eltern akzeptiert.
    Dag sah ernst und nachdenklich aus. Sein langes, schmales Gesicht war so typisch aristokratisch, daß es beinahe zum Lachen war.
    »Sucht meine Mutter nach mir?« fragte er mit dünner Stimme.
    Das war eine schwierige Frage. Tengel beantwortete sie.
    »Das wissen wir nicht. Das einzige, was wir wissen, ist, daß deine Kleider Baronetkrönchen trugen. Deshalb glauben wir, daß du ein kleiner Baron bist. Wir haben versucht, deine Mutter zu finden, Dag, aber ich glaube nicht, daß sie noch am Leben ist.«
    »Ist sie an der Pest gestorben?«
    »Wir nehmen es an. Wahrscheinlich hat sie dich deshalb auch verloren. Dein Vater ist jedenfalls tot.«
    Es war am besten, es so auszudrücken. Alles sprach dafür, daß Dags Mutter eine unverheiratete Frau und er das Resultat einer sehr flüchtigen Verbindung war. Dag schien sich mit Tengels Erklärung zufrieden zu geben.
    »Meine richtigen Eltern sind tot«, sagte er andächtig.
    »Meine auch«, sagte Sol und schaffte es, eine Träne hervorzupressen, vermutlich weil sie den Gedanken genoß, unglücklich sein zu können.
    »Ich hoffe, ihr werdet bei uns bleiben?« sagte Silje leise und ängstlich.
    Beide nickten feierlich.
    »Bei den anderen Kindern daheim streiten die Eltern die ganze Zeit«, sagte Dag auf seine langsame, erwachsene Art. »So, als ob sie sich nicht mögen. Aber ihr redet nie so miteinander. Bei euch ist das so, als ob ihr euch repsek… restep…«
    »Respektiert?« schlug Tengel vor. »Da kannst du sicher sein, daß wir das tun.«
    Sein liebevoller Blick begegnete Siljes, und sie wußte, daß auch der ihre die ganze Wärme ihres Herzens widerspiegelte.
    An diesem Abend saß Silje lange auf. Sie entzündete eine der kostbaren Pechfackeln und nahm ihr Tagebuch hervor, das sie von Benedikt, dem Maler, vor so vielen Jahren erhalten hatte. Es war beinahe vollgeschrieben, und sie würde wohl kaum ein neues bekommen.
    Heute haben di Kinder di Waheit über ihre Eltern erfahn… begann sie in ihrer unbeholfenen Rechtschreibung.
    Als sie fertig geschrieben hatte, löschte sie die Pechfackel und ging hinaus auf den Hofplatz. Es ging auf Mittsommer zu, und das Tal war in ein märchenhaftes, dunkles Licht getaucht, das so typisch für nordische Sommernächte ist. Der Nebel unten am See war dichter geworden, er lag wie Elfenschleier über den Wiesen, und die Schreie des Seetauchers hatten sich verwandelt in die Schreie des Wassergeistes, des Nocken, oder der versunkenen Kinder. Der Wind raunte im Gras und wisperte in den Ritzen der undichten alten Häuser.
    Winzige graue Knäuel tanzten um Siljes Füße herum, es schienen ihr Trollkatzen zu sein, geheimnisvolle kleine, verwunschene Wesen. Ein altes Pferd trottete draußen an der eingezäunten Koppel entlang. Mit hohlem Rücken schritt

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