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Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd

Titel: Die Saga vom Eisvolk 02 - Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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worden.«
    »Was?«
    »Ja, und sie wollen ihre Lebensgeschichte hören«, sagte Silje aufgebracht und eifrig zugleich. »Kannst du dich um Liv kümmern, dann werde ich sie ihnen erzählen. Du findest doch sicher auch, daß ich das jetzt tun kann?«
    Tengel zögerte und betrachtete die Kinder forschend.
    »Es ist vielleicht am besten so«, sagte er schließlich. »Ich komme, wenn ich die Kleine ins Bett gebracht habe.
    Nein, keine Widerrede, Liv, du bist ja so müde, daß dir schon die Augen zufallen.«
    Sie setzten sich auf den alten Steg am Bach, wo die Milchkannen gekühlt wurden. Das Wasser gluckste und plätscherte um die Pfähle, während Silje begann, den aufmerksam lauschenden Kindern die Geschichte zu erzählen.
    »Dann will ich mal damit anfangen, daß ich nicht deine richtige Mutter bin, Sol. Deine auch nicht, Dag, aber Livs dagegen schon. Ich hoffe doch, das macht nichts?« sagte sie ängstlich. »Ich habe wirklich versucht, alles zu tun, damit ihr eure leiblichen Mütter nicht vermißt, und ich liebe euch ganz genauso, wie ich meine eigene Tochter Liv liebe. Das tut Vater auch.«
    Die Kinder schwiegen.
    Dann sagte Sol mit dünner Stimme: »Dann ist Tengel auch nicht unser Vater?«
    »Nein. Nur der von Liv. Und du hast ihn ja auch immer Tengel genannt, Sol.«
    »Ich nicht«, sagte Dag. »Ich sage Papa zu ihm.«
    »Ja, weil du noch so klein warst, als wir dich bekommen haben. Sol war schon größer.«
    Nein, so ging das nicht. Das war viel zu verwirrend. Sie versuchte, es besser zu erklären: »Wißt ihr, wir wollten so schrecklich gerne, daß gerade ihr unsere Kinder seid…«
    »Aber wer ist denn dann unsere richtige Mutter?« sagte Sol mit einem kleinen Zittern in der Stimme. »Habt ihr uns einfach mitgenommen, nur weil ihr uns haben wolltet?«
    Das war typisch Sol! Sie durchkreuzte Siljes tastenden Erklärungsversuch und verdrehte alles.
    »Nein, natürlich nicht. Ihr beiden habt nicht dieselbe Mutter«, sagte Silje. Das war schwierig zu erklären, aber sie wußte, daß es richtig war, ihnen jetzt die Wahrheit zu sagen. »Deine Mutter, Sol, war Tengels Schwester. Also ist er eigentlich dein Onkel. Und Liv ist deine Cousine.«
    Sol saß vollkommen unbeweglich da. Ihr Blick war nach innen gekehrt. »Wo ist sie denn jetzt?«
    »Deine Mutter? Im Himmel. Sie ist tot, Sol. Sie ist an der Pest gestorben, das ist eine furchtbare Krankheit, weißt du. Dein Vater ist damals auch daran gestorben, und deine kleine Schwester Leonarda. Aber das weißt du nicht mehr, du warst ja erst zwei Jahre alt, als ich dich gefunden habe. Du warst ganz alleine, verstehst du, und ich auch.
    Also habe ich dich genauso gebraucht wie du mich. Und der Name, den deine Mutter dir gegeben hatte, war Angelica.«
    Nun sah Sol sie aufmerksam an. Sie war immer sehr stolz auf ihren Namen gewesen, Sol Angelica, und jetzt erfuhr sie, woher sie ihren zweiten Namen hatte.
    Silje betrachtete bekümmert die allzu kurzen Ärmel, des Kinderkleids. Sol würde es nicht mehr lange tragen können. An einzelnen Stellen war der Stoff schon so dünn, daß er wie Spinnweben aussah, und sie hatte nichts, woraus sie ein neues Kleid hätte nähen können. Absolut nichts.
    Sie richtete sich auf und erzählte weiter. »Deine Mutter war wunderschön, Sol. Wunder-, wunderschön. Sie hatte schwarze, lockige Haare, genau wie du, und sehr dunkle, schöne Augen.«
    Das kleine Mädchen sagte noch immer nichts, aber ihre Augen standen voller Tränen.
    »Aber deine Augen sind heller«, sagte Silje schnell. »Grün oder gelblich, fast wie die von Tengel.«
    Ein Zeichen, daß sie eine der Auserwählten ist, eine aus dem ursprünglichen Eisvolk, dachte sie beklommen. Ach, armes Kind, was soll nur aus dir werden?
    »Aber meine Mutter?« sagte Dag. »Und mein Vater?« Er hörte sich beinahe vorwurfsvoll an. So als hätten Silje und Tengel ihm etwas weggenommen.
    Das war jetzt schon schwieriger. Silje konnte ihm schließlich nicht erzählen, daß seine Mutter ihn im Wald ausgesetzt hatte, damit er sterben sollte.
    »Deine Mutter«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln und sah zu Tengel, der gemessenen Schrittes über die Wiese kam, auf der das Gras schon feucht vom Abendtau war.
    Er setzte sich zu ihnen. Dag kroch auf seinen Schoß, als wollte er sich versichern, daß er wirklich einen Vater hatte.
    »Deine Mutter, Dag, war eine feine Dame«, fuhr Silje fort.
    »Eine adelige Dame, eine Baronesse. Wir wissen nicht, ob sie noch am Leben ist, wir wissen nicht, wie sie heißt oder

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