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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Hand auf ihr Knie. »Nun weißt du also, daß du einen Bewunderer hast. Und ich glaube, das muß reichen. Laß es uns dabei bewenden.«
    »Eli sagte etwas über die Sehnsucht«, sagte sie träumerisch. »Daß sie das Schönste sei.« »Schöner als die Liebe?«
    »Das sagte sie nicht. Sie dachte wohl vor allem an das Verlangen nach Dingen. Aber ich glaube, sie hatte nicht ganz unrecht. Ich weiß, was Sehnsucht ist. Sie bohrt, sie tut weh aber sie macht uns auch reich. Und Ihr kennt sie auch, nicht wahr? Ihr wißt, wie sie uns erfüllen kann, so daß wir uns gleichsam in einem leeren Raum befinden, als ob sich alles in uns versammelt hätte, die Schönheit der Erde, die Gemeinschaft der Menschen… Man hat es in sich und kann es dennoch nicht erreichen. Ihr habt eine Sehnsucht nach einer, mit der Ihr das Schwere teilen könnt - aber Ihr meint, daß Ihr nicht das Recht dazu habt.« »Ja, das ist wohl so.«
    »Es war sehr freundlich von Euch, in diesem Zusammenhang meinen Namen zu erwähnen. Das hat mir eine große, warme Freude bereitet. Ich hoffe, Ihr findet eines Tages eine, die Eurer würdig ist.« »Und du könntest das nicht sein, meinst du?« Sie war bestürzt. »Oh nein, auf gar keinen Fall! Wie könnt Ihr uns beide nur in einem Atemzug erwähnen? Ich habe es bereits zu Herrn Andreas gesagt, und ich wiederhole es vor Euch: Ich bin absolut darauf eingestellt, mein Leben allein zu verbringen.« »Aber die Sehnsucht willst du behalten?«
    »Und die Träume, ja. Sie geben meinem Leben Inhalt. Obwohl, das war früher. Seit ich hierher nach Elistrand kam, ist mein Leben so unendlich reich geworden. Ich bin ja so glücklich, Herr Mattias!«
    Er erhob sich. »Schön zu hören. Ich muß jetzt weiter. Vielen Dank für das Gespräch!«
    Auch sie stand auf. »Ich bin es, die zu danken hat. Darf ich sagen, daß Ihr der allerbeste Mensch seid, dem ich je begegnet bin?«
    Mattias lächelte. »Ich danke dir, Hilde! Bis bald!« Als er gegangen war, rief sie die Kinder zusammen, denn es war Zeit, zum Essen heimzugehen. Unbewußt lächelte sie, als sie über die Wiesen schritt. Seine Worte hatten sie sehr, sehr verwirrt.
    Einer, dem Hilde Joelstochter gefiel? Sie, die nie einen Freund gehabt hatte!
    Die letzten Tage hatten wirklich und wahrhaftig ihr ganzes Leben umgekrempelt!
    Wie gut, daß sie nichts von Herrn Andreas gesagt hatte. Es würde ja doch nie etwas daraus werden, und es hätte den lieben Herrn Mattias nur betrübt gemacht. Tief in ihrem Innern regte sich ein Verdacht, daß er sie vielleicht nur hatte trösten oder aufmuntern wollen, aber wenn schon, das machte gar nichts. Seine Worte hatten sie auf jeden Fall maßlos gefreut.
    Und sie wußte, daß Herr Andreas am Abend kommen würde. Das hatte er zu Eli gesagt.
    Vielleicht würde sie nicht einmal zwei Worte mit ihm wechseln können. Aber ihn nur zu sehen, machte sie schon überaus glücklich.
    Daß das Leben so herrlich sein konnte! Das hätte sie nie geglaubt!

7. KAPITEL
    Der Mond ging über dem Tannenwald auf. Eine Weile zeichneten sich ein paar Tannenwipfel scharf vor der gelben Scheibe ab, dann glitt der Mond höher hinauf und stand voll und rund am nächtlichen Himmel.
    Hilde stand in ihrem Zimmer am Fenster und schaute zu ihm hinauf. Es war so ein wunderbar geborgenes Gefühl, hier auf Elistrand zu sein. Nicht auszudenken, wenn sie jetzt allein dort oben im Haus wohnen müßte! Das hätte sie sich nie getraut. Sie, der es nie etwas ausgemacht hatte, allein zu sein, fürchtete sich nun vor der Dunkelheit! Aber das war vielleicht gar nicht so verwunderlich. Wie verzaubert die Landschaft im Mondschein aussah! Die hohen Wacholderbüsche auf der Anhöhe gegenüber von Elistrand warfen lange Schatten, und die Silhouetten der Felsen und Almwiesen traten so fremd hervor. Sie hatte nicht einschlafen können nach dem Gespräch mit Mattias. Daß seine Erinnerungen ihm so zusetzten, hätte sie nie gedacht. Er mußte viel Böses erlebt haben. Dabei hatte sie immer geglaubt, die Reichen und Vornehmen lebten ein sorgenfreies Leben!
    Sein Antrag war ja nur Spaß gewesen, natürlich, aber daß er sie mochte…! Der Gedanke machte sie ganz stolz. Hilde runzelte die Stirn. Was bewegte sich dort drüben am Wald? Ein Schatten löste sich aus dem Dunkel und kam näher. Etwas lief, nein humpelte geduckt zwischen den Wacholderbüschen am Hang.
    Ein großer Hund? Oder was war das? Es war ein Tier, aber es benahm sich so seltsam. Jetzt war es verschwunden.
    Da! Da war es wieder,

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