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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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eine ordentliche Strafpredigt halten müssen, denn die Jungen hatten sich mit dem älteren Mädchen auf den Heuboden geschlichen, um nachzuschauen, wie sie unter dem Kleid aussah. Es war eine ziemlich turbulente Angelegenheit gewesen, da niemand richtig wußte, wie man den Kindern das Verwerfliche an ihrem Benehmen erklären sollte. Kaleb war es schließlich gelungen, mit einfachen, drastischen Worten, nach vielen komplizierten und halbherzigen Formulierungen über Sünde und weibliche Ehre.
    Doktor Mattias von Meiden kam über die Wiese auf sie zu. Sie erstrahlte augenblicklich - es war immer so entspannend, mit dem Doktor zu plaudern.
    Ihr wurde so warm ums Herz, als sie ihn kommen sah, mit schnellen, aber vorsichtigen Schritten, er achtete sorgsam darauf, wohin er seine Füße setzte, um nicht die ersten Sommerblumen zu zertreten. Daß es solche Menschen wie den Doktor gab! Er schien so voller Liebe für alle Menschen, so als ob man mit allen Schwierigkeiten zu ihm gehen könnte, und er alles verstand.
    Zu ihrer Überraschung setzte er sich neben sie ins Gras. Die Kinder kamen sofort angerannt und warfen sich über ihn, so daß er beinahe vollkommen begraben wurde. Hilde packte die Schlingel am Kragen, schimpfte mit ihnen und sagte, sie sollten woanders spielen. Widerwillig gehorchten sie.
    »Danke«, sagte er und atmete auf. »Sie sind ja süß, aber manchmal doch etwas anstrengend.«
    »Ja, denn Ihr könnt sicher nie nein sagen?« lächelte sie. »Meistens nicht. Mir fällt es immer schwer, eine Bitte abzuschlagen.« »Ist das nicht eine Belastung?«
    »Das ist es - hin und wieder. Wie geht es dir, Hilde?« »Großartig!«
    Wie lieb von ihm, daß er sich die Zeit nahm, mit ihr zu plaudern! Sie hatte sich so hingesetzt, daß sie den Weg überblicken konnte. Falls jemand kommen sollte… »Ist die Katze zurückgekommen?«
    »Ihr wißt davon? Nein, sie ist nicht gekommen.« »Dann solltest du sie vorläufig nicht suchen!« »Nein. Heute abend ist Vollmond. Und Herr Andreas hat versprochen, in einigen Tagen mit mir hinaufzufahren und nach der Katze zu sehen.«
    Hatte er gemerkt, wie herrlich sie es fand, Andreas' Namen auszusprechen? Nein, wohl nicht, er saß nur stumm da, wie in eigene Gedanken versunken. Er sah eigentlich ganz gut aus, der Doktor, auch wenn er nicht die männliche Ausstrahlung von Andreas besaß. Das rotbraune Haar lockte sich leicht um ein sommersprossiges, munteres Gesicht mit intensiv blaugrünen Augen, aus denen alle Güte der Welt leuchtete. Er war nicht groß, wenn sie nebeneinander standen, war sie beinahe- so groß wie er.
    Oft kam ihr Mattias von Meiden vor wie ein Engel des Herrn, der für eine Weile auf die Erde geschickt worden war, um den Menschen beizustehen. Er wurde von der ganzen Gemeinde vergöttert, das wußte sie. »Wir alt bist du eigentlich, Hilde?«
    Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. »Siebenundzwanzig. Ich hatte an dem schrecklichen Tag Geburtstag, Als Ihr meinen Vater nach Hause brachtet.« Er pflückte ein paar Pechnelken für einen dünnen Strauß und reichte ihn ihr.
    »Meinen Glückwunsch nachträglich - und meine Bewunderung!«
    Überrumpelt nahm sie den Blumengruß entgegen. »Danke«, lachte sie. »Aber Bewunderung… ?« Er machte ein ernstes Gesicht, aber in seinen Augen glitzerte es, wie um dem Ernst die Spitze zu nehmen. »Für deine wunderbare Geradlinigkeit und Stärke. Wenn ich könnte, würde ich um deine Hand anhalten.« Sie lächelte unsicher. »Aber Herr Mattias! So etwas dürft Ihr einem einfachen Mädchen wie mir nicht sagen. Ich könnte mir wer weiß was einbilden.« »Ich habe es ernst gemeint, Hilde.«
    »Das… das könnt Ihr nicht tun«, sagte sie unglücklich. »Ihr seid ein Baron, und ich… ich bin die Tochter des Henkersknechts.«
    »In unserer Familie haben wir uns nie etwas aus Titeln gemacht. Ich weiß, daß man in den meisten Adelsgeschlechtern lieber unverheiratet bleibt als jemanden zu heiraten, der nicht adelig ist, aber so ist das nicht bei den von Meidens. Die stürzen sich voller Freuden mitten hinein in das Profane. Nein, das ist es nicht, was mich abhält.«
    Neugierig, wie sie mittlerweile geworden war, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen: »Und was ist es dann?« Kaum hatte sie die Frage gestellt, da fiel ihr auch schon auf, wie eingebildet das klang. Als ob sie sich gut vorstellen könnte, daß er um ihre Hand anhielte. Aber er ließ sich nichts anmerken. »Nein, ich kann nicht darüber sprechen.«
    Die Kinder

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