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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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den Vogt an. »Hilde hat einen Schock, und zwar einen schweren, und es ist völlig unnötig, sie für etwas auszuschimpfen, für das sie nichts kann.«
    »Entschuldigung«, knurrte der Vogt. »Aber es ist nicht besonders erfreulich, von irgend einem Idioten außer Gefecht gesetzt zu werden, wenn man mitten im wichtigsten Auftrag seines Lebens steckt. Nein, ich habe nicht Euch gemeint, Fräulein«, sagte er zu Hilde, jetzt schon höflicher. »Ich meine den, der uns betäubt hat. Wie zum Teufel konnte das passieren?«
    »Wohl mit Hilfe des Biers«, sagte Kaleb. »Das Bier hatte Andreas von zu Hause mitgenommen, aber da war es noch völlig in Ordnung, denn wir haben es probiert. Jemand muß ein Schlafpulver oder etwas anderes Betäubendes hineingetan haben, während es hier im Wald stand. Wo hattet ihr es stehen?«
    »Das Faß stand am Waldrand, ein Stück entfernt vom Pfad«, sagte ein Mann. »Lag einer von euch in der Nähe?« Sie überlegten. »Nein, das nicht gerade.« »Es hätte sich also in der Dunkelheit jemand dorthin schleichen und etwas hineintun können?« Doch, ja, das war denkbar. »Wann habt ihr davon getrunken?«
    Der Vogt antwortete. »Also erst sind wir herumgegangen und haben die Plätze für jeden einzelnen Mann ausgesucht. Dann haben wir uns ein letztes Mal versammelt, das war kurz, bevor wir Hilde erwarteten, und dann haben wir jeder einen Schluck getrunken, während wir besprachen, was zu tun wäre, falls der Werwolf auftauchen sollte.« »Und da war Andreas dabei?«
    »Da waren alle dabei, die den Wald und die Waldkate überwachen sollten. Nicht die, die ganz hinten im Roggenfeld lagen, nur zwei oder drei von ihnen, die mehr zum Wald hin plaziert waren. Wir konnten ja keinen Boten nach denen ausschicken, die sich schon an der Landstraße und so postiert hatten. Wir haben noch darüber gefeixt, daß sie nichts von dem Bier bekamen. Gottseidank, daß sie nichts davon getrunken haben!«
    »Ja«, sagte Hilde. »Denn ich glaube, die Rufe haben ihn verjagt. Mattias, dein Pferd?« »Was ist damit?« »Was, wenn er es angreift?«
    »Wenn der Werwolf es angreift, meinst du? Keine Sorge, habe einen Mann als Wache aufgestellt. Es steht dicht am Waldrand, dort wo das Roggenfeld beginnt.« »Ach, das ist gut.«
    Der Vogt starrte ihn auf einmal mißtrauisch an. »Tja, Doktor, wie sieht es aus, Ihr wißt doch eine Menge über Schlafmittel, oder nicht?«
    »Doch, aber ich weiß nicht, welches hier verwendet wurde. Es muß stark gewesen sein.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Nicht jeder hat schließlich Zugang zu so etwas.«
    Mattias lächelte. »Falls Ihr glaubt, ich wäre oben im Wald gewesen und hätte es in das Bierfaß getan, dann könnt Ihr ja auf den Höfen nachfragen, die ich heute abend besucht habe. Ich glaube nicht, daß Ihr auch nur das kleinste zeitliche Schlupfloch findet. Denn ich war weit weg. Ich war heute in mehreren Gemeinden.« »Hm«, machte der Vogt.
    Hilde sagte leise: »Kann ich jetzt bitte nach Hause? Ich glaube, ich kann diesen Wald nicht länger ertragen.« In Wirklichkeit zitterte ihr ganzer Körper vor Begierde, davonzustürzen.
    »Ja, Mattias, bring sie nach Hause«, sagte Kaleb. »Wird gemacht. Kann ich sie nach Grästensholm mitnehmen? Ich möchte sie gerne unter Beobachtung halten, sie ist in einer ziemlich schlechten Verfassung.«
    »Tu das, mein Lieber«, lächelte Kaleb. »Ich werde daheim Bescheid sagen.«
    Sie halfen ihr auf Mattias' Pferd, und dann setzte er sich hinter sie. Endlich konnte sie den abscheulichen Wald verlassen.
    Sie ritten stumm, in Gedanken vertieft. Das heißt, Hilde dachte vor allem eines: Können wir nicht ein bißchen schneller reiten?
    Denn ihr saß immer noch die Angst im Nacken. Gerade als sie auf den Weg nach Grästensholm einbogen, sagte Mattias: »Ich glaube, Kaleb hat einen Verdacht.«
    »Es sieht so aus. Wer der Werwolf ist, meinst du doch?« »Ja« »Ich habe auch einen«, sagte Hilde. »Du auch? Und wer, denkst du?«
    »Ich möchte zuerst mit Herrn Kaleb sprechen. Es ist nicht gut, eine Beschuldigung so aufs Geratewohl zu äußern. Aber ich glaube, ich weiß, wer das Schlafmittel in das Bier getan hat. Auf jeden Fall halte ich es für möglich. Obwohl es eigentlich unglaublich ist!«
    »Wie in aller Welt kannst du jemanden dieser Tat verdächtigen?«
    »Warte, bis wir Herrn Kaleb wiedersehen! Dann werden wir unsere Vermutungen vergleichen.«
    »Es fällt mir schwer, zu warten, aber… Fühlst du dich jetzt ruhiger?« »Kommt dir das so vor?«

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